Die Venus geht als Sichel unter

Besucher und Hobbyastronomen können bei der astronomischen Nacht einen Blick durchs Teleskop werfen. Foto: wita/Martin Fromme
LAUFENSELDEN - „M 31“ heißt die Milchstraßengruppe, die bei der ersten astronomischen Nacht in Laufenselden ins Blickfeld eines Teleskops gerät. Finster ist es auf dem Segelflugplatz, als milchig-weißes Wölkchen erscheint die ferne Galaxie. Bläulich leuchtet ein Doppelstern. Auch das können die Leute wahrnehmen, die die Veranstaltung der Kulturveranstaltung Heidenrod, des Flugsportclubs Maikäfer und der Astronomischen Gesellschaft Urania Wiesbaden besuchen.
Rotes Licht spendet Orientierung
Am Rande der Start- und Landebahn sind rund 15 Teleskope auf ihren Stativen aufgereiht. „Heute besitzen Amateure Technik, die vor 30 Jahren die Profis nicht kannten“, sagt Peter Bentz, der Erläuterungen gibt. Der Chemiker aus Neuhof ist Mitglied der Astronomischen Gesellschaft. Ringsum spendet rotes Licht ein wenig Orientierung. Herkömmliches weißes Licht würde zu sehr blenden.
Zwischen den Gesprächen ist das Auslöse-Geräusch einer Spezialkamera zu hören. Kurz darauf wird auf einem Monitor direkt unterhalb des Teleskops die farbige Aufnahme eines kosmischen Gasnebels sichtbar. Das Interesse an solchen Bildern von rätselhafter Schönheit sei hoch, gerade auch bei Familien mit Kindern, bestätigt Klaus Werk, der Vorsitzende der Kulturvereinigung Heidenrod. Wohl um die 200 Menschen besuchen insgesamt die astronomische Nacht. Der Blick durch die Teleskope ist dabei die größte Attraktion. Mitglieder der Urania hatten im Vorfeld auch Bekannte aus anderen astronomischen Gesellschaften angeschrieben, die beispielsweise im Rheingau und in Limburg bestehen. Am Anfang der Kontakte stand übrigens ein Zeitungsbericht über ein Drachenfest auf dem Segelflugplatz, in dem bereits über Pläne für eine astronomische Nacht die Rede war.
Bei der Premiere zeigt sich der Himmel kooperativ. Lange dominieren Wolken, aber als die Dunkelheit eingesetzt hat, klart es auf. Manche Planeten aus dem eigenen Sonnensystem lassen sich mit bloßem Auge beobachten. Die Venus erscheint an diesem Tag als Sichel, bevor sie untergeht. Der September biete sich für Blicke ins Weltall an, weil es wieder früher dunkel werde, gebe es „häufig gute Nächte“.
Wie Peter Bentz weiterhin erzählt, sei das Wochenende mit Bedacht für die neue Veranstaltung ausgewählt worden: „Heute in einem Jahr wird der Mars nicht zu sehen sein“, das lässt sich berechnen. Und als sich doch ein Wolkenband vor die Sterne schiebt, nutzt der Freizeit-Astronom dies, um einen Vortrag zu halten, den er unter freiem Himmel mit Bildern auf einer Leinwand untermauert.
Die Sonne erscheint dank eines Spezialfilters als großer roter Ball. „Das sind riesige Dimensionen – unvorstellbar für uns“, sagt Bentz. Der Erdmond-Krater Aristillus mit seinen 55 Kilometern Durchmesser ist zu sehen. Bei der Suche nach der Internationalen Raumstation (ISS) konnte es passieren, dass „ein Flieger durchs Bild gelatscht ist“. Laufenselden ist bei Astronomen beliebt, weil die Gegend relativ „lichtarm“ ist. Der Sportplatz wurde einst genutzt, um Teleskope aufzustellen.