Delegation der United Church of Christ informiert sich über die Arbeit des „Fluchtpunkt Niedernhausen“
Von Claus Wolff
Die Helfer von der Initiative „Fluchtpunkt Niedernhausen“ unterstützen Geflüchtete bei der Arbeitssuche. Archivfoto: wita/Mallmann
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NIEDERNHAUSEN - Eine siebenköpfige Delegation der United Church of Christ (UCC) besuchte Einrichtungen der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die sich für eine Willkommenskultur für Geflüchtete stark machen.
An ihrem vorletzten Besuchstag haben sich die vier Geistlichen und drei Ehrenamtlichen viel Zeit genommen, um die Flüchtlingsarbeit in Niedernhausen kennenzulernen. Gesamtkoordinatorin des „Fluchtpunkt Niedernhausen“ ist Patricia Garnadt. Sie ist auch die Präses des evangelischen Dekanats und engagiert sich auch dort sehr für die Arbeit mit Geflüchteten.
Garnadt „ist das Bindeglied zwischen der evangelischen Kirche, der Kommune und dem Kreis.“ Sie koordiniert die rund 120 ehrenamtlichen Helfer, die hauptsächlich in den beiden großen Flüchtlingsunterkünften engagiert sind.
Verwunderung bei den Besuchern
Die Amerikaner, unter ihnen auch ein ehemals Geflüchteter aus dem Irak, engagieren sich alle in ihren Gemeinden im Staat New York für Menschen, die aus ihren Ländern flüchten mussten. Kelly Todey berichtet, dass sie es in ihrer Arbeit mit Menschen aus über 15 Nationen zu tun hat. Sie interessiert vor allem, wie die Integration in Deutschland gelingt, wie Sprachkurse organisiert sind und wie das Zusammenleben in den Flüchtlingsunterkünften funktioniert. Es bleibt nicht bei theoretischen Ausführungen. Ihre Fragen kann die Delegation direkt vor Ort in der Flüchtlingsunterkunft „Lochmühle“ stellen. Dort arbeitet unter anderem Yonas Abraham als Flüchtlingsbetreuer. Der aus Afghanistan geflüchtete Jamshid Amarkhil arbeitet ebenfalls in der Unterkunft und darüber hinaus. Das Besondere bei ihm ist aber: Er tut das im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes. Beiden kommt zugute, dass sie bis zu sechs Sprachen sprechen können. Sie berichten von kleineren Konflikten über unterschiedliche Sauberkeitsansprüche und ungewaschenes Geschirr. „Das ist ja wie bei College-Studenten“, meint einer der Besucher. Beeindruckt zeigen sich die Gäste aus den Vereinten Staaten über das große professionelle Engagement.
Dass es in Deutschland für die Erteilung von Sprachkursen hohe bürokratische Hürden gibt, verwundert sie ebenso, wie die lange Zeit, die es in der Regel benötigt, bis die Asylsuchenden den Bescheid über ihren Antrag erhalten. Nicht verstehen können sie, dass für die Entscheidung keine noch so engagierte Integrationsbemühung eine Rolle spielt. „Das wird sich erst langfristig auszahlen“, betont Patricia Garnadt.
Hilfe im Alltag und in Notsituationen
Rhonda Morgan fragt den „Bufdi“ was für ihn finanziell übrig bleibt und was er gerne in der Freizeit mache. Jamshid Amarkhil erklärt, dass er den Bundesfreiwilligendienst nicht aus finanziellen Gründen mache. Denn dafür hat er kein Geld mehr in der Tasche. Wohl kann er aber dafür einen Intensivkurs in Deutsch machen, die Prüfungen stehen jetzt bald an. Zu den Tätigkeiten des Bundesfreiwilligen Jamshid Amarkhil in der Flüchtlingsunterkunft gehört unter anderem die konkrete Hilfe im Alltag. Er übersetzt erklärt und ist für viele ein beliebter Ansprechpartner. Am liebsten helfe er in Notsituationen, gibt er unumwunden zu.
Gefragt, was er in seiner Freizeit gerne mache, erklärt er, dass er sich am liebsten mit (deutschen) Freunden treffe, Sport treibe oder Fernsehen schaue, damit er die Sprache schneller lerne. Kontakt ist ihm wichtig, denn „der Schlüssel zur Integration ist Kontakt“, sagt er. Eine gute Mischung von Kontakt und Einzelbegegnungen ist das, was auch Garnadt den Ehrenamtlichen der United Church of Christ empfiehlt, als Rhonda Morgan aus UCC in Pelham nach Tipps für eine gelingende Integration fragt.
Patricia Garnadt vermittelt der siebenköpfigen Delegation mit einer Dia-Show Eindrücke der unterschiedlichen Angebote, Aktionen und Feste, die im Fluchtpunkt organisiert werden. Auch davon sind die Gäste aus den Staaten sichtlich beeindruckt. „It’s really amazing“, sagt Pastor James Campbell aus Manhattan.