Diakon Hans Jürgen Siebers stellte in der Pfarrkirche Sankt Ägidius ein Jesus-Wort ins Zentrum seiner Büttenpredigt.
Von Hendrik Jung
Diakon Hans Jürgen Siebers hat wohl seinen letzten Wortgottesdienst gefeiert.
(Foto: Martin Fromme)
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NIEDERGLADBACH - Seit vielen Jahren ist es in Niedergladbach Tradition, dass Diakon Hans Jürgen Siebers am Fastnachtswochenende eine Büttenpredigt in der katholischen Pfarrkirche Sankt Ägidius hält. Da er Ende April in Ruhestand geht, dürfte es sich um seinen letzten Wortgottesdienst gehandelt haben, der unter närrischem Aspekt stand. Luftschlangen hingen über den Kirchenbänken, das Taufbecken war mit Luftballons in den Mainzer Fastnachtsfarben Blau, Weiß, Rot und Gelb geschmückt und im Altarraum fand sogar eine Clown-Figur ihren Platz.
„Bevor die ernste Fastenzeit beginnt, wird die Welt auf den Kopf gestellt. Das Fest der Narren bedeutet auch, über sich selbst lachen zu können und nicht in Trauer und Sorge zu vergehen“, begrüßte Siebers die knapp zwei Dutzend Gäste des Gottesdienstes. Während der Büttenpredigt, für die er auf einen vorgefertigten Text zurückgriff, den er an manchen Stellen nach seinen Bedürfnissen verändert hatte, trug der Diakon sogar eine Narrenkappe. „Doch geb ich gleich zu Protokoll: Ich halt mich dennoch an mein Soll. Wir machen’s nicht in halber Zeit und feiern auch nicht Messe light. Wir nehmen das Evangelium zur Hand als Therapeutikum“, betonte Siebers gleich zu Beginn der Büttenpredigt.
Auch der Klerus bleibt nicht verschont
In deren Zentrum stand ein Jesus-Wort, das im siebten Kapitel des Matthäus-Evangeliums zitiert wird: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Eine Sichtweise, die derzeit oft nicht berücksichtigt werde, ganz im Gegenteil. „Nicht, wer Du bist, heut interessiert nur, ob Du gut Dich präsentierst. Das rechte Image ist gefragt, was drunter steckt, wird nicht gesagt“, hieß es im Predigttext. Beispiele aus Wirtschaft und Politik, aber auch der Kirche selbst wurden dabei genannt. „Es wird uns wirklich wenig nutzen, nur die Fassade aufzuputzen, die Kirche neu zu renovieren und weiter wie bisher agieren. Nur Worte, die den Himmel preisen, wird niemand mehr vom Stuhle reißen“, verdeutlichte Siebers. Denn schließlich gelte auch für die neu gegründete Pfarrei Heilige Familie Untertaunus und ihren Kirchort in Niedergladbach, dass man sie an ihren Früchten messen werde.
NÄRRISCHER TREFF
Am Fastnachtsdienstag steht auch der ökumenische Aktiv-Treff 58 plus ganz im Zeichen des Narrentums. Im elften Jahr werden dazu von 14.11 Uhr an auch wieder Seniorinnen und Senioren aus Hattenheim im Haus Ägidius erwartet.
Für die Fortsetzung des Treffs wird aufgrund des nahenden Ruhestands von Diakon Siebers eine ehrenamtliche Leitung gesucht. Weitere Informationen sind bei Hans Jürgen Siebers, Telefon: 06123-46 11, E-Mail: HJ.Siebers@ gmx.de, erhältlich
Fürbitten weisen närrische Schärfe auf
Die mit Amen und Helau beendete Büttenpredigt erhielt jedenfalls schon einmal viel Beifall. Doch auch die Fürbitten weisen an diesem Tag eine besondere närrische Schärfe auf. „Denen, die in Stolz und Hochmut aufgeblasen sind wie ein Luftballon, wird Humor und Demut gewünscht, um über sich selbst lachen zu können. Denen, die zerstreut sind wie Konfetti, solle Gott sich als Grund bleibender Freude zeigen. Denjenigen schließlich, die nicht nur an Fastnacht mit einer Maske herumlaufen und ihr wahres Gesicht verbergen, wird Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit gewünscht.“ Botschaften, die deutlich zeigten, dass Fastnacht und Kirche besser zusammenpassen, als man im ersten Moment meinen könnte.