15 Hausärzte sind mit dem Josefs-Hospital in Rüdesheim zur Televisite vernetzt
Mittlerweile haben 15 Haus- und Fachärzte im Rheingau eine Leitung ins Rüdesheimer Krankenhaus, um regelmäßig per Bild und Ton Kontakt zu halten. Übermittelt werden sichtbare Befunde, etwa Fotos von Wunden, die dann von Fachleuten des Krankenhauses begutachtet werden können.
Von Barbara Dietel
Chefarzt Michael Rössler betrachtet im Rüdesheimer Krankenhaus die Wunde von Hermann Haust auf dem Bildschirm und bespricht sich mit Hausarzt Ulrich Kau. Foto: RMB/Heinz Margielsky
( Foto: RMB/Heinz Margielsky)
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RÜDESHEIM - Dr. Ulrich Kau war der erste Hausarzt mit einer Leitung ins Rüdesheimer Krankenhaus. Inzwischen hat das St. Josefs-Hospital (JoHo