Mit der Aktion „#We Remember“ setzt die Stadt Idstein ein sichtbares Zeichen der Trauer um Holocaust-Opfer.
Mit der Aktion „#We Remember“ setzt die Stadt Idstein ein sichtbares Zeichen der Trauer um Opfer des Holocaust.
(Foto: Stadt Idstein)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
IDSTEIN - (red). Die Stadt Idstein trauert um die Opfer des Holocaust. Als sichtbares Zeichen dieser Trauer beteiligt sich die Stadt erstmals an der weltweiten Kampagne „#We Remember“, zu der seit 2017 der Jüdische Weltkongress gemeinsam mit der Unesco jedes Jahr zum 27. Januar aufruft – dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.
Bis Donnerstag, 27. Januar, wird deshalb während dieser Woche bei Einbruch der Dunkelheit der Schriftzug „#WeRemember“ auf das Idsteiner Rathaus projiziert und in großen Lettern dort zu lesen sein.
Geschichte von elf jüdischen Idsteinern ist aufgearbeitet
Als weitere Geste und stellvertretend für alle im Holocaust gedemütigten, vertriebenen oder ermordeten Menschen wird die Stadt außerdem am 27. Januar an den Stolpersteinen in Idstein weiße Rosen niederlegen – coronabedingt ohne Öffentlichkeit.
Insgesamt wurde in den vergangenen Jahren die Geschichte elf jüdischer ehemaliger Idsteiner aufgearbeitet, die im Nationalsozialismus aus der Stadt vertrieben und später ermordet wurden, oder die auf der Flucht Suizid begingen, um ihren Mördern zu entgehen. Für diese Menschen wurden in Idstein vor vier Häusern bereits Stolpersteine verlegt.
Die Idsteiner Familie Julius und Erna Kahn verließen mit ihrer neunjährigen Tochter Bertel Lore Idstein, nachdem ihr Haus in der Rodergasse am Morgen des 10. November 1938 geplündert und das Mobiliar zerstört worden war. Sie lebten einige Zeit in einem sogenannten „Judenhaus“ in Wiesbaden, bevor sie nach Sobibor und Majdanek deportiert und dort schließlich ermordet wurden.
Die vierköpfige Familie Grüne baum flüchtete nach dem Pogrom in Idstein zu einem Onkel nach Frankfurt. Die Hoffnung auf eine Ausreise in die USA erfüllte sich nicht: Zunächst beging der Vater Selbstmord, die beiden Töchter und die zur Familie gehörende Tante vergifteten sich einen Tag vor ihrer angekündigten Deportation.
Der Idsteiner Jonas Blum war einer der letzten Juden, der Idstein verließ. Völlig verarmt, lebte er zur Untermiete bei einer Idsteiner Familie. Wahrscheinlich gelangte er über ein Frankfurter Altenheim oder Krankenhaus in die Anstalt Bendorf-Sayn, von 1940 an Sammelstation für alte und kranke jüdische Patienten der Region. Von dort aus wurde er in das Ghetto Izbica deportiert, dann verliert sich seine Spur.
Die ehemals am Veitenmühlweg wohnende Familie Löwenstein flüchtete nach dem Zwangsverkauf ihres Hauses in die Niederlande. Während die Eltern im niederländischen Aalten krank und erschöpft starben, hoffte Tochter Ruth als Mitarbeiterin der Anstalt Het Apeldoornsche Bosch, zu überleben. Gemeinsam mit 1200 Patienten wurde die 19-Jährige jedoch ins KZ Auschwitz deportiert, wo sie wie alle Frauen und Männer des Transports noch am Tag ihrer Ankunft am 25. Januar 1943 ermordet wurde.