Das Publikum belohnte das Konzert der Idsteiner Kantorei mit minutenlangem Applaus und Bravon-Rufen.
Von Hendrik Jung
Die Idsteiner Kantorei und die Nassauische Kammerphilharmonie harmonieren perfekt.
(Foto: Mallmann/AMP)
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IDSTEIN - Der Auftakt zum Konzert der Idsteiner Kantorei in der sehr gut besuchten Unionskirche ist ohne Worte. Denn zunächst konzertieren unter der Leitung von Kantor Carsten Koch die rund 30 Mitglieder der Nassauischen Kammerphilharmonie. Ihre Interpretation von Felix Mendelssohn Bartholdys „Romantischer Sinfonie“ in vier Sätzen, Opus 11 in c-Moll, gelingt so rasant, wie es der Komponist bei Satzbezeichnungen wie Allegro molto oder Allegro con fuoco vorgesehen hat.
Gerät bereits der Beginn mit großem Gestus, bei dem das Ensemble aus segensreicher Süße unvermittelt in druckvolle Dramatik wechselt, so ist das Finale furios. Das geforderte Feuer gelingt etwa, wenn auf den Streichinstrumenten leise, aber rhythmisch-treibende Pizzicati gezupft werden, oder bei ihrem Wechselspiel mit den Blasinstrumenten. Die Streichinstrumente übernehmen wiederum die ruhigen Töne, während die Blasinstrumente in kraftvoller Lautstärke antworten, wodurch eine glockige Anmutung in dem sonst teilweise rauschhaften Rasen erzeugt wird.
Solisten bereichern das Programm
Im nächsten Teil des von Carsten Koch klug konstruierten Konzerts haben die knapp 50 Sängerinnen und gut 20 Sänger der Kantorei die Gelegenheit, sich a cappella zu präsentieren. Ihre Darbietung des „Vaterunser“ in einer Vertonung von Giuseppe Verdi gerät zart und dennoch ergreifend. Zumal der italienische Text bildhaft umgesetzt wird, wenn die Befreiung bei der Bitte um Schuldvergebung mit tänzerischer Leichtigkeit verdeutlicht wird und gleich darauf die Erlösung von dem Bösen mit scharfer Reibung intoniert wird. Ausdrucksstark dann auch die Aufführung der „Missa di Gloria“, bei der beide Ensembles fein aufeinander abgestimmt agieren. Mit hellen, aber brüchig-klingenden Stimmen beginnen die Mitglieder der Kantorei das Kyrie, bevor sie von den tieferen Stimmlagen in einen düsteren Tanz verwickelt werden, der in einem schwebenden Kyrie aufgelöst wird.
DAS NÄCHSTE PROJEKT
Am 16. und 17. November tritt die Idsteiner Kantorei gemeinsam mit dem Hattersheimer Chor L’espérance auf. In der Idsteiner Unionskirche steht dann das „Requiem for the Livings“ von Dan Forrest auf dem Programm. Geübte Sängerinnen und Sänger, die daran sowie an der musikalischen Gestaltung von Gottesdiensten teilnehmen wollen, sind zu den Proben eingeladen. Diese finden jeweils mittwochs um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Albert-Schweitzer-Straße 4, in Idstein statt.
Weitere Informationen auf www.idsteiner-kantorei.de
Die lebhafte Darbietung mit ihren gegenläufigen Melodielinien wird zunächst sehr zurückhaltend durch das Orchester untermalt. Beim Gloria jedoch werden die tänzerischen Melodielinien des Chors von einem sprunghaften Pizzicato angetrieben. Die überbordende Freude mündet in einer Grandezza, die an einen Marsch erinnert. Mitreißend auch der ansatzlos-voluminöse Einstieg der Sängerinnen und Sänger nach fanfarenhaften Einwürfen aus den Reihen der Blasinstrumente. Mal erzeugt das ätherische Schweben der Stimmen eine geradezu mystische Stimmung, mal verweben sie sich gemeinsam mit dem elastischen Spiel des Orchesters zu Passagen, die wie Donnerhall wirken.
Bereichert wird die abwechslungsreiche und vielschichtige Darbietung durch zwei Solisten. Tenor Gustavo Martín Sánchez kann die Zartheit seiner seidigen Stimme auch dann zum Ausdruck bringen, wenn das Orchester kontrapunktisch arbeitet und druckvoll agiert. Bass Manfred Bittner lässt seine sonore Stimme in geschmeidig fließendem Legato erklingen. Eine erfrischende Aufführung, die mit einem minutenlangen begeisterten Applaus sowie Bravo-Rufen gefeiert wird.