Karsten Thiele bietet in Heftrich Gelegenheit zum Abschalten und zur Besinnung auf sich selbst
Karsten Thiele veranstaltet vier- bis sechsmal jährlich eine Feuermeditation, die Gelegenheit bieten soll, abzuschalten und sich auf sich selbst zu besinnen. Am Wochenende machte er dieses Angebot anlässlich des Wechsels von Sommer auf Winter in Heftrich.
Von Marion Diefenbach
Das Trommeln gehört zur von Karsten Thiele (2. v. l.) organisierten Feuermeditation. Foto: wita/Mallmann
( Foto: wita/Mallmann)
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HEFTRICH - Bis auf die vier kleinen Feuer für die Himmelsrichtungen ist es stockfinster, als die Teilnehmer die quer aufgeschichteten Holzscheite auf dem nur durch schlammiges Gelände erreichbaren Zeltplatz anzünden. Sobald die Flammen hochschlagen, entwickeln diese ihre unwiderstehliche, uralte Faszination und ziehen die Umstehenden sehr schnell in ihren Bann.
„Beräuchern mit Salbei reduziert Stress“
„Wir verabschieden uns heute vom Sommer und versuchen, mit dem Feuerritual parallel zur Zeitumstellung auch eine innere Umstellung zu vollziehen“, erläutert Karsten Thiele, der vier- bis sechsmal jährlich – darunter zwei Vollmondfeuer, wenn der Vollmond auf einen Sonntag fällt – eine Feuermeditation veranstaltet, um Gelegenheit zum Abschalten und zur Besinnung auf sich selbst anzubieten. Jede verlaufe anders: Manch einer verbrenne Briefe oder verhasste Dokumente, andere betrauerten einen Toten, wieder andere kämen mit Instrumenten, beziehungsweise Kindern oder Hunden. Auch Hase, Reh und Fuchs oder Feuersalamander sowie Kauz gehörten zu den Besuchern, und alle seien willkommen. Denn es gehe einfach nur darum, dem Feuer etwas zu geben und etwas mitzunehmen – nämlich seine Kraft, eigentlich freigesetzte Sonnenenergie, die der verbrannte Baum zurückgebe, führt Thiele aus.
Nachdem er mit einem Helfer den Trommeln wegen der Feuchtigkeit eher dunkle Töne entlockt hat, die direkt ins Herz zu treffen scheinen, um Energie zu wecken, legt er eine lange, in Papier gewickelte Rute mit Beifuss und anderen Kräutern in die Flammen. „Räuchern setzt Gedanken frei“, sagt Thiele.
Und während sich alle in das Feuer vertiefen, eine Teilnehmerin Briefe verbrennt und die Sterne vorübergehend verdeckt sind, beginnt abseits des Feuers die Einzelberäucherung mit Salbei. Mit einem glühenden kleinen Päckchen in der Hand zieht Thiele die Körperkonturen bis zu den Füßen nach. „Manchmal kommen mir dann Ideen, und ich frage den Betroffenen, ob ich darüber sprechen darf“, erklärt er. Das Beräuchern mit Salbei reduziere außerdem Stress, fördere einen guten Schlaf, und „macht einfach glücklich, jedes Mal…“, schwärmt eine Teilnehmerin. Jeder, der möchte, kommt dran, während die anderen um das Feuer stehen und schweigen, reden, nachdenken. Als Thiele nach einer weiteren Trommelrunde die Anwesenden mit einer kleinen Klangschale aus Indien umrundet, deren Ton sehr lange nachhallt, sind auch die Sterne wieder zu sehen, und mit der Zimbel wird das Ritual beendet.
Das anschließende Beisammensein bei Ingwer- oder Sanddorntee, Keksen und veganem Kuchen ziehe sich im Sommer zuweilen bis Mitternacht hin, sagt Thiele. Dann gebe es Stockbrot und Wein, und wer möchte, könne sogar im Schlafsack auf dem Platz übernachten. Das nächste Feuerritual sei für Neujahr vorgesehen, kündigt Thiele noch an. „Vorher nicht mehr?“, lautet die bedauernde Reaktion der Teilnehmer.