Landesgartenschau: Bad Schwalbacher zeigen Momentaufnahmen aus Gegenwart und Vergangenheit der Kurstadt
Von Anja Baumgart-Pietsch
Pianist Andreas Reichel und die Sopranistin Jessica Fründ stellen künstlerisch die Jahreszeiten vor. Foto: wita/Martin Fromme
( Foto: wita/Martin Fromme)
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BAD SCHWALBACH - „Kauf dir einen bunten Luftballon“. Jessica Fründ singt diesen sentimentalen Titel mit großem Gefühl und schreitet mit einem grünen Herzballon durch die Reihen im Bad Schwalbacher Kurhaus. Es ist das letzte Lied eines kleinen Stundenkonzerts mit der „Sprache von Musik und Bildern“.
Die Sopranistin, der Pianist Andreas Reichel und der Maler Matthias Rudolph haben sich dieses Programm passend zur Landesgartenschau überlegt. Es geht in dieser Stunde viel um die Jahreszeiten, um Stimmungen der Natur, um ein bisschen Historie und ums Grün.
Künstlerische Impulse aus der Region
Alle drei Künstler sind in Bad Schwalbach geboren und haben ihre ersten künstlerischen Impulse dort gefunden. Mittlerweile singt Jessica Fründ an verschiedenen Opernhäusern, sie ist auch Mitglied der regionalen Gruppe „Opera et Cetera“ gewesen. Andreas Reichel konzertiert auch auf vielen Bühnen und der Künstler Matthias Rudolph lebt und arbeitet in Frankfurt. Er war bei diesem Konzert, das schon mehrmals aufgeführt wurde, nicht dabei, hatte aber drei seiner Bilder aus der gerade zu Ende gegangenen Ausstellung „Transformationen – Hier ist die Zeit so schnell verlaufen“ als Bühnenbild zur Verfügung gestellt. Sie zeigen in kreativer Collagentechnik Momentaufnahmen aus Bad Schwalbachs Gegenwart und vor allem auch Vergangenheit.
FLANIEREN
Während der LGS sind im Kurhaus wechselnde Ausstellungen zu sehen. Aktuell stellt der Verein Atelier Römerberg Wiesbaden aus. Dauerhaft zeigt das Museum Bad Schwalbach seine Ausstellung „Kurschatten“. Mittwochs, donnerstags, freitags und sonntags ist das Kurhaus von 12 -18 Uhr zum Flanieren und Schauen geöffnet. Außerdem öffnet dort nachmittags ein Café.
Ebenso collagenartig war das Musikprogramm gewählt. Jessica Fründs schöner Sopran strahlte sowohl bei Lied als auch bei Operetten- und Musicalliteratur. Mit „O Primavera“ setzte sie gleich zu Beginn auf frühlingshafte Stimmung. Moderator Thomas Heller unterhielt zwischen den Stücken mit Informationen und Anekdoten, zitierte auch die Texte, zum Beispiel über die „Lotosblume“, ein Gedicht von Heinrich Heine, vertont von Robert Schumann. Mit „Er ist’s“ von Hugo Wolf, der das bekannte Gedicht mit dem „blauen Band“ des Frühlings von Eduard Mörike in Töne gefasst hatte, wurde die Musik fast ekstatisch, bevor dann mit „In Sievering blüht schon der Flieder“ wieder gefälligere Töne angeschlagen wurden.
Zwischendurch hatte der Pianist einige Gelegenheiten, sein eigenes virtuoses Können zu zeigen: „Weiße Nächte“ von Tschaikowsky und das bekannte „Frühlingsrauschen“ des norwegischen Komponisten Christian Sinding gefielen dem – leider nicht ganz so zahlreichen – Publikum sehr. Dann erklärte Thomas Heller den Unterschied des Gesangs mit und ohne Mikrofon, denn Jessica Fründ wechselte ins Musical-Genre.
Mit dem sentimentalen „The Girls of Summer“ von Stephen Sondheim wechselte auch die Jahreszeit. Wenn es in Bad Schwalbach um Historie geht, darf der Besuch von „Sissi“ nicht fehlen, die hier inkognito zur Kur weilte, als das Ganze noch „Langenschwalbach“ hieß. Da sie bald entdeckt wurde, passte hier sehr gut der Musical-Song von Michael Kunze, „Ich gehör nur mir“. Vor dem „Luftballon“-Lied war Jessica Fründ dann noch ganz lasziv „von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ – und ganz zum Schluss, als Zugabe, sangen sogar die beiden Herren noch mit, quasi als zwei „Professoren Higgins“ mit „Es grünt so grün wenn Schwalbachs Blüten blühen“. Schon am kommenden Sonntag sind übrigens Reichel und Fründ wieder in Bad Schwalbach zu hören, dieses Mal mit Unterstützung eines Hornisten: Um 17 Uhr in der Neuapostolischen Kirche.