Auch Reste können schmecken: Landfrauen und Kleingärtner informieren auf Landesgartenschau
Auf der Landesgartenschau in Bad Schwalbach erklären Landfrauen und Kleingärtner, wie mit Lebensmitteln nachhaltig umgegangen werden kann.
Von Thorsten Stötzer
Marje Ebensberger läßt sich von Dieter Hoffmann zum Thema Wildobst beraten.
(Foto: wita/Martin Fromme)
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BAD SCHWALBACH - Die Zutatenliste mag zunächst banal klingen: Ein Kilo Gemüse, und zwar „was gerade da ist“, bildet die Grundlagen dessen, was da eine halbe Stunde lang bei 180 Grad auf einem Backblech liegen soll. Rezepte für Kräuterbutter-Croutons und einen Kiwi-Bananen-Smoothie haben die Landfrauen an ihrem Stand ebenfalls parat. Doch es ist nicht die Experimentierfreude, die Pate steht.
„Lebensmittel wertschätzen statt wegwerfen“, lautet ihre Botschaft auf der Landesgartenschau. Und weil Gemüse, Obst und Backwaren in deutschen Haushalten am häufigsten in den Abfall wandern, ist ihnen die „kreative Resteküche“ gewidmet. „Tipps und Tricks für den Alltag“, sollen vermittelt werden, so Bettina Sommerfeld vom Landesverband, die mit Landfrauen aus dem Untertaunus berät.
Auf eigene Sinne vertrauen
Sinnvolles portionieren ist ein anderer Punkt, den sie nahe bringen wollen.
Beim Mindesthaltbarkeitsdatum empfehlen sie, sich nicht allein auf Ziffern zu verlassen, sondern den eigenen Sinnen zu vertrauen – Geschmack und Geruch sind ausschlaggebend. Richtige Lagerung hilft zudem, dem Verderb vorzubeugen; dabei ist es wichtig, die unterschiedlichen Kältezonen im Kühlschrank zu kennen.
Kinder haben ihre Freude daran, Magnete mit Lebensmittel-Bildern auf einer Tafel zu platzieren, die schematisch den Aufbau eines Kühlschranks zeigt.
Dahinter steckt ein ernstes Anliegen. 82 Kilo Nahrungsmittel pro Person und Jahr werden in Deutschland laut Bettina Sommerfeld weggeschmissen. Zieht man ungenießbare Teile wie Orangenschalen ab, so verblieben immer noch glatte 50 Kilo.
Bei der überreichen Obsternte stellt sich aktuell ebenfalls die Frage, wie sich der Früchtesegen verwerten lässt. Was aus Wildobst werden kann, führen Dieter Hoffmann und Matthias Walheim vom Landesverband Hessen der Kleingärtner vor Augen. Hagebutten-Rosen eignen sich für Tees und Konfitüre. Apfelbeeren, auch als Aronia bekannt, liegen im Trend, sind geschmacklich jedoch „gewöhnungsbedürftig“.
Bio-Limonade aus Rosenblättern
Daher werden die Apfelbeeren gerne mit Sanddorn, Orangensaft oder Schokolade verarbeitet. Aus Rosenblättern wird Bio-Limonade, manche Pflanzen sind sogar mehrfach nutzbar. Apfelbeeren wurden früher mitunter getrocknet – „wie Rosinen für den Winter“, erläutert Walheim. Liköre und Brände stehen natürlich auf dem Tisch. Dazu kommen Kosmetika und eine „Wildrosen-Verwöhndusche“.
Ein geheimer Star im Wildobst-Garten ist die Kornelkirsche, die ursprünglich eher in Osteuropa zuhause ist, wie Walheim sagt. Ihre gelben oder roten Früchte stehen als Konfitüre zum Kosten bereit auf der Landesgartenschau.
Auch bei ihr sind Mischungen ratsam wegen des herb-aromatischen Geschmacks.
Das Holz der Kornelkirsche ist so schwer, dass es im Wasser versinkt, was in einem Behälter zu sehen ist. Aufgrund von Härte und Zähigkeit wurde es in den Zahnrädern von Mühlen verbaut.