Anna Bieler geht es bei ihren Bildern um menschliche Befindlichkeiten, Verhalten und Zustände
Die Arbeiten der Wiesbadener Malerin Anna Bieler, die im Museum im Wehner Schloss in der Reihe Kunst aus der Region gezeigt werden, weisen eine vielgestaltige Bildsprache auf.
Von Hendrik Jung
Anna Bieler bei der Kunstausstellung im Schloss vor einem ihrer Werke.
(Foto: RMB/Wolfgang Kühner)
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WEHEN - Eine Berührung an der Wange lässt ein feurig-rotes Wesen entflammen. Ein kleines Mädchen schaukelt hingebungsvoll auf einem Fisch, der in den Ästen eines Baumes hängt. Ein Riese hält einen Fisch mit einem bunten Schuppen-Mosaik sanft in seinen Händen.
„Ich selber denke dabei nie an Geschichten“
Die Arbeiten der Wiesbadener Malerin Anna Bieler, die im Museum im Wehner Schloss in der Reihe Kunst aus der Region gezeigt werden, weisen eine vielgestaltige Bildsprache auf. „Es ist klar, dass die Leute in meinen Bildern Geschichten sehen. Ich selber denke dabei aber nie an Geschichten. Mir geht es immer um menschliche Befindlichkeiten, Verhalten und Zustände“, erläutert die 50-Jährige. „Vom Miteinander, vom Mensch-Sein“ lautet denn auch der Titel der Ausstellung, in der sich großformatige Ölgemälde auf Leinwand mit kleinen Aquarellen auf Papier abwechseln. Letztere sind dabei auf kleinem Raum nicht weniger ausdrucksstark. Ein Gesicht, das durch eine mit Schwarz, Weiß und Blau betonte Augenpartie maskenhaft wirkt, erscheint mit mal gekräuseltem, mal kubistisch dargestelltem Haupthaar ausgesprochen wild, blickt dem Betrachter aber mit freundlichem Lächeln entgegen. Unter den Arbeiten, die von stark gezeichneten Charakteren, oft fantasievoll-fabelhaften Mischwesen bevölkert sind, fällt eine sehr aus dem Rahmen. Bei dem Bild mit dem Titel „Tod im Meer“ stehen zwei Quader übereinander vor einer Kulisse aus einer großen gelben Scheibe auf rotem Grund sowie ultramarinem Blau. Darunter ist schemenhaft eine zu einer Kugel zusammengerollte, menschliche Gestalt eingeritzt. Ein Motiv, das über das Schicksal von Flüchtenden, die im Meer ertrinken, hinausweisen soll. „Die Quader stehen für die Last des Materiellen, der Kreis für den Geist. Politisch zu sein, passiert anderswo, bei Demonstrationen auf der Straße. In der Kunst aber sehe ich es nicht als meine Aufgabe, politisch zu sein“, verdeutlicht Anna Bieler. Vielmehr liege ihr sehr daran, Positives in die Welt zu senden. Das kann ein freundlich-blaues Wesen sein, das glücklich mit einer großen Kugel in den Händen in einem mit Blättern ausgepolsterten Pflanzenkelch ruht. Das kann ein Geschöpf mit langen Haaren sein, das wie in einer Yoga-Asana mit nach oben gestrecktem Kopf am Strand liegt, sodass die Brandung und der Rücken die gleiche wellenförmige Krümmung aufweisen. Das kann aber auch ein hagerer, schwarz gekleideter Punker sein, neben dem ein voluminöser Geist schwebt, der in einen leuchtenden Anzug mit psychedelischer Musterung gewandet ist und schmunzelnd auf ihn hinabschaut. Mehrdeutig ist das Aquarell mit dem Titel „Sepp und sein Vogel“. Gleich zwei gefiederte Wesen lassen sich darauf ausmachen. Jedoch ist der Blick der menschlichen Figur mir derartiger Intensität ins Leere gerichtet, dass der Titel auch im übertragenen Sinn gemeint sein könnte. Auf jeden Fall bietet auch diese Arbeit einen idealen Auslöser dafür, aus dem Betrachten des Motivs heraus gedanklich eigene Geschichten zu entwickeln.
ÖFFNUNGSZEITEN
Die Ausstellung „Vom Miteinander, vom Mensch-Sein“ ist noch bis zum 14. Oktober im Museum im Wehener Schloss in der Weiherstraße 6 zu sehen. Das Museum ist jeweils mittwochs zwischen 12 und 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Einen umfassenden Einblick in das Werk von Anna Bieler findet sich außerdem im Internet unter www.annabieler.de.