Niedernhausen: Sechstklässler der Theißtalschule im Workshop zu Gewaltprävention
Von Beke Heeren-Pradt
Bezirksredakteurin (Sitz: Idstein)
Im Workshop zur Gewaltprävention haben Theißtalschüler, hier in einer Nähe-Distanz-Übung, viel über Konfliktbewältigung gelernt. Foto: wita/Martin Fromme
( Foto: wita/Martin Fromme)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
NIEDERNHAUSEN - „Cool sein – cool bleiben“ – heißt der Titel des Workshops, den jedes Jahr alle Sechstklässler der Niedernhausener Theißtalschule absolvieren. Gewaltprävention ist das Thema, das sich hinter dem plakativen Titel verbirgt: Wie entstehen Konflikte? Wie vermeidet man Konflikte? Wie reagiert man auf Provokation? Diese und zahlreiche andere Fragen standen im Zentrum eines Workshops, den am Dienstag die Klasse 6a des gymnasialen Zweiges der Schule absolvierte. Von 8 Uhr bis nachmittags um 16 Uhr waren die Schüler dazu im Jugendzentrum der Gemeinde hinter dem Rathaus.
Abstand halten, ohne unhöflich zu sein
Patrick Schmidt, Schulsozialarbeiter an der Theißtalschule, der gemeinsam mit seiner Kollegin Nicole Ohlemacher und der Niedernhausener Jugendpflegerin Nina Paunescu verantwortlich zeichnet für das Programm des Tages, ist es auch wichtig, dass die Schüler für den Workshop an einen anderen Lernort kommen. Gleichzeitig sei es eine gute Gelegenheit für die Schüler, das gemeindeeigene Jugendzentrum kennenzulernen.
Dass Konflikte entstehen, wenn bestimmte Regeln von Nähe und Distanz nicht eingehalten werden, das machen sich die Schüler zu Beginn des besonderen Schultages an verschiedenen Beispielen klar. Wie nah lasse ich verschiedene Personen an mich heran? Wie kann ich Abstand halten, ohne unhöflich zu sein? Wie kann ich Abstand schaffen, wenn mir jemand schon zu nahe gekommen ist? Ganz praktisch machen sich die Sechstklässler bewusst, dass Nähe und Distanz sehr unterschiedlich empfunden wird, je nachdem, mit welchen Personen man umgeht.
Anschließend geht es darum, wie mit Provokation umgegangen wird. Schimpfwörter können entkräftet werden, zeigt Patrick Schmidt an verschiedenen Beispielen, nachdem die Schüler aufgefordert waren, einmal zusammenzutragen, welche Schimpfwörter sie kennen oder auch selbst benutzen. „Hast du keins?“, sei die richtige Antwort, wenn man mit dem bekannten „A-Wort“ tituliert würde, erklärt Schmidt den Jungen und Mädchen. Auf diese Art und Weise nähme man dem Wort die beleidigende Kraft.
Mit der Klärung der Bedeutung von Schimpfwörtern wie „Spast“, „Krüppel“ oder „Missgeburt“, die ebenfalls feste Bestandteile des Schülerwortschatzes seien, schaffen es Patrick Schmidt und Nina Paunescu, dass die Schüler sich selbst klar machen, wie verletzend diese Wörter auf jemanden wirken, der tatsächlich von derartigen Einschränkungen betroffen ist.
Im Zusammenhang mit Beleidigungen, die häufig Ausgangspunkt von Provokationen sind, überlegt Schmidt mit den Schülern, was denn passiere, wenn jemand beleidigt werde. Drohen, Schimpfen, Aufregen – das seien die gängigen Reaktionen, die so eine Eskalation der Situation zur Folge hätten.
„Ich kann eine solche Situation entschärfen, wenn ich genau sage, was diese Provokation mit mir macht“, erläutert Patrick Schmidt am konkreten Beispiel in der an diesem Vormittag immer wieder dazwischenplappernden Schülergruppe: Die Schüler hören ihm zu, als er seine Anstrengung beschreibt, wenn er gegen das dauernde Gemurmel anreden muss. „Ich-Botschaft“ heiße diese Form der Deeskalation, erklärt er, mit der wirksam Streit vermieden werden könne.
Am Ende des Nachmittags können die Schüler in einem vorbereiteten größeren Rollenspiel ausprobieren, wie sie sich Konfliktsituationen mit provozierendem Verhalten von anderen entziehen können. Schauplatz ist das öffentliche Verkehrsmittel Linienbus mit seinem begrenzten Raum, den die Schüler als Ort für Konfliktsituationen gut kennen. Nach einem Tag mit zahlreichen Übungen zur Deeskalation gelingt „cool bleiben“ schon ziemlich gut.