Beim 70. Sommerfest des St. Vincenzstifts haben Heimkinder von einst ein Klassentreffen erlebt. Es wurde aber auch in die Zukunft geblickt: So sind in Aulhausen Neubauten geplant.
Von Thorsten Stötzer
Beim Sommerfest des St. Vincenzstifts in Aulhausen erfreuen sich die kleinen Besucher an einer Rollenrutsche.
(Foto: Heinz Margielsky)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
AULHAUSEN - Bei Hausfrauen könnte die Salatschleuder-Kunst womöglich Alpträume auslösen. Beim Sommerfest des Sankt Vincenzstifts in Aulhausen entstehen dank Acrylfarbe, Murmeln und starken Kinderarmen an der Kurbel jedoch faszinierende Bilder in dem Haushaltsutensil. Gleich nebenan scheppert es beim Dosenwerfen, lautlos fliegt dagegen ein Softball in Richtung der Torwand.
Einiges wurde umorganisiert beim Sommerfest, das übrigens zum 70. Mal im Terminkalender steht, wie Caspar Söling, der Sprecher der Geschäftsführung im St. Vincenzstift, berichtet. Dezentraler ist die Veranstaltung geworden, und die Besucher sollen mehr mitmachen können, statt irgendwo zuzuschauen. Wichtig ist den Gastgebern dabei, dass Menschen mit und ohne Behinderung zugleich aktiv sein können. Erstmals ist ein inklusiver Gottesdienst unter freiem Himmel Teil des Programms. Ihn leitet der Limburger Bischof Georg Bätzing bei seinem ersten Besuch im St. Vincenzstift.
Der Tag hat allerdings schon früher begonnen, und zwar mit dem Heimkinder-Frühstück, das Ehemalige nach Aulhausen zurückführt, die meist in den 1950er bis 1970er Jahren als Minderjährige in der Einrichtung gelebt hatten. „Das ist wie ein Klassentreffen“, erklärt Öffentlichkeitsarbeiterin Birgitt Wagner. Die Heimkinder seien untereinander vernetzt. Es seien sowohl Personen mit dabei, deren Biografie durch die Zeit im St. Vincenzstift belastet sei, als auch solche, die gute Erinnerungen an ihre Kindheit in Aulhausen hätten. Schon seit annähernd zehn Jahren besteht dieses Angebot, das Interesse daran sei recht hoch.
Mit 2000 bis 3000 Gästen rechnen die Verantwortlichen insgesamt beim Sommerfest. Genau beziffern lässt sich dies auf dem offenen Gelände nicht, doch nach Sölings Eindrücken „ist die Besucherzahl super“. „In erster Linie ist das ein Fest für die Bewohner“, sagt Wagner. Die anderen Wohnhäuser im Rheingau, das Betreute Wohnen und die Jugendhilfe Marienhausen sind ebenfalls einbegriffen.
Neubauten wachsen oder sind geplant
604 Bewohner zählt das St. Vincenzstift insgesamt in der Region zwischen Lorch und Offenbach, 218 davon leben im Vincenzpark in Aulhausen, wie Wagner mitteilt. Angehörige, Ehemalige, Mitarbeiter und interessiere Bürger gesellen sich beim Fest dazu. Musik, Tanz, Rollenrutsche und Riesen-Seifenblasen begleiten das Miteinander. Labrador Lila ist als Schulhund ein heimlicher Star. 180 Helfer leisten alleine am Sommerfest-Tag Dienst, ein Schichtsystem ist nötig.
Verschwunden sind die Seitenflügel am Zentralgebäude. „Die Baustellen sind aber kein Riesenthema beim Sommerfest“, betont Wagner. Neubauten wachsen oder sind geplant. Ende des Jahres werde das „Haus am Rosengarten“ für Senioren eröffnet, der Bau zweier Häuser für Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten solle beginnen. „Zweiter Lebensraum“ ist der Oberbegriff für ein drittes Projekt – für Leute, die wegen ihres Alters oder ihrer Handicaps nicht in eine Werkstatt für behinderte Menschen gehen können.