Die Idsteiner Kantorei stattet dem Chor der Partnerstadt Zwijndrecht einen Gegenbesuch ab
Nach dem Konzert der Idsteiner Kantorei in der Unionskirche, bei dem der Chor der Partnerstadt Zwijndrecht zu Gast war, statteten die Idsteiner nun den Gegenbesuch in Belgien ab.
Von Anja Baumgart-Pietsch
Die beiden Chöre proben gemeinsam in der Sint Anna-ten-Drieenkerk.
(Foto: Anja Baumgarth-Pietsch)
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IDSTEIN/ANTWERPEN - „Auf Flanderns Feldern“ ist eines der bekanntesten Gedichte über den Ersten Weltkrieg. Es wurde 1915 von dem kanadischen Soldaten John McCrae verfasst, dessen Freund am Vortag in der Flandernschlacht bei Ypern gefallen war.
McCrae verarbeitete seine Trauer in einem Gedicht über die Felder in Flandern, wo der Klatschmohn an das vergossene Blut erinnert. In der englischsprachigen Welt wurde es zum populärsten Gedicht über den Ersten Weltkrieg, und die Mohnblüte zum Symbol für die Erinnerung an die Gefallenen. Umso eindrucksvoller die Geste, dass alle Musiker auf der Bühne eine solche rote Mohnblüte ansteckten: Die Urenkelgeneration der einstigen erbitterten Kriegsgegner führte gemeinsam ein Stück für den Frieden auf.
Zeichen für Völkerverständigung
Nach dem umjubelten Konzert der Idsteiner Kantorei Ende September in der Unionskirche, bei dem der Chor der Partnerstadt Zwijndrecht zu Gast war, statteten die Idsteiner nun den Gegenbesuch in Belgien ab. Und hier wurde mit den roten Blüten ein deutliches Zeichen für Völkerverständigung gesetzt.
Das drückte sich auch im Empfangs-Applaus des Publikums aus, der für die deutschen Gäste besonders herzlich ausfiel. In der mit mehreren Hundert Zuschauern voll besetzten Kirche Sint Anna-ten-Drieenkerk wurde, wie in Idstein, Karl Jenkins' „The Armed Man", das der britische Komponist den Opfern des Kosovo-Krieges gewidmet hatte, aufgeführt. Die musikalische Besetzung war eine besondere: Auf der Bühne saßen ausschließlich Bläser und Schlaginstrumente. Die Aufführung ging auf eine Initiative des Zwijndrechter „Saxofoonorkest" unter Leitung von Kevin Verlaeckt zurück. Dieses Orchester wollte das große Werk unbedingt einmal aufführen und sprach daher Willy Vriesacker, den Leiter der „De Wase Kantorij" an. Große Chorbesetzung ist notwendig für die monumentale Musik, und Vriesacker wiederum bat Kantor Carsten Koch um Mitwirkung, eingedenk der guten Erfahrungen, die man mit den gemeinsamen Aufführungen von Haydns „Schöpfung" vor zwei Jahren gemacht hatte. So machten sich am vergangenen Wochenende zahlreiche Mitglieder der Idsteiner Kantorei auf den Weg nach Belgien, um mit dem Saxophonensemble, der Kantorei und einem weiteren belgischen Chor die Aufführung zu gestalten.
Auch auf den Notenständern der Instrumentalisten hatte man Mohnblüten drapiert, im Hintergrund gab es eine Projektion einer um die Welt fliegenden Friedenstaube. Karl Jenkins' Werk, zu dem auch der islamische Gebetsruf sowie Teile aus der indischen „Mahabharata", Lyrik zum Hiroshima-Bombenabwurf, ein französisches mittelalterliches Kampflied und Texte der christlichen Messe gehören, wurden eindrucksvoll dargeboten und erhielten lang anhaltenden Beifall. Die Mitglieder der Idsteiner Kantorei hatten am Sonntag noch die Gelegenheit, in der großen Kathedrale der benachbarten Stadt Mechelen, der Sint-Romboutskathedraal, den Gottesdienst mitzugestalten. Gemeinsam mit der „De Wase Kantorij" wurden Teile des Jenkins-Opus sowie weitere Stücke gesungen. Die herzliche Verbindung der Idsteiner und Zwijndrechter Sänger wurde an diesem Wochenende auch noch bei einer Grachtenrundfahrt in Mechelen und einem gemeinsamen Mittagessen weiter vertieft.