Rheingauer Winzer mussten im Weinjahr 2019 weniger spritzen
Das trockene Wetter hat dazu geführt, dass im Weinjahr 2019 nicht so viele Schädlinge in den Weinbergen bekämpft werden mussten. Erst zur Hauptlese wurde es nass.
Die Handlese spielt im Rheingau immer noch eine große Rolle – nicht nur im Steilhang, wie hier in Rüdesheim.
(Archivfoto: Heinz Margielsky)
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RHEINGAU - (red). Heiß und viel zu trocken war das zu Ende gehende Weinbaujahr im Rheingau. Das hat sich auf den Weinbau ausgewirkt, wie Weinbauberater Bernd Neckerauer vom Weinbauamt in Eltville bei seinem Rückblick feststellt.
Hohe Temperaturen zu Jahresbeginn und warme trockene Böden hätten für einen sehr frühen Austrieb Mitte April gesorgt, so Neckerauer. Dieser Vorsprung von neun Tagen vor dem langjährigen Mittel habe sich im April auf fast zwei Wochen ausgebaut, bis die Vegetation im Mai durch die kühlen und regnerischen Wetterbedingungen gebremst worden sei. Die Blüte begann dann mit nur noch zwei Tagen Vorsprung vor dem 30-jährigen Mittel. Der Reifebeginn beim Riesling am 14. August lag dann aber doch wieder knapp eine Woche vor dem langjährigen Mittel. Pünktlich zum Beginn der Rieslinglese am 23. September schlug das Wetter um und es gab fast täglich Regen.
Trauben teils an der physischen Grenze
Gewitter mit Hagel und örtlich auftretende Starkregenereignisse führten im Rheingau nur zu geringen Schäden, wie Neckerauer erläutert. Aber die Hitzewelle mit ihrem Höhepunkt am 25. Juli brachte die Trauben teilweise an ihre physischen Grenzen. Hitzeschäden sind bei allen Rebsorten, Erziehungssystemen und Lagen aufgetreten. Glücklicherweise seien die geschädigten Trauben schnell eingetrocknet, sodass kein weiterer Schaden durch Pilzinfektionen entstehen konnte. Um die Reben in erst vor wenigen Jahren angelegten Weinbergen zu entlasten, blieb oft nur, Trauben bereits im Sommer abzuschneiden, wie Neckerauer berichtet.
Dafür hatte die Peronospora kaum Chancen, sich zu entwickeln. Für den Echten Mehltau waren die Bedingungen günstiger: Er konnte durch konsequenten Pflanzenschutz aber in Schach gehalten werden. Die Kirschessigfliege hatte zu Reifebeginn der Rotweinsorten bessere Bedingungen als 2018, da es in diesem Jahr in diesem Zeitfenster nicht ganz so heiß war. Bei frühreifenden Rotweinsorten konnten deshalb auch vereinzelte Eiablagen nachgewiesen werden. Der Schaden durch die Kirschessigfliege sei insgesamt aber gering, so Neckerauer. Größere Schäden seien durch Rehe und Wildschweine entstanden, die sich immer mehr in den Weinbergen ausbreiteten. Durch die verletzten Beeren wurden dann Wespen, Bienen und Fruchtfliegen angelockt, die die Winzer, vor allem beim Dornfelder, zu einer schnellen Lese zwangen.
Die Mostgewichte stiegen im Spätsommer zügig an. Die Trauben präsentierten sich wenige Tage vor Beginn der Hauptlese mit schönen fruchtigen Noten, wie der Weinbauberater schreibt. Botrytis-Infektionen waren zunächst kaum ein Thema. Mit dem Regen hätten sich zu Beginn der Rieslinglese auch die Botrytis-Infektionen schneller als erwartet ausgebreitet. Ab der zweiten Oktoberwoche seien die Erntemengen pro Hektar zusehends immer geringer geworden. Zu diesem Zeitpunkt konnten die Winzer auch Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen ernten. Weil die Trauben schon zu Beginn der Lese ausgereift gewesen seien und das Wetter nicht zum Risiko eingeladen habe, sei die Lese zügig gelaufen, wobei im Rheingau neben der maschinellen Lese die Handlese immer noch eine große Rolle spiele. Die Weintrinker dürften sich, so Neckerauer, auf ausgewogene und hochwertige Weine des Jahrgangs 2019 freuen.