Chor und Theatergruppe der NAO-Schule inszenieren eine musikalische Reise ins Mittelalter
Von Hendrik Jung
Zurück in die Zukunft: Können die Außenseiter Natalie und Adalbert ihre Mitschüler aus dem Kerker befreien und die Tür zur Gegenwart öffnen? Foto: wita/Martin Fromme
( Foto: wita/Martin Fromme)
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BAD SCHWALBACH - Ein Hashtag ist ein Schlagwort, das für die leichtere Internetsuche mit dem Rautenzeichen der Computer-Tastatur versehen wird. Hintergrundwissen, das nicht unpraktisch ist bei der diesjährigen Musical-Aufführung von Chor und Theatergruppe der Nikolaus-August-Otto-Schule. Denn das von den Schülerinnen und Schülern selbst geschriebene Stück heißt: „#Mittelalter und hoffentlich wieder zurück“.
Zu den zahlreichen Running Gags, die in die zweistündige Inszenierung eingebaut werden, gehört, dass dem Publikum in der brechend vollen Schulaula Szenen-Anweisungen mit einem Hashtag vermittelt werden. „#Ausflug, #Bus“, kommentiert etwa ein Schüler den Beginn einer neuen Szene. Spätestens als die in Zweierreihen sitzenden Fahrgäste anfangen, nach Fahrtbeginn auf ihren Sitzen auf und ab zu hüpfen, wäre dem erheiterten Publikum aber auch so klar geworden, dass es sich um eine Busfahrt handelt. Sie führt in ein Museum für mittelalterliche Geschichte, wie die vollbärtige Lehrerin ankündigt.
Doch während die Klasse einen Pranger, hochmittelalterliche Bildwelten oder einen richtig alten Hut besichtigt, wird sie ins Jahr 1161 versetzt. Dass Zeitreisen möglich sind, ist ihnen nicht unbekannt, denn in ihren Reihen befindet sich mit Natalie eine Schülerin, die außer mit ihrem historischen Kleid auch mit Aussagen auffällt wie: „Das ist wirklich ein sehr durchlauchter, junger Herr.“
Während der Zeitreise singt der fast 80-stimmige Chor in einem seiner mitreißenden Auftritte eine selbst getextete Variation des Abba-Hits „Mamma Mia“. Dann wird unvermittelt in das mittelalterliche Volkslied Greensleeves gewechselt und die Choreografie verwandelt sich in Schreittänze. Der Pranger ist plötzlich mit einer jungen Frau belegt, die von den Umstehenden nach Herzenslust beschimpft wird und im Marktgeschehen werden Kleider und Kräuter verkauft. Klar, dass man da schnell mal ein Foto machen möchte.
Klar aber auch, dass dies die Klasse in den Kerker führt. Dort hält die jeweilige Sprechrolle das stilisierte Fenstergitter, was völlig ausreicht, um auf der Bühne umgehend den Raum für ein Verlies zu schaffen. Lediglich die in die Zeit passende Natalie und Klassenstreber Adalbert, der bei der Verhaftung durch die Ritter gerade sein Bio-Buch sucht, können jetzt noch helfen, die Tür mit der Aufschrift „Zurück in die Zukunft“ zu öffnen. Dabei sind sie eigentlich die Außenseiter, wie mit einer lautstark bejubelten Darbietung von Michael Jacksons „They Don’t Care About Us“ deutlich gemacht wird.
Musiklehrerin arrangiert alle Musikstücke selbst
Begleitet wird der Chor von drei Mitgliedern der Band „Lack of Senses“ sowie Musiklehrerin Miriam Spieker, die sämtliche Stücke für diese Besetzung neu arrangiert hat. „Als ich zur ersten Probe gekommen bin, war ich sehr überrascht“, erläutert die Leiterin von Chor und Theatergruppe. Ein 79-köpfiges Ensemble zu leiten, mache zwar sehr viel Spaß, sei aber auch ein großer Aufwand. Schließlich sei die Gruppe der 14- bis 20-Jährigen aus Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialzweig im ganzen Schuljahr lediglich bei einer einzigen Probe komplett vereint gewesen. Nach der diesjährigen Inszenierung ist jedoch durchaus damit zu rechnen, dass das Musical-Fieber an der Nikolaus-August-Otto-Schule noch weiter steigt.