Die Idsteiner Kantorei setzte die Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium mit den Kantaten vier bis sechs fort.
IDSTEIN - (rik). Das Niveau, das die Mitglieder des Chores der katholischen Pfarrei Sankt Martin und des Kammerchors Die Martinis bei der Aufführung der ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach vorgegeben hatten, war hoch. Doch am zweiten Abend des ökumenischen Kooperationsprojektes knüpfte die Idsteiner Kantorei in der Unionskirche unter der Leitung von Carsten Koch mühelos daran an. Begleitet wurden die etwa 50 Sängerinnen und Sänger von der auf historischen Instrumenten musizierenden Nassauischen Kammerphilharmonie.
Sänger schaffen bewegende Momente
Das farbenreiche barocke Klangbild, das gemeinsam mit den professionellen Solo-Darbietungen geschaffen wurde, wies eine hohe Harmonie auf, sodass beide Ensembles mit demselben Volumen agierten. Gleich beim samtweichen Einstieg in die vierte Kantate wurde der pulsierende Klang derart perfekt parallel gestaltet, dass Musiker und Sänger im gleichen Rhythmus zu atmen schienen. Besonders plastisch mit Leben gefüllt wurde das Bachsche Gemälde vom Chor bei der Suche der Weisen nach dem Jesuskind. Herausragend waren direkt zuvor die dynamisch-energischen Stakkatos der Stimmen, die vom Orchester nicht angetrieben, sondern lediglich akzentuiert wurden.
Wie am Abend zuvor schufen die Sänger durchweg bewegende Momente, mal silbern-strahlend, mal majestätisch-monumental. Ganz besonders mitreißend gelang das Violinen-Duett von Konzertmeisterin Swantje Hoffmann und Alexandra Wiedner-Lorenz, denen es glückte, mit spannungsvollem Wirbeln zu fesseln und gleichzeitig mit sehnsuchtsvollen Harmonien die Herzen zu öffnen. Mit tänzerischen Koloraturen sorgte Tenor Thomas Jakobs dabei für einen besonderen Akzent.
Als Sopranistin Susanne Völger bei ihrer glockig-warmen Darbietung durch das virtuos-akzentuierte Spiel von Oboistin Susanne Kohnen ein Echo erhielt, geriet einer der leisesten Momente des Abends zu einem der stärksten. Zumal sich das Spiel fortsetzte und das berührende Jauchzen plötzlich von der anderen Seite des Kirchenraums aus erwidert wurde. Mit betörendem Schmelz gelang auch das anschließende Duett mit Bariton Johannes Hil. Altistin Anne Bierwirth war es an diesem Abend vorbehalten, mit feiner Reibung für Spannung zu sorgen, um den Schrecken des Königs Herodes zu illustrieren. Beim Finale demonstrierten die Solistinnen und Solisten im Quartett perfekte Harmonie. Die Ensembles hatten sich den lang anhaltenden Applaus verdient.