Hohenstein erwägt Verkauf der Alten Schule

Ein privater Investor aus dem Rheingau will die Alte Schule in Holzhausen kaufen und sanieren. Archivfoto: Martin Fromme
HOLZHAUSEN - Die Alte Schule in Holzhausen – das Kernprojekt der Dorferneuerung – soll möglicherweise verkauft werden. Der Gemeinde liegt ein Kaufangebot eines privaten Investors aus dem Rheingau vor, der das Gebäude für 5000 Euro erwerben und sanieren will. Die Kosten dafür schätzt er nach einer Begutachtung auf etwa 485 000 Euro – ein zehnprozentiger Sicherheitszuschlag inklusive. Im Gegenzug für den symbolischen Kaufpreis will er sich verpflichten, das Erdgeschoss der Gemeinde für eine öffentliche Nutzung zu überlassen. Dies könne über einen auf zwölf Jahre abgeschlossenen Mietvertrag abgesichert werden. Auch das Außengelände könne für öffentliche Feierlichkeiten genutzt werden, heißt es in dem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt.
In Holzhausen stößt der Vorschlag freilich nicht auf Gegenliebe. Vor allem die Mitglieder des Arbeitskreises Dorferneuerung, die sich seit 2010 intensiv mit der Zukunft des historischen Gebäudes beschäftigt haben, sind sauer über den Vorschlag, den Bürgermeister Daniel Bauer (SPD) an die Mandatsträger verschickt hat. Der Arbeitskreis hat deshalb eine Unterschriftensammlung gestartet, der sich bisher etwa 400 Bewohner angeschlossen haben.
In vielen Sitzungen habe sich der Arbeitskreis in den vergangenen Jahren Gedanken gemacht über die zukünftige Nutzung und mitgearbeitet an unterschiedlichen Konzepten. Die Alte Schule sei zudem „das halbe Herz von Holzhausen“, so Ortsvorsteher Frank Becker (SPD). Mehrmals war die Sanierung in den vergangenen Jahren verschoben worden. Als im Juli 2018 dann endlich der Bewilligungsbescheid über eine Fördersumme von 370 000 Euro übergeben wurde, war von einem Baubeginn im November die Rede. Daraus wurde dann aber wieder nichts – diesmal war der Hausbock, eine Form des Holzwurms, der Schuldige. Er habe möglicherweise sämtliche Holzbalken des rund 150 Jahre alten Gebäudes befallen, ergab eine Begehung mit einem ortsansässigen Architekten. Das verteuere die Sanierung ebenso wie die auf Hochtouren laufende Baukonjunktur, warnte der Bürgermeister im November in einer gemeinsamen Sitzung von Gemeindevorstand, Ausschüssen, Ortsbeirat und Arbeitskreis. Die Rede war von Gesamtkosten bis zu 750 000 Euro.
Gemeinde müsste in Zukunft Miete zahlen
Der Investor, der sich noch im Dezember im Rathaus gemeldet haben soll, veranschlagt die Sanierungskosten allerdings – ebenso wie das erste Gutachten – wesentlich geringer. Für den Ortsvorsteher und den Arbeitskreis ist deshalb unverständlich, warum die Gemeinde nun einen Verkauf erwägt. Die Fördermittel wären dahin; zudem müsse die Gemeinde in Zukunft Miete zahlen. „Da kommen in zwölf Jahren 100 000 Euro zusammen“, hat Becker errechnet. Statt dieses Geld auszugeben, könne man die gleiche Summe durch Mieteinnahmen erwirtschaften und die Alte Schule im Eigentum der Gemeinde behalten.
Für Holzhausen sei es wichtig, die Alte Schule als kulturellen und sozialen Treffpunkt zu erhalten. Ortsvorsteher Becker hat inzwischen alle Mandatsträger angeschrieben, seine Argumente dargelegt und die Bedeutung für die Dorfgemeinschaft noch einmal hervorgehoben. In der kommenden Woche will er die Unterschriften an den Bürgermeister übergeben. „Wir kämpfen mit allen Mitteln“, so Becker. Eine Entscheidung über die Alte Schule soll in der Sitzung der Gemeindevertretung am 25. Februar fallen.