Spürhund sucht nach Luchs-Spuren im Hinterlandswald bei Heidenrod
Von Hannelore Wiedemann
Redaktion Rheingau-Taunus
Spürhund Maple mit Wissenschaftlerin Laura Hollerbach im Einsatz im Hinterlandswald. Foto: Arbeitskreis
( Foto: Arbeitskreis)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
HEIDENROD - Das Tier, das im Dezember den Hinterlandswald durchstreifte, scheint es nicht eilig gehabt zu haben. In aller Ruhe balancierte es über einen umgestürzten Baum und hinterließ dabei in der hauchdünnen Schneeschicht seine Spur. Und die war so auffällig, dass sie kurze Zeit später einer Jägerin ins Auge fiel.
Bei der Fährte handelt es sich um das Trittsiegel eines Luchses, wie Luchs-Experte Gerd Bauer auf Anhieb auf dem Foto erkannte. Beim Balancieren auf dem Baumstamm hatte der Luchs nämlich seine Krallen ausgefahren. Anders als bei Hunden, Füchsen oder Wölfen, wo sich die Krallen direkt an der Pfote abzeichnen, setzen die scharfen Nägel von Katzen in kurzem Abstand vor den Ballen aus. Eine Wildkatze indes würde keine Abdrücke von der Größe einer Zigarettenschachtel hinterlassen. Damit stand fest: Hier war ein Luchs unterwegs.
Dass mindestens ein Luchs durch die einsamen Wälder des Wispertaunus streift, ist für den Luchsbeauftragten Bauer nichts Neues. Die Raubkatze wird immer wieder mal gesehen und gehört, nur vor eine Kamera ist sie noch nicht gelaufen. Doch erst ein Foto, Haare oder der Kot eines Luchses wären ein echter Beweis.
SPENDEN
Für seine Arbeit ist der Arbeitskreis Hessenluchs auf Spenden angewiesen.
Spenden können über den BUND Landesverband Hessen, Stichwort „Arbeitskreis Hessenluchs“, unter IBAN: DE46 5005 0201 0000 3698 53 überwiesen werden.
Identifikation über den genetischen Fingerabdruck
Deshalb hat Bauer im Namen des „Arbeitskreises Hessenluchs“ jetzt jemanden auf die Fährte des Luchses gesetzt: „Maple“, eine zweijährige Labradorhündin, soll die Hinterlassenschaften des Luchses „erschnüffeln“. „Maple“ gehört der Wissenschaftlerin Laura Hollerbach, die am Fachbereich Wildtiergenetik des Senckenberg Instituts in Gelnhausen arbeitet. Die Hündin ist speziell dafür ausgebildet, den Kot von Luchs, Wildkatze oder Wolf aufzuspüren. Bei Einsätzen im Bayerischen Wald und in Nordhessen war sie bereits erfolgreich. Aus den Proben konnten die Forscher anhand des genetischen Fingerabdrucks mehrere Tiere nachweisen.
Im Hinterlandswald, wo der Luchs in einem Seitental der Wisper seine Fußabdrücke hinterließ, ist „Maple“ aber nicht fündig geworden. Was allerdings nicht unbedingt heißt, dass es hier keinen Luchs gibt. „Die Suchbedingungen waren nicht optimal“, erklärt Hollerbach. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt riecht es einfach weniger. Zudem konnte die Wissenschaftlerin mit ihrer Hündin an zwei Tagen nur eine sehr überschaubare Strecke abgehen. Bei etwa zehn Kilometer pro Tag seien die Chancen angesichts der riesigen Streifgebiete der Luchse sehr gering.
Während es bei den Projekten im Bayerischen Wald und in Nordhessen um Forschungsprojekte ging, ist das Senckenberg-Institut im Rheingau-Taunus im Auftrag des Arbeitskreises tätig geworden, der auch die Kosten trägt. Daran hat sich die Bürgerstiftung Unser Land mit einem namhaften Betrag beteiligt; der Arbeitskreis selbst hat kaum Einnahmen. Hollerbach, die gerade an ihrer Doktorarbeit zum Thema „Einsatz von Suchhunden für Wildtierforschung und -monitoring“ schreibt, will nun noch einmal wieder kommen und „Maple“ auf die Luchs-Spur ansetzen. Fände die Hündin eine Probe, in der sich Luchs-DNA findet, wäre dies ein sicherer Nachweis für die Rückkehr der großen Raubkatze in den Rheingau-Taunus.