Ultranet: Ortsbeirat Oberjosbach lehnt Trassenverschwenkung für Niedernhausen einstimmig ab
Von Beke Heeren-Pradt
Bezirksredakteurin (Sitz: Idstein)
Ein Streitthema mit großer Brisanz: Der geplante Trassenverlauf der Stromleitungen in der Region. Archivfoto: dpa
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NIEDERNHAUSEN - Alternativen zum bisher geplanten Trassenverlauf – das sehen viele Anwohner und Politiker, wenn es darum geht, eine Lösung für mögliche Belastungen durch den Ultranet genannten Ausbau der bestehenden Hochspannungsleitungen im Idsteiner Land zu finden.
Niedernhausen ist davon ebenso betroffen wie der Idsteiner Gänsberg, Wörsdorf und der Hünstetter Ortsteil Wallrabenstein. Seit gut zwei Jahren sind die Planungen des Netzbetreibers Amprion öffentlich, der auf den bestehenden Strommasten mit den bekannten Wechselstromleitungen im Rahmen des Stromnetzausbaus eine zusätzliche Gleichstromleitung installieren will. Zahlreiche Bürgerinitiativen entlang der Strecke wenden sich schon seit Jahren dagegen, fordern Erdverkabelung oder wenigstens eine teilweise Verlegung der Trasse, weg von der zum Teil extrem dicht herangerückten Wohnbebauung.
Gemeinde muss Trassenvariante einbringen
Der Niedernhausener Niclas Roth präsentierte am 27. September, als das Reportermobil dieser Zeitung am Niedernhausener Rathaus Station machte, eine gewissermaßen „druckfrische“ Variante für den Verlauf der Ultranet-Trasse rund um den Ort. Ziel dieser Verschwenkung ist es, einen Abstand von 400 Metern zur Wohnbebauung an allen Stellen der Gemeinde einzuhalten. Erst wenige Tage zuvor hatte er mit seinem Nachbarn diese Trassenverschwenkung entworfen. Er reichte seinen Vorschlag bei der zuständigen Bundesnetzagentur zur Berücksichtigung im Genehmigungsverfahren ein.
In dieser Woche erhielt Roth, der als Betroffener aktiv wurde, sonst keinem Gremium oder einer Bürgerinitiative angehört, Antwort vom Bürgerservice der Bundesnetzagentur, die ihn darauf hinweist, dass seine Planungen zu spät eingereicht wurden für eine Berücksichtigung im bisherigen Genehmigungsverfahren. Gleichwohl wurde darauf hingewiesen, dass die Trassenvariante im Rahmen der Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung in das Verfahren eingebracht werden könnte.
Das würde bedeuten, dass Roth die politischen Gremien der Gemeinde Niedernhausen überzeugen müsste, sich im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für seinen alternativen Trassenverlauf einzusetzen. Damit haben er und seine Mitstreiter bereits begonnen. Das Konzept wurde bei der Gemeindeverwaltung zur Prüfung eingereicht und verschiedenen Fraktionen in der Gemeindevertretung vorgestellt. In den nächsten Wochen wollen Roth und seine Mitstreiter nicht nur auf die Entscheider in Niedernhausen, sondern auch auf die betroffenen Bürger zugehen. Der geplante Korridor solle im Ort visualisiert werden, man wolle mit der Bürgerinitiative zusammenarbeiten, so Roth.
Oberjosbacher wollen nicht eingezäunt werden
„Wir haben bisher eine Menge positive Reaktionen bekommen“, berichtet er, aber er wisse auch, dass es durchaus Gegenstimmen gebe. Eindeutig gegen diesen Vorschlag positioniert sich der Ortsbeirat Oberjosbach. In seiner jüngsten Sitzung am vergangenen Mittwoch stimmte das Gremium einstimmig gegen den Vorschlag Roths. „Oberjosbach würde auf diese Weise quasi eingezäunt“, fasst Ortsvorsteher Manfred Racky die Stimmung in dem Niedernhausener Ortsteil zusammen.
Denn die Trassenverschwenkung würde in einem Viereck um den Ort herumgeführt – und das drei Kilometer durch den Wald. „Das würde einen gigantischen Waldeinschlag bedeuten“, so Racky, „Man kann einen früheren Planungsfehler nicht mit einem neuen Fehler wettmachen.“ Außerdem handele es sich bei dem betroffenen Gelände um das einzige Gebiet in Niedernhausen, wo die Sicht nach Osten und Süden noch frei sei.