So ist der Stand bei der Sanierung des Tournesol-Bads
Seit Jahresbeginn wird der Idsteiner Wellnesstempel Tournesol kernsaniert. Wir haben uns mal auf der Baustelle umgesehen und umgehört.
Von Beke Heeren-Pradt
Bezirksredakteurin (Sitz: Idstein)
Einstweilen herrscht unter der Schwimmbadkuppel die Atmosphäre einer Großbaustelle.
(Foto: Mallmann/AMP)
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IDSTEIN - „Vorsicht, achten Sie auf den Untergrund, wenn Sie über die Baustelle gehen“, sagt Gerhard Dernbecher, als er zusammen mit Erik Heller, dem technischen Leiter des Tournesol-Bads Bauhelme für den Rundgang durch das Tournesol-Gebäude überreicht. Seit Anfang des Jahres befindet sich die Idsteiner Freizeitanlage in einer Generalsanierung (diese Zeitung berichtete).
Überall in dem großen Gebäude an der B275 sind Handwerker bei der Arbeit, viele der früher aus dem Schwimm- und Saunabetrieb bekannten Räumlichkeiten sind kaum mehr wiederzuerkennen. Allein die große Schwimmhalle mit ihrem Becken unter der markanten Kuppel ist in der Grundanlage so geblieben, wie sie die Idsteiner Badbesucher kennen. Nur, dass Becken und Sprunganlagen eingepackt sind.
Dennoch wird sich auch hier einiges grundsätzlich verändern. Denn im vorderen Bereich entsteht ein neu konzipiertes Kleinkindbecken, dessen Umrisse gerade frisch aus Beton gegossen wurden und noch eingeschalt sind. Der frühere Gastro-Bereich an dieser Stelle verschwindet zugunsten eines extra Kinderbereiches, der für Geburtstagsfeiern genutzt werden kann. Und es wird Platz für Liegen geschaffen, von denen Eltern ihre Kleinen im Auge behalten können.
Einstweilen herrscht unter der Schwimmbadkuppel die Atmosphäre einer Großbaustelle. Foto: Mallmann/AMP
Eines der Großprojekte im Rahmen der Kernsanierung des Tournesol-Freizeitbads ist der komplette Neubau der Lüftungsanlage. Foto: Mallmann/AMP
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Wellnesstempel war zehn Jahre nach Eröffnung „runtergerockt“
Der Saunabereich der Freizeitanlage befindet sich in diesen Wochen im Rohbauzustand. Gerade wird neuer Estrich gegossen – von Saunalandschaft derzeit keine Spur.
„Das größte Projekt der vergangenen Monate hat auf dem Dach stattgefunden“, erläutert Dernbecher, seit Anfang des Jahres Geschäftsführer der Idsteiner Sport und Freizeitanlagen GmbH (ISF), einer 100-prozentigen Tochter der Stadt Idstein. In dieser Eigenschaft begleitet der Bauingenieur die Grundsanierung des Allwetterbads, das die Stadt nach jahrelangen Querelen und schließlich der Insolvenz der früheren Betreibergesellschaft 2019 kaufte.
Erst mit der Übernahme konnte die Stadt daran gehen, den tatsächlichen Zustand des 2009 mit großer Begeisterung und jeder Menge Zukunftsträumen eröffneten Bads in Augenschein zu nehmen. Und die Befürchtung, dass die Anlage reparaturbedürftig sein könnte, wich nach und nach der Erkenntnis, dass der Wellnesstempel mit der spektakulären, je nach Wetter zu öffnenden Schwimmhallenkuppel in den zehn Jahren seines Betriebes so „runtergerockt“ worden war, dass aktuell eine dringend notwendige Kernsanierung läuft, für die die Idsteiner Stadtverordneten 2021 die Summe von 16 Millionen Euro bewilligten.
Böse Überraschung bei den Brandschutzwänden
Einer der ersten und wesentlichen Abschnitte war der Einbau einer komplett neuen Lüftungsanlage, die auf einem neu errichteten Stahlpodest auf dem Dach des Gebäudes installiert ist, sodass sie zukünftig auch gewartet werden kann, was bei der alten Anlage nicht möglich war.
