Rotwild ist sehr zahlreich: Etwas mehr männliche als weibliche Tiere
Von Thorsten Stötzer
Um die als problematisch hoch eingestuften Wildbestände inklusive der Geschlechtszugehörigkeit der Tiere zu erfassen, gab es im März und April vergangenen Jahres aufwendige Untersuchungen. Archivfoto: djv
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HEIDENROD - Rotwild hält sich gerne auf von der Sonne beschienenen Südhängen auf. Das ist eine Erkenntnis einer groß angelegten Rotwildzählung beiderseits der Landesgrenze. Mehr noch dürfte die absolute Zahl der Tiere im Untersuchungsgebiet sein. Laut der Schätzung des Experten Ulrich Franke sind es 3250 Stück Rotwild auf einer Fläche von netto ungefähr 18 300 Hektar.
Um die als problematisch hoch eingestuften Wildbestände inklusive der Geschlechtszugehörigkeit der Tiere zu erfassen, gab es im März und April vergangenen Jahres aufwendige Untersuchungen, deren Resultate jetzt in Dickschied vorgestellt wurden. Abgedeckt wurde ein Gebiet, das Heidenroder Gemarkung ab der Bäderstraße sowie weite Teile des Rheingaus mit dem Hinterlandswald und des südlichen Rhein-Lahn-Kreises umfasst. Es gab Befliegungen und Kot-Analysen.
Drei Hubschrauberflüge ausgewertet
Rund 135 Leute interessierten sich in Dickschied für die Ergebnisse. Ulrich Grimm und Martin Buschfort von den Rotwild-Hegegemeinschaften Hinterlandswald und Kaub-Taunus begrüßten Jagdpächter und andere Jäger ebenso wie Landwirte, Behördenvertreter und Waldbesitzer – de facto die Bürgermeister von Kommunen. Viele Beratungen und Diskussionen werden sicherlich folgen.
Die Hubschrauber-Befliegungen im März 2016 waren der erste praktische Abschnitt des Projekts. Drei Flüge wurden ausgewertet, sagte Franke, was „sehr komplex“ sei, trotz eines Wärmebildfilms. Obwohl der Helikopter parallele Bahnen fliegt, handele es sich um ein Stichprobenverfahren, das ein Drittel der Fläche erfasse. Im dichten Nadelwald sinke die „Entdeckungswahrscheinlichkeit“ rapide.
Dennoch kommen belastbare Werte zustande. Bei seinen Flügen registrierte Franke erst 11,6 Stück Rotwild pro 100 Hektar, dann 31,5 und schließlich 16 Tiere. Es ergibt sich demnach ein Mittelwert von 17,8 Stück Rotwild auf 100 Hektar. Wie Heidenrods Bürgermeister Volker Diefenbach (SPD) erklärt, dürften es jedoch nur 2,3 Rothirsche sein, um den Vorgaben zu entsprechen. Große Rudel leben offenbar in Dickschieder und Welteroder Gemarkung nahe der Wisper und am Pathfester Hof bei Espenschied.
Bei der länderübergreifenden Zählung wurde zugleich die Geschlechtszugehörigkeit des Rotwilds einbezogen, denn weibliche Tiere gelten als „Zuwachsträger“. 125 Helfer sammelten daher Mitte April insgesamt 1574 Losung genannte Kotproben, teilte Cornelia Ebert von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz mit. Nach einem Raster wählte sie 336 Proben aus, abzüglich der unbrauchbaren und vom selben Tier stammenden blieben noch 192 übrig.
Letztlich stammte der Kot 106 Mal von männlichen und 86 Mal von weiblichen Exemplaren. „Das hat uns zunächst ein wenig verwundert“, gestand die Fachfrau. Doch im Endeffekt ist beiderseits der Landesgrenze „das Geschlechterverhältnis nahezu ausgeglichen mit leichter Tendenz zu männlichem Überhang“. Männliche Konzentrationen gab es bei Lorch und im Osten des Gebiets. Nördlich des Ernstbaches liege generell ein weiterer „Hotspot“ für das Rotwild, ergänzte Kathrin Schifferle.