Der Biologie-Leistungskurs der Idsteiner Pestalozzischule gibt Einblicke in unser wichtigstes Organ
Von Marion Diefenbach
Hand aufs Herz: Medizinstudentinnen der Uni Frankfurt demonstrieren eine Wiederbelebung mit Defibrillator. Foto: wita/Mallmann
( Foto: wita/Mallmann)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
IDSTEIN - Dass das menschliche Herz täglich etwa 100 000 Mal schlägt und 6000 bis 10 000 Liter Blut pumpt, sich über gesunde Ernährung, Sport, Musik und Lachen freut, dürfte vielen bekannt sein. Der kompakte und spannende Informationsabend des Biologie-Leistungskurses Q2 von Petra Schirduan in der knallvollen Mensa des Idsteiner Pestalozzi-Gymnasiums bot unter dem Titel „Der plötzliche Herztod – selten tragen so wenige Minuten so viel Bedeutung“ aber wesentlich tiefere Einblicke in unser wichtigstes Organ und seine Funktionsweise.
Kurzreferate der Schüler zum Herzaufbau, Herz-Kreislaufsystem, Bluthochdruck und sogenannten Brugada-Syndrom vermittelten eine Fülle an Wissen, das anschließend in einem kurzweiligen Quiz über vorher ausgeteilte Wahr-Falsch-Abstimmungsgeräte abgefragt wurde. Im Anschluss referierte Prof. Dr. Joachim Ehrlich, Kardiologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik I im Wiesbadener St. Josefs-Hospital und Mitbegründer des Vereins „Hand aufs Herz“, der sich mit Vorträgen und Schulungen für Ersthelfermaßnahmen am Ort des Geschehens einsetzt, über harmlose und gefährliche Herzrhythmusstörungen.
„Es kann jeden treffen“, sagt der Kardiologe
Während eher im Ruhezustand, abends im Bett beziehungsweise in Linksseitenlage spürbare Rhythmusstörungen durchaus harmlos sein könnten, seien vor allem ältere Menschen oder Betroffene nach einem Herzinfarkt durch steigende Herzfrequenz grundsätzlich stärker gefährdet, so Ehrlich. Zudem litten zwei Drittel aller über 65-Jährigen unter Bluthochdruck, ergänzte er. Das sogenannte „Kammerflimmern“ mit circa 600 Schlägen pro Minute führe dazu, dass das Herz nur noch zucke und nicht mehr pumpe. Als Ursachen für den Herztod nannte er koronare Herzerkrankungen (80 Prozent), Kardiomyopathie und angeborene Defekte (eines von 100 Neugeborenen hat einen Herzfehler). Auch auf Behandlungsverfahren wie Katheter ging Ehrlich ein. Seine Botschaft lautete: „Es kann jeden treffen!“ Deshalb sei schnelle Hilfe entscheidend. Als Überlebende eines Herzstillstands schilderten der frühere Sportstudiomoderator Dieter Kürten und der Polizist im Ruhestand Martin Roweck-Emmel ihre jeweilige Geschichte. Letzterer erzählte sichtlich berührt auch von seiner Nahtoderfahrung. Inzwischen sind beide unter anderem mit Schrittmacher und Defibrillator bestückt und fest entschlossen, 100 Jahre alt zu werden.
Konkrete Erste-Hilfe-Praktiken demonstrierte anschließend Daniel Bätzold, Lehrrettungsassistent des Vereins „Hand aufs Herz“ anhand einer Übungspuppe und eines Defibrillators. Da jede Minute Verzögerung die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent verringere, sei es entscheidend, die eigene Angst zu überwinden und bei Verdacht auf Kammerflimmern oder Herztod rasch zu handeln: die Person ansprechen, nach Lebenszeichen suchen (Atmung kontrollieren, Schmerzreiz setzen), die 112 anrufen, Hand aufs Herz legen und 30 Mal mit einer Frequenz von 100 Mal pro Minute ein Drittel der Brustkorbhöhe nach unten drücken.