Viel Applaus für Peter Reimer im Kurpark Bad Camberg
Von Peter Ehrlich
Peter Reimer hat für sein „philosophisches Konzert im Kurpark Bad Camberg seine eigene rote Gartenbank mitgebracht. Foto: Peter Ehrlich
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BAD CAMBERG - Peter Reimer, der „Mann auf der Bank“, hatte doch tatsächlich bei seinem Auftritt im Bad Camberger Kurpark seine eigene rote Gartenbank dabei, fing einfach an zu spielen und es wurde ruhig. Es beruhigte sich alles bei seinem Auftritt aus der Reihe seiner „Entschleunigungskonzerte“. Es klinge mehr als nach einer Gitarre, betonte Reimer gleich zu Beginn schmunzelnd und erklärte seine spezielle Art, den sechs Saiten und dem Klangkörper mit ein bisschen Technik weit mehr als den Gitarrenklang entlocken zu können.
Während des zweiteiligen Konzertes ließ Reimer das Publikum an seinen philosophischen Gedanken teilhaben. Ein Staunen ging durch die Reihen, als er sein Telefon emporhielt, das weit weg von jeglichen, heute angesagten Mobiltelefonen zu sein schien. Doch das ist Reimer. Peter Reimer entschleunigt eben in allen Bereichen und so lud er zum Gedankenexperiment ein: Wer würde schon seinen halben Hausstand – Akten, Kalender, Plattenspieler und so weiter – mit in den Urlaub nehmen wollen. „Doch mit den modernen Mobiltelefonen tun wir genau das – verbunden mit der scheinbaren Verpflichtung immer online sein, alles fotografieren und online berichten zu müssen.“ Reimer lud ein, mal wieder zu Papier und Stift zu greifen, sich an der wohltuenden Haptik eines edlen Schreibgerätes zu erfreuen und dem Knistern des Papieres. „Schreiben macht kreativ und schlau!“, fasste er seine Recherchen und Gedanken zum Thema „Handschrift“ zusammen.
Er berichtete von Studien, wonach Studenten, die in den Vorlesungen mit Stift und Papier mitschreiben, bessere Noten schrieben als diejenigen, die mit dem PC arbeiten, da die Ersteren aufgrund des langsameren Schreibens mit der Hand sinnvoll zusammenfassen müssen und so das Gehörte besser lernen.
Gegen zu viel Technik im Alltag
Für die Schüler im Konzert hielt Reimer noch den Tipp bereit: Ein Spicker werde überflüssig, wenn man ihn nur oft genug abgeschrieben und auf das richtige Format gebracht habe. Anstelle von anonymen Internetkäufen lud er ein, Face-to-Face bei echten Menschen in echten Geschäften zu kaufen und erntete dafür großen Applaus. Den Einkaufszettel einfach wieder mit der Hand zu schreiben oder anzufangen, ein Tagebuch zu schreiben, schlug er vor. Peter Reimer lud ein, mit der Fünf-Finger-Regel zu starten, warum nicht mal aufschreiben, was man am Tag besonders gut fand (hierfür steht der Daumen). Der Zeigefinger stehe für Dinge, die es sich zu merken lohnt und die einem helfen. Der Mittelfinger stehe für Dinge, die uns geärgert haben, der Ringfinger für etwas, was heute besonders wertvoll war und der kleine Finger möge an die Dinge erinnern, die an diesem Tag zu kurz kamen. Reimer entscheidet sich bewusst für die Langsamkeit und gegen zu viel Technik im Alltag.
Seine Musik beschreibt Reimer als zur internationalen Folklore, der Weltmusik und der Minimal-Music zugehörig. Mehr Informationen zum Künstler sind im Internet auf www.Mannaufder Bank.de und www.Entschleuni gungskonzerte.de zu finden.