BSU-Schulsozialarbeit und Suchthilfezentrum Wiesbaden informieren Eltern in der Niedernhausener Theißtalschule über Compterspiele
Von Marion Diefenbach
David Sauer (sitzend) erklärt in der Niedernhausener Theißtalschule den Eltern das Computerspiel „Counter-Strike“. Foto: wita/Mallmann
( Foto: wita/Mallmann)
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NIEDERNHAUSEN - „Sie werden Dinge sehen, die Sie ein bisschen verstören könnten“, sagte Helmut Zweininger von der Schulsozialarbeit an den Beruflichen Schulen Untertaunus, nachdem klar war, dass nur sehr wenige der mehr als 20 Teilnehmer der ElternLanParty Spiele wie „Minecraft“, „Egoshooter“ oder „GTA5“ kennen beziehungsweise selbst eine Konsole oder Wii zuhause haben. Und er sollte recht behalten: Schon die völlig zerstörte Umgebung, in der sich der Spieler in „Rage“ (Egoshooter) nach einem Asteroideneinschlag und dem Erwachen aus einem Cryoschlaf in einer „Arche“ tief unter der Erde als einziger Überlebender wiederfindet, sofort von Ghostclans, Banditen und Mutanten angegriffen wird und „Aufträge“ erledigen muss, weckte Emotionen.
Tag ohne Computer für die Familie eine gute Idee
Das durch gute Grafik simulierte Abenteuer, durch das man sich wie der Held in einem Film fühlt, in dem man ums Überleben kämpfen und Zombies vernichten muss, macht wohl einen Teil der Faszination aus, die Kinder und Jugendliche stundenlang in diese virtuelle Welt eintauchen lässt.
Zuvor hatte Thomas Abel vom Suchthilfezentrum Wiesbaden bei der Veranstaltung im Rahmen des Projekts „Netz mit Webfehlern?“, das die Fachstelle für Suchtprävention im Rheingau-Taunus-Kreis, die Schulsozialarbeit der Theißtalschule und die Techniker Krankenkasse in Hessen veranstalteten, unter dem Titel „Pathologisches Glücksspiel“ über das Verschwimmen der Grenzen zwischen „Gaming“ (Spielen) und „Gambling“ (Glücksspiel) aufgeklärt: Mit sogenannten „Cash Points“ (Ersatzwährungen), die allerdings mit echtem Geld zu bezahlen sind, könnten beispielsweise in „Counter-Strike Global Offensive“ (auch auf Handy übertragbar) Waffen gekauft und in einen Roulettetopf geworfen werden.
So sei auf Youtube der „PhantomL0rd“ mit frenetischer Begeisterung für einen komplett fiktiven Waffengewinn von 20 000 US-Dollar für das Counter-Strike-Spiel zu sehen. Altersgrenzen spielten kaum eine Rolle, da mit der jugend-/kinderaffinen „Paysafe Card“ bezahlt werden kann, die in Kiosks und Supermärkten erhältlich sei. Gleiches gelte für die zunehmend beliebten Sportwetten, erklärte Abel.
In jeweils zehn Minuten pro Station konnten die Eltern anschließend unter anderem „GTA“, „Counterstrike“ und „Quake 3“ ausprobieren: Bei den Games mit USK ab 18 Jahren geht es im Wesentlichen darum, möglichst viele Gegner mit Pistolen, Gewehren und Granaten bei spritzendem Blut und abgesprengten Körperteilen zu vernichten, um weiter und damit an bessere Waffen zu kommen. Natürlich gebe es in der Riesenauswahl heute erhältlicher Spiele auch solche, die für jüngere Kinder geeignet oder strategisch und kreativ angelegt seien, erklärte Zweininger. Empfehlungen seien allerdings schwierig, da jedes Kind anders sei und selbst ein Spiel wie „Fifa“ Suchtpotenzial habe, wenn die Spielzeit nicht begrenzt werde. Auch Letzteres hänge von der Persönlichkeit des Kindes ab.
Generell sei von Sperren zur Bestrafung abzuraten. Dagegen sei ein Tag ohne Computer für die ganze Familie immer eine gute Idee. „Man muss sich für die Kinder interessieren und sie begleiten“, fasste Peter Beck-Moretti (Sozialarbeit Theißtalschule) zusammen.