Die Gemeinde Niedernhausen will sich verstärkt um die Integration von Flüchtlingen bemühen. Dazu berät sie sich mit Experten aus der Wirtschaft und mit Freiwilligen.
Von Marion Diefenbach
Die Sprache ist ein wichtiger Faktor für den erfolgreichen Einstieg in den Beruf. Je höher das Niveau, desto besser.
(Archivfoto: dpa)
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NIEDERNHAUSEN - Zur Erarbeitung konkreter Maßnahmen beim dritten und letzten Workshop im Rahmen der Integrationsstrategie begrüßte Moderatorin Marie-Sophie Guntram von der IMAP GmbH in Düsseldorf. Gemeinsam mit Stefanie Langenkamp, Integrationsbeauftragte der Gemeinde Niedernhausen, war in Verbindung mit den Handlungsfeldern Sprache und Bildung sowie Kultur, Soziales und Ehrenamt bereits eine Statusbestimmung vorgenommen worden: Die Motivation zur Zusammenarbeit sei gut, das Personal professionell. Es mangele jedoch unter anderem an der Anerkennung von Vorkenntnissen und der Einbindung von Handwerksbetrieben.
Vieles ist nicht selbstverständlich
Auch Ziele waren bereits definiert worden: Die Gemeinde, welche die Federführung und Öffentlichkeitsarbeit übernehme, für das Raumangebot und Infostände sorgen soll, könnte als Informationsschnittstelle zwischen Migranten, Ehrenamt und Wirtschaft fungieren, nachdem sie sich umfangreiche aufbereitete Informationen verschafft hat. „Unsere Kultur ist im Gegensatz zu anderen Ländern vom Arbeitsleben geprägt“, begann Georg Beinlich die gemeinsame Präsentation des Projekts „Willkommenslotsen“ mit seiner Kollegin Anja Kloos, beide von der Handwerkskammer (HWK) Wiesbaden, Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung.
So seien etwa die Fünf-Tage-Arbeitswoche und Pünktlichkeit für Geflüchtete nicht selbstverständlich. Neben vielen Informationen zu den Angeboten für Arbeitgeber sowie besonders gelungene Beispiele (Deutschkurs im Betrieb, Tandemmodell zur gegenseitigen Unterstützung) gingen Beinlich und Kloos auf eine Checkliste vor der Einstellung ein, zu der auch die Einbindung der Belegschaft sowie die Kompetenzfeststellung (Sprache und Vorbildung) des ausländischen Bewerbers gehörten.
In diesem Kontext empfahl Gerd Becker („Fluchtpunkt“ und Vereinsring Oberjosbach), erst ab dem vergleichsweise hohen Sprachniveau B 2 beziehungsweise DSH 2 für Personen mit zu Hause abgeschlossenem Studium in eine Ausbildung einzusteigen. Während die HWK Programme in den Betrieben und „Speed Datings“ für Ausbildungsbewerber durchführt, hat die gemeinnützige Organisation ProJob Angebote für bereits anerkannte Flüchtlinge. In Zusammenarbeit mit Gemeinde und Jobcenter setzt man für jeweils sechs Monate die „Perspektive Arbeit“, eine Kombination aus Einzel- und Gruppencoaching, als „Wanderprojekt“ an wechselnden Standorten um.
Auch von der Gemeinde vermittelte Praktika für bis zu drei Monate mit anschließender Ausbildung wurden vorgeschlagen. Der sogenannte „Bildungsatlas“, eine Plattform zur Informationsbündelung für alle Beteiligten, sei zu komplex, um umfassend aktualisiert zu werden; deshalb müsse man eher auf eine Verzweigung unterschiedlicher Anlaufstellen setzen.
Denkbar sei auch eine Unterrubrik auf der Homepage der Stadtverwaltung, bei der die Initiative und Koordination liegen soll, während die Betriebe für die konkreten Umsetzungsformen verantwortlich sind. Viele weitere Akteure sollen durch Vernetzung einbezogen werden.