Zum 28. Mal hatten bei „Tal Total“ Radler Vorfahrt vor Autofahrern. Außer Assmannshausen war Lorch ein Anlaufpunkt im hessischen Teil des Weltkulturerbes.
Von Thorsten Stötzer
Bei der glühenden Hitze sind schattige Plätze, wie hier in Assmannshausen, bei der 28. Ausgabe von „Tal Total“ gut besucht.
(Foto: Heinz Margielsky)
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LORCH/ASSMANNSHAUSEN - Eine seltene Stille ist auf der B 42 zu genießen, nur untermalt von Vogelgezwitscher und dem Stampfen von Schiffsmotoren auf dem Rhein – jedenfalls, so lange kein Güterzug vorüberbraust. „Tal Total“ macht es möglich. Beim autofreien Sonntag für Fahrradfahrer und andere Freizeitsportler im Welterbetal ist es aber auch generell ruhiger geworden als einst.
„Es ist weniger los, aber schön, dass es die Veranstaltung gibt“, sagen Heribert Freimuth und Anne Schmitt aus Oestrich-Winkel, als sie in Assmannshausen rasten. „Das ist ein Heimspiel“, meint Freimuth. Sonst ist er beim TV Mittelheim in einer Gruppe namens „Rheingauer Rieslinge“ mit dem Mountainbike in den Weinbergen unterwegs und wählt deswegen auch bei „Tal Total“ meist besondere Wege.
Doch statt über die Höhen nach Lorch zu fahren und bloß den Rückweg auf der Bundesstraße einzuschlagen, haben sich beide diesmal für einen ganzen Tag im Tal entschieden. „Das ist ein Aufbautraining.“ Denn Anne Schmitt hatte im Februar einen Kreuzbandriss erlitten. An die üblichen Baustellen auf der B 42 haben sich die Teilnehmer weitgehend gewöhnt, eher spielen Wind und Hitze eine Rolle.
Lebhaft fegt der Wind flussabwärts, was für viele aber kein seltenes Phänomen am Rhein ist. „Bei Gegenwind strengt das richtig an“, berichtet Pia Sloboda, die sich mit ihrer Tochter Sophie Kolb und der Freundin Simone Holz auf dem Rückweg von Kaub nach Rüdesheim befindet. Sie sind bereits um 9 Uhr aufgebrochen, also vor dem offiziellen Start, um der größten der angekündigten Hitze zu entgehen.
„Super Kulisse“ mit Burgen und steilen Hängen
„Alle Jahre wieder“ könne das Motto lauten, finden die drei Frauen. Nicht ohne Grund: „Tal Total“ steht schon zum 28. Mal im Terminkalender. Immer noch gefalle ihnen die „super Kulisse“ vor der Haustür mit Burgen und steilen Hängen unter einem glühend blauen Himmel. Allgemein habe sich der Fahrstil gebessert im Vergleich zur Anfangszeit. Und eines steht für die Frauen fest: „Zum Abschluss gibt es in Rüdesheim einen dicken Eisbecher.“
Gilbert Dietz aus Bingen hat mit Getränken in einer Kühltasche vorgesorgt. Mit dem E-Bike ist er bis St. Goar geradelt, hat übergesetzt und fährt nun rechtsrheinisch bis Rüdesheim. Ruhiger werde es bei „Tal Total“, so seien die Bootsrennen in Lorch weggefallen, ebenso vermisst er eine Pannenstation. „Aber aufs Rad geht’s trotzdem“, beteuert der Rheinland-Pfälzer. Die Bewegung sei besser, als in der Sonne zu hocken.
Außer Assmannshausen ist Lorch ein Anlaufpunkt im hessischen Teil des Weltkulturerbes. Dort locken Bratwurst, Wein, Kölsch, Kebap und andere exotische Gerichte. Die Arbeiterwohlfahrt macht ein kreatives Angebot für Kinder und Erwachsene, die sich aus hölzernen Wäscheklammern kleine Figuren basteln können, die „Flaschenhälsler“ genannt werden – in Erinnerung an den berühmten Freistaat. Die Geschöpfe bekommen grüne Haare oder einen lila Hut verpasst, und es fragt sich bloß, ob sie auch Radfahren können.