Die Idsteiner Kantorei bringt in großer Besetzung die „Carmina Burana“ von Orff zur Aufführung. Foto: wita/Mallmann
( Foto: wita/Mallmann)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
IDSTEIN - Großes Kino in der Unionskirche. Für die Darbietung von Carl Orffs „Carmina Burana“ durch die Idsteiner Kantorei sind zwei Flügel und das Instrumentarium von vier Schlagwerkern im Altarraum aufgebaut. Damit hat Kantor Carsten Koch noch die kleine Lösung gewählt, die der Komponist alternativ zur Aufführung mit Orchester vorgesehen hat. „Das ermöglicht dem Publikum ein unmittelbareres Erleben“, erläutert der Dekanats-Kirchenmusiker.
Sopranistin singt mit gläserner Reinheit
Die achtzig Sängerinnen und Sänger der Kantorei sind dahinter auf einem Gerüst platziert. Erstmals stehen sie bei diesem Konzert mit fast zwei Dutzend Mitgliedern des Kinderchores der evangelischen Kirchengemeinde auf der Bühne. Gemeinsam gelingt es ihnen, das farbenprächtige mittelalterliche Gemälde, das Carl Orff gezeichnet hat, kunstvoll mit Leben zu erfüllen. Allen voran bieten die Solistinnen und die Solisten großes Klangkino.
Die Darbietungen von Sopranistin Susanne Völger gelingen mit gläserner Reinheit sowie kraftvollen Koloraturen so berührend, dass man sich wünschen würde, das Stück hielte mehr Auftritte für sie bereit. Bei Bariton Johannes Hill ist schon an der Intonation deutlich zu hören, dass er für alte Musik brennt. Seine Stimme begeistert mit Farbenreichtum, Flexibilität sowie fließenden Übergängen bei Tonhöhen und Tempi. Countertenor Christian Rohrbach wiederum hat nur einen einzigen Auftritt im zweiten Teil der Komposition, der sich in der Taverne abspielt. Von der Kanzel aus gestaltet er seine Partie mit spannungsvollen Reibungen und überzeugendem darstellerischen Ausdruck, bis er am Ende scheinbar trunken über dem Rand der Kanzel hängt.
NÄCHSTES PROJEKT
Die Idsteiner Kantorei wird als nächstes die Friedensmesse von Karl Jenkins mit dem Titel „The Armed Man“ zur Aufführung bringen. Die Konzerte zum Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren finden am 22. September in der Unionskirche sowie am 20. Oktober in Antwerpen statt. Sie werden von der Idsteiner Kantorei gemeinsam mit De Wase Kantorij aus der belgischen Partnerstadt Zwijndrecht sowie unter Begleitung eines Orchesters aufgeführt.
Wer Interesse hat, an den Proben teilzunehmen, die jeweils mittwochs um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Idstein stattfinden, kann sich mit Dekanatskantor Carsten Koch in Verbindung setzen, E-Mail an: c.koch@ev-kirche-idstein.de.
Ausgesprochen vital präsentieren sich auch die Mitglieder der Kantorei. Geradezu überschwänglich fordern die Frauenstimmen in mittelhochdeutscher Sprache vom Krämer die Ware, die ihre Wangen rötet. Denn die „Carmina Burana“ beginnen im Frühlingstreiben auf dem Anger. Mal tänzerisch-elastisch, mal träumerisch mit sanftem Legato und schwebenden Harmonien bringen die Mitglieder des Ensembles die dort herrschende Stimmung auf den Punkt. Überzeugend auch die fließenden Wechsel von zarten Passagen zu mitreißendem Stakkato.
Letzteres kommt ebenfalls in den in der Taverne handelnden Liedern ausdrucksstark zum Tragen, deren anspruchsvolle Rhythmen die 22 Sänger gut meistern. Ein tolles Vorbild für die knapp zwei Dutzend Kinder, die mit engelsgleichen Stimmen zwei Beiträge leisten. Maria Conti und Martin Schmalz an den Flügeln gelingt es, ihr Spiel auch in den rasantesten Passagen noch perfekt miteinander zu verzahnen.
Die vier Schlagwerker Burkhard Möller, Max Keilhofer, Andreas Kubitzki und Alejandro Sarriegui tragen mit effektvollen Akzenten entscheidend zur Vitalität der Darbietung bei. Zum Abschluss verfügen die Mitglieder der Kantorei auch die Kraft für das große Finale, das den Reigen der Lieder schließt und mit minutenlangem, stürmischem Applaus gefeiert wird.