Geisenheim und Lorch sind jetzt ebenfalls „Tourismusorte“, und zwar Nummer sechs und sieben in Hessen. Mit Rüdesheim gibt es damit drei zertifizierte Städte im Rheingau.
Von Barbara Dietel
Die landschaftlich bevorzugte Lage, wie sie Lorch genießt, ist eines der Kriterien für einen Tourismusort.
(Foto: Rheingau Tourismus)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
RHEINGAU - Die Rüdesheimer waren die ersten im Rheingau und die zweiten in Hessen, die das Prädikat „Tourismusort“ führen dürfen – ein Prädikat, dass es erst seit 2017 in Hessen gibt. Jetzt sind mit Lorch, außer Espenschied, das weiterhin Erholungsort bleibt, und Geisenheim mit allen Stadtteilen zwei weitere Rheingauer Städte dazugekommen. Nummer sechs und sieben in Hessen, wie Horst Wenzel, Geschäftsführer des Hessischen Fachausschusses für Kur-, Erholungs- und Tourismusorte beim Regierungspräsidium in Kassel, bei der Übergabe der Urkunden an die beiden Bürgermeister Jürgen Helbing und Christian Aßmann erklärte.
Mit dem Prädikat Tourismusort, das der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir verleiht, haben beide Städte die Voraussetzung erfüllt, einen Tourismusbeitrag von den Gästen erheben zu können. Beide planen dies aber nicht. Die Stadt Geisenheim wolle die touristische Entwicklung voranbringen, betonte Aßmann, das Prädikat „Tourismusort“ diene ausschließlich Marketingzwecken. Lorch erhoffe sich von dem Siegel ebenfalls noch mehr Aufmerksamkeit für seine touristischen Reize, sagte Helbing. Seit mehr als zehn Jahren versuche Lorch, Tourismusort zu werden. Durchaus erfolgreich, wie der Bürgermeister findet. Die Zahl der Übernachtungen, erklärte er, hätten sich in den vergangenen Jahren vervielfacht – 2018 waren es 35 750.
Alle Rheingauer Kommunen erfüllen die Kritierien
Rüdesheim – das mit knapp 410 000 Übernachtungen (Geisenheim kommt auf 50 000 bis 55 000) in einer ganz anderen Liga spielt – hatte die Anerkennung als Tourismusort in erster Linie zu dem Zweck beantragt, einen Tourismusbeitrag zu erheben und die Stadt von Investitionen in den Tourismus entlasten zu können. Ein Jahr hat die Touristenmetropole im Rheingau das Prädikat schon. Einen Tourismusbeitrag gibt es noch nicht. Das liegt daran, dass Rüdesheim nicht nur Übernachtungsgäste, sondern auch Tagesbesucher zum Tourismusbeitrag heranziehen will. Doch wie das gehen soll, darauf weiß noch keiner eine Antwort.
Die landschaftlich bevorzugte Lage, wie sie Lorch genießt, ist eines der Kriterien für einen Tourismusort. Foto: Rheingau Tourismus
Eine bedeutende kulturelle Einrichtung hat Geisenheim zum Beispiel mit Schloss Johannisberg. Archivfoto: Heinz Margielsky
2
Gleichzeitig gibt es im Konzept für die Destination Rheingau den Vorschlag, dass die Kommunen gemeinsam einen Tourismusbeitrag erheben, um damit das Angebot für Gäste zu verbessern. Das ginge aber nicht ohne Zustimmung jedes einzelnen Parlaments, wie Aßmann betont. Vor allem müssten dafür erst mal alle Rheingauer Kommunen Tourismusort werden.
Die Kriterien dafür würden sie alle erfüllen, so Thorsten Reineck, Geschäftsführer der Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH (RTKT). Um als Tourismusort anerkannt zu werden, müsse ein Ort mindestens doppelt so viele Gästeübernachtungen wie Einwohner haben. Und er müsse eines von drei weiteren Kriterien erfüllen: in einer landschaftlich bevorzugten Lage liegen, bedeutende kulturelle Einrichtungen, internationale Veranstaltungen, Freizeiteinrichtungen oder geeignete Angebote für Naherholung haben. Lorch und Geisenheim hätten alle vier Kriterien erfüllt, berichtete Wenzel.
Von den anderen Kommunen im Rheingau hat jedoch bisher keine Interesse an der Anerkennung als Tourismusort gezeigt. Von der Zertifizierung einer ganzen Tourismusregion ist der Rheingau also noch ein ganzes Stück entfernt. Dabei sei das Prädikat nicht nur toll für die Außenwirkung, findet Wolfgang Blum, der als Gästeführer die Delegation des Fachausschusses bei der Ortsbesichtigung in Geisenheim begleitete. Den Einwohnern vermittle das Prädikat, in welch gesegneter Region sie lebten.