Im Untergeschoss des Gebäudes werden derzeit neue Wände eingezogen, weil die bestehenden teilweise verschimmelt waren. Denn der Bereich unter dem Becken und den Sanitäranlagen im Badbereich war wegen mangelnder Dichtigkeit komplett nass. In einem Teil des Untergeschosses werden zusätzlich Büros und Sozialräume für die Beschäftigten eingebaut, die es – entgegen der eigentlichen Betriebsvorschriften– vorher nie gab. Dazu wurde im hinteren Bereich mit großem Aufwand ein Lichtschacht aus Beton vor das bestehende Gebäude gebaut und Fenster in die Betonwand eingeschnitten. Gerade ist alles von außen noch einsehbar. In den nächsten Wochen wird das weggeräumte Erdreich wieder an seinen Platz zurückgeschoben.
„Eine böse Überraschung hatten wir bei der Untersuchung der Brandschutzwänden“, berichtet Dernbecher. Diese zeigten sich keineswegs als solche – obwohl sie in allen Plänen und Ausführungsdokumentationen entsprechend eingezeichnet waren. „Dies nachzurüsten, ist ein riesiger zusätzlicher Aufwand“, zeigt sich Dernbecher ziemlich entrüstet. „Eigentlich ein Skandal“, ist der ISF-Geschäftsführer immer wieder fassungslos, in welchem Zustand er die Anlage vorfindet.
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„Hier waren viele gute Ideen in die Planung eingeflossen“, lobt er grundsätzlich die energetische Konzeption des Bads. Fotovoltaik auf den Parkplatzdächern, Erdwärme und Blockheizkraftwerk für die Wärmeversorgung seien vorhanden. Doch kaum etwas davon habe einwandfrei funktioniert. „Die einzelnen Systeme sind niemals miteinander abgestimmt worden“, kritisiert er die früheren Betreiber, die zudem offensichtlich die gesamte Technik nicht fachgerecht warteten. Aktuell müsse beispielsweise die vorhandene Erdwärme-Anlage grundlegend saniert werden, was in diesen Zeiten insofern schwierig sei, als die dafür infrage kommenden Fachbetriebe vollkommen ausgebucht seien.
Viele der Mitarbeiter auch weiter dabei
Auf die Frage nach dem Zeitplan der Sanierung, zeigt sich Dernbecher mittlerweile ein wenig zweifelnd. „Wir sind nicht mehr ganz im Plan“, räumt er ein, dass es aktuell nicht sicher sei, das Bad zu Ostern 2023 wieder eröffnen zu können. „In diesem Frühjahr ist uns ein Schlüssel-Gewerk abhandengekommen“, berichtet Dernbecher. Diese Arbeiten mussten europaweit neu ausgeschrieben werden. „Zwei Monate lang mussten wir uns behelfen“, erläutert er die Verzögerung. Dazu komme, dass auch dieses Projekt von Problemen der Materialbeschaffung und von Personalmangel in den Firmen betroffen sei.
„95 Prozent der Ausschreibungen sind an Bord“, berichtet Antonius Junker, Geschäftsführer der Münchner Betreibergesellschaft GMF, die zukünftig das Idsteiner Tournesol betreiben wird. Er zeigt sich begeistert vom Einsatz des eingespielten Tournesol-Personals, das auch in der Zeit der Sanierung an Bord geblieben sei. „Ohne die Mitarbeiter würde es gar nicht gehen“, berichtet er auch davon, dass auch am Marketing bereits gearbeitet werde. Wichtig sei ihm vor allem auch, dass die Schwimmschule dann schnell anlaufe, damit die Versäumnisse in der Schwimmausbildung der Kinder in der Corona-Zeit schnell aufgeholt werden könnten. Gut sei, dass die Stadt die Hälfte der Tournesol-Mitarbeiter gehalten habe. „Das war der richtige Weg“, urteilt Junker, der auch betont, dass die GMF bereitstehe, das Bad neu zu eröffnen: „Wir stellen uns auf jeden Termin ein.“
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 06.08.2022 um 03:00 Uhr publiziert.