Neuer Nähtreff für geflüchtete Frauen und Einheimische in Königshofen
Von Christine Dressler
Nähen ist für Mütter eine praktische Art, um kaputte Reißverschlüsse zu retten. Schneiderin Anna Milkes zeigt in Königshofen, wie es geht, und bringt die Frauen zusammen. Archivfoto: Torsten Boor
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NIEDERNHAUSEN - Erfahrung an der Nähmaschine oder mit Nadel und Faden, eigenes Material oder Geld muss keine Frau mitbringen, um beim neuen Nähtreff mitzumachen. Dieser findet seit dieser Woche jeden dritten Dienstag im Monat von 10 bis 12 Uhr im ersten Stock der Königshofener Panoramastraße 5 statt.
Flüchtlingskoordinatorin Stefanie Langenkamp und die ukrainische Schneiderin und Designerin Anna Milkes, die seit 2001 in Deutschland lebt und 2016 nach Niedernhausen zog, verfolgen mit ihrem Projekt zwei Ziele. Zum einen bringen sie mit dem integrativen Treff Flüchtlingsfrauen und Niedernhausener Bürgerinnen zusammen, zum anderen lehrt Milkes und lernt Langenkamp mit den Teilnehmerinnen das Nähen per Hand und Maschine von den Grundlagen bis zur professionellen Näherei.
Erfahrung müssen die Frauen nicht mitbringen
Das Spektrum reicht von Kissenhüllen, Taschen und Schürzen bis zu Rundausschnitten und Spitzkragen. Die Teilnehmerinnen lernen auch, eigene Schnittmuster zu entwerfen. Obwohl Erfahrung unnötig ist, brachten alle Frauen, die zur Premiere am Dienstagvormittag kamen, Vorkenntnisse mit, lernten aber trotzdem gleich viel dazu. „Genauso wichtig wie gutes Licht zu haben, ist es, vorher und nachher zu bügeln“, erklärte Milkes zu Beginn. „Gut gebügelt ist halb genäht.“ Welch großen Unterschied es macht, wenn der Stoff glatt und sauber aufeinanderliegt, überraschte alle – sogar Sema Kenan, die sich früher in der Türkei das Nähen selbst beibrachte und heute viel für ihre 21- und 18-jährigen Töchter, den 12-jährigen Sohn, den Haushalt und sich selbst näht. „Das wusste ich nicht“, gab Langenkamp zu. Minuten später erstaunte und begeisterte die Frauen, wie hilfreich der Heft-Vorstich ist. Er gelang dank Milkes Anleitung allen auf Anhieb. Während die Teilnehmerinnen zwei gebügelte Stoffteile akkurat in fünf Millimeter langen Stichen per Hand mit der Nadel und einfachem, dünnem Heftfaden von rechts nach links aufeinander fixierten, unterhielten sie sich.
Langenkamp erzählte, wie sie auf die Idee zum Treff kam: „Ich nähe für meine Kinder, sie sind jetzt fünf und drei, schon länger Kleidung und wollte als Flüchtlingskoordinatorin etwas für Frauen anbieten.“ Als Milkes anbot, ihr Fachwissen mit anderen zu teilen, passte das ideal. Langenkamp reservierte den Raum und sammelte Materialspenden. „Wir bekamen viele Stoffe, Garn, ganze Nähkörbe, also richtige Schätze, aber erst zwei Nähmaschinen.“
Deshalb war es gut, dass Teilnehmerin Julia Steinberger ihre eigene mitbrachte, um sich von der Schneiderin die Feineinstellung und Möglichkeiten erklären zu lassen. Steinberger habe das Nähen als „nützliches Hobby“, das sie zu Hause ausüben kann, für sich entdeckt, erzählte die vierfache Mutter von ein- bis sechsjährigen Kindern. Den Treff nutze sie, „um mal rauszukommen und dazuzulernen“, sagte sie.
Tipps und Tricks sparen Zeit und machen Spaß
Alle Mütter strahlten, als Milkes außerdem zeigte wie man defekte Kleidung von Rissen bis zu kaputten Reißverschlüssen retten, Kleidung ändern, selbst entwerfen, Applikationen auf-, Kordeln ein- und Knöpfe annähen kann. Die Frauen planten, den Treff nun öfter zu nutzen. Einige schwärmten: Dank Milkes Tipps und Tricks sparen sie nicht nur viel Geld. Es „macht auch richtig Spaß“ und „Freude“.