Hessische Staatsweingüter und Hochschule Geisenheim schließen „Steillagen-Allianz“
Von Oliver Koch
Redaktion Rheingau-Taunus
Ab 30 Prozent Hangneigung spricht man von einer Steillage: Der Assmannshäuser Höllenberg fällt ohne Zweifel in diese Kategorie. Archivfoto: RMB/Heinz Margielsky
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ASSMANNSHAUSEN - Weinbau in Steillagen wird für die Winzer zunehmend zu einer Herausforderung. Zwar profitieren die Reben von der höheren Sonneneinstrahlung, doch gibt es auf der anderen Seite gravierende Nachteile: So macht das steile Gelände das Arbeiten aufwendiger, personalintensiver und damit teurer, überdies können die Böden nicht so viel Wasser speichern wie andernorts.
Die Hessischen Staatsweingüter und die Hochschule Geisenheim wollen sich des Themas nun verstärkt annehmen und haben deshalb eine „Steillagen-Allianz“ gegründet. Mehrere Projekte an der Hochschule sollen die Frage beantworten, wie sich der Steillagenanbau – auch in Anbetracht des Klimawandels – zukunftsfähig aufstellen lässt.
Tröpfchenbewässerung und Einsatz von Drohnen
„Wir können gegenseitig profitieren“, hob Hochschulpräsident Hans Reiner Schultz mit Blick auf das Bündnis hervor. Mit der zu den Staatsweingütern gehörendenden Domäne Assmannshausen hatten sich die Partner einen für die Pressekonferenz passenden Ort ausgesucht, befindet sich hier doch mit dem Höllenberg eine ausgemachte Steillage. Eine solche besitze die Hochschule bis auf eine Ausnahme nicht, sagt Schultz. „Daher ist die Kooperation wichtig.“
Die Staatsweingüter bringen Weinbergsflächen und personelle Unterstützung in die Partnerschaft ein, wie Geschäftsführer Dieter Greiner ausführte. Im Gegenzug sei man an den Resultaten der Projekte interessiert, für die die Hochschule verschiedene Fördertöpfe angezapft hat. „Wir wollen die Ergebnisse in konkrete Maßnahmen umsetzen“, kündigte Greiner an. Bei dem Thema gebe es so viele Facetten, die man ohne Hilfe der Hochschule nicht im Blick behalten könne.
Ein Projekt befasst sich etwa mit der Idee, die heute noch in Falllinie angelegten Weinberge künftig quer zu terrassieren. Die parallel zum Hang angelegten Zeilen und Gassen ließen sich weniger arbeitsintensiv bewirtschaften und wären etwa für normale Schmalspurschlepper zugänglich. Die Begrünung der Böschungen würde zudem für Erosionsschutz sorgen und auch der biologischen Vielfalt zugutekommen.
Ein anderes Projekt widmet sich dem optimalen Einsatz der Tröpfchenbewässerung im Steillagenweinbau. „Wir wollen hier zielführende Empfehlungen geben“, sagte Manfred Stoll vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau an der Hochschule Geisenheim.
Eine andere Forschergruppe geht der Frage nach, wie sich Drohnen zum automatisierten und gezielten Verteilen von Spritzmitteln in den Steillagen einsetzen lassen. Bislang werden dafür für die am schwierigsten zugänglichen Stellen Hubschrauber eingesetzt – was aber wegen des Abdriftproblems und des Lärms etwa der touristischen Nutzung nicht zuträglich ist. Touristische Aspekte – Stichwort: Erhalt der historischen Kulturlandschaft – sollen in der Allianz ebenso berücksichtigt werden wie die Themen Ökologie und Wirtschaftlichkeit.
Steillagenweinbau ist aufwendiger
Dass der Weinbau in Steillagen aufwendiger und damit weniger wirtschaftlich ist, veranschaulichte Greiner mit einer Zahl: So kosten die Steillagen die Staatsweingüter jedes Jahr rund eine Million Euro an Profit. Knapp 40 Prozent der von den Staatsweingütern bewirtschafteten 240 Hektar entfallen auf diese Anbauform. In Rüdesheim gebe es Stellen, die für den Riesling, im Rheingau bekanntlich die dominante Rebsorte, immer schwieriger würden, hieß es. „Steil und rot“ lautete Greiners These. Denn die Steillagen böten mehr Sonne, zugleich gebe es für Rotwein eine höhere Zahlungsbereitschaft.