Mittwoch,
25.04.2018 - 17:18
2 min
Wildes Grün in der Rotweinzone: Kräuterwirte verwöhnen Wanderer in Assmannshausen
Von Laura Jung

Während des Aufstiegs hält Kräuterwirt Rudolf Liess inne und erklärt, was an den Hängen in Assmannshausen wächst. Fotos: Richard Kern ( Foto: )
ASSMANNSHAUSEN - „Endlich schönes Wetter! Vor zwei Jahren hatten wir Schnee und letztes Jahr nur vier Grad“, begrüßt Birgit Berg die gut gelaunten Wanderer vor der „Alten Bauernschänke“ in Assmannshausen. Zur kulinarischen Kräuterwanderung sorgt die Sonne für hohe Temperaturen an diesem Frühlingstag wie aus dem Bilderbuch. Die erprobten Rheingauer tragen Hüte und Sonnenschirme. Zur Erfrischung servieren die Kräuterwirte erst einmal eine Kräuterlimonade mit herzhafter Knusperstange – natürlich garniert mit Kräutern aus dem Mittelrheintal.
Wissenshäppchen und feine regionale Speisen
Rund 50 Feinschmecker haben ihre Wanderschuhe geschnürt, um kulinarischen Genuss mit spektakulären Ausblicken vom Assmannshäuser Höllenberg, Bewegung im Freien und Wissenshäppchen über heimische Kräuter miteinander zu verbinden. Für 59 Euro genießen sie in den Weinbergen ein frisches, regionales Viergangmenü mit korrespondierenden Weinen und erfahren darüber hinaus, wo die Schätze wachsen, die in der mobilen Küche verarbeitet werden.
In zwei Gruppen führen die Kräuterexperten Rudolf Liess und Jörg Hohenadl die wissbegierigen Wanderer auf dem Wildkräuterweg in Assmannshausen – den Blick aufmerksam auf den Boden, aber natürlich auch auf die gegenüberliegenden Burgen, die vorbeifahrenden Schiffe auf dem Rhein und die Weinberge gerichtet.
Oenologe Günter Lauzi beantwortet als Weinexperte alle Fragen rund um die frisch austreibenden Reben und erklärt, welche Maßnahmen die Winzer im Pflanzenschutz treffen, um ihre Trauben gesund ernten zu können.
„1100 Pflanzenarten wachsen in diesem mediterranen Klima und 70 Prozent davon kann man essen“, erzählt Kräuterwirt Rudolf Liess, der sogar ein Buch darüber geschrieben hat. Er kennt alle Wildkräuter und kann viel über ihren Geschmack und ihre Wirkung berichten. Immer wieder zitiert er auch Hildegard von Bingen, „die wahrscheinlich erste Botanikerin in der Region“.
Wer wandert, ist zum Glück hungrig. Auf der Speisekarte steht als Vorspeise ein mit Weinbergskräutern gebeizter Fjordlachs mit Spargelterrine, den sich die Feinschmecker rund um die kupferfarbene Rotweinlaube in herrlichem Sonnenschein schmecken lassen. Dazu ein spritziger Riesling, von dem gerne ein zweites Glas ausgeschenkt wird. Ein bisschen weiter laufen, und schon gibt es ein Rieslingsüppchen mit Knoblauchrauke und Vogelmiere. Der Hauptgang „Vitello Goethe“ wartet im Tal: ein rosa gebratener Kalbstafelspitz, Stangenspargel und „Grie Soß Hollandaise“. Wer kann, holt sich Nachschlag. Grandioses Dessert-Finale bildet ein Törtchen von Löwenzahn und Frischkäse mit Sorbet aus 1000 Veilchen, die Kräuterwirt Rudolf Liess eigenhändig gesammelt hat! Als die Gäste das hören, blicken sie ehrfürchtig auf ihre Teller. Und applaudieren Torsten Schambach vom Hotel „Zwei Mohren“ und seinem Team, das die Teller vor den Augen der Gäste in farbenfrohe und geschmacksintensive Kunstwerke verwandelt hat.