Schlossgrabenfest: Bierpreis sinkt, Eintritt bleibt gleich

Das Schlossgrabenfest kommt näher.
© Sascha Lotz

Das Schlossgrabenfest kommt näher: Am Pfingstwochenende spielen 60 Bands und 14 DJs auf vier Bühnen. Alle Neuigkeiten zu Hessens größtem Musikfestival.

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Südhessen. Wäre es nicht zweimal coronabedingt ausgefallen, würde in diesem Jahr vom 25. bis zum 28. Mai das 25. Schlossgrabenfest gefeiert. So verwandelt sich die Innenstadt zum 23. Mal in ein rund 23.000 Quadratmeter großes Festivalgelände. 60 Bands, 14 DJs auf vier Bühnen, dazu 130 Stände für „eine kulinarische Weltreise”, wie Veranstalter Thiemo Gutfried sagte. „Soweit wir wissen, ist das deutschlandweit einmalig”. Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) bezeichnete bei der Pressekonferenz das Festival-Darmstadt sogar als „Musikhauptstadt Deutschlands”.

Die wird in diesem Jahr Hip-Hop-lastiger als sonst, weil das derzeit den Mainstream abbildet, sagte Gutfried, der mit seinem Partner Frank Grossmann 1999 das Musikfestival aus der Taufe hob. Das betrifft beispielsweise den singenden Rapper Montez, der in der aktuellen Vox-Staffel von „Sing meinen Song” im linearen Fernsehen zu sehen ist, oder auch Ayliva, die im September eine ausverkaufte Festhalle vor sich haben wird. Mit Kamrad („I belive”), ClockClock („Sorry”) oder ESC-Sänger Michael Schulte, der 2019 schon einmal da war, werden Popsehnsüchte bedient, es gibt aber auch Folkpunk vom Bamberger „Kellerkommando” (Partschs Favoriten) oder Hard-Rock von „The New Roses”.

Facebook-Post zum Schlossgrabenfest

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Thiemo Gutfried sprach von einem „genreübergreifenden Musikstilmix” und betonte, es sei ihnen wichtig gewesen, ihr Budget nicht auf eine oder zwei große Namen zu verteilen. Das Schlossgrabenfest biete schon immer eine Bühne für Talente – und noch nie seien so wenige Coverbands aufgetreten wie dieses Jahr: 80 Prozent der Künstler präsentierten ihre eigene Musik. Und: 50 Prozent kommen aus Darmstadt und der Region.

Schlossgrabenfest verzichtet vollständig auf Zuschüsse

Im vergangenen Jahr wurden offizielle Eintrittspreise eingeführt, davor war da facto der Schlossgrabenfestbecher die Eintrittskarte. Nur wer einen hatte, kam rein – allerdings nicht, wenn Eingänge wegen Überfüllung geschlossen werden mussten. Das nun installierte Ticketingsystem – im Dezember begann der Vorverkauf zum Frühbucher-Rabatt – sei nun ein zeitgemäßes, das betonte Frank Grossmann ebenso wie sein Kompagnon Gutfried und der OB.

Erstmals gibt es zwei Bechergrößen beim 23. Schlossgrabenfest.
Erstmals gibt es zwei Bechergrößen beim 23. Schlossgrabenfest.
© VRM
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Der Eintrittspreis liegt im Vorverkauf abhängig vom Tag bei 14,98 und 19,98 Euro fürs Tagesticket und 29,98 fürs Viertageticket. Nach aktuellem Stand werden dies auch die Abendkassenpreise sein, sagte Gutfried – allerdings ist das ein Puffer, falls sich in letzter Minute noch Preissteigerungen auftun, mit denen vorher nicht zu rechnen war.

Ein Interview mit Michael Schulte vor seinem Schlossgrabenfestauftritt 2019:

„Die Ausgabenliste ist lang und die Einnahmenliste kurz”, stellte Thiemo Gutfried fest. Das rund 2 Millionen Euro teure Festival verzichtet vollständig auf Zuschüsse und finanziert sich über Sponsoren, Eintrittsgelder und Standmieten. „Es werden keine Haushaltsmittel und keine Steuergelder da reingesteckt”, betonte auch der OB.

Jedes großartige Fest stärke die Innenstadt, sagte Partsch. „Die Besucher bekommen eine Idee von Darmstadt und kommen hoffentlich auch wieder.” Gutfried und Grossmann seien „Werbe- und Markenbotschafter für Darmstadt als junge Stadt”. Und sie hätten das „Heiner-Gen”, beauftragten lokale und regionale Firmen und versteuerten hier auch ihre Einnahmen.

Freier Eintritt für Kinder, Rabatte für Teilhabecard

Vergangenes Jahr gab’s Kritik an den Eintrittspreisen für Kinder und fehlenden Rabatten für Geringverdiener. Inzwischen sind Kinder einschließlich 12 vom Eintritt befreit. Und Teilhabecardinhabern wird ein Rabatt bis zu 50 Prozent gewährt. Gottesdienst und Kinderzeit am Sonntag auf dem Karolinenplatz sind frei zugänglich – wie das Festivalgelände tagsüber sowieso, sagte Gutfried. Erst abends wird abgesperrt. Die Eintrittspreise seien in diesem Jahr nicht erhöht worden und der Bierpreis habe sich sogar reduziert: 0,5 Liter kosten 5 Euro. 0,3 Liter Bier nach wie vor 3,50 Euro.

Kritik wie sie zuletzt von den Jusos kam, die gefordert hatten, „das Schlossgrabenfest muss wieder zum Fest der Vielen und nicht der Wenigen werden”, begegnete Gutfried gewissermaßen achselzuckend. Wenn 100.000 Menschen, die im vergangenen Jahr über die vier Tage das Schlossgrabenfest besucht haben, wenig seien, wüsste er gern wo „Viele” anfangen. OB Partsch beschied der SPD-Jugendorganisation, Schlagworte zu verwenden, „die dem Lackmustest der Wirklichkeit nicht standhalten”.

Alkoholkonsumverbot im Herrngarten

Das gleichfalls kritisierte Alkoholkonsumverbot im Herrngarten bezeichnete der Oberbürgermeister als notwendig. Bekanntlich war es 2018 nach dem Ende des Schlossgrabenfests im Herrngarten zu nächtlichen Ausschreitungen mit Angriffen auf Polizisten gekommen. Das Alkoholkonsumverbot ist die Folge dieses Ereignisses und Teil des Sicherheitskonzepts in Zusammenarbeit mit der Polizei. Anders als im vergangenen Jahr wird es im Herrngarten diesesmal keine Zugangsbeschränkungen geben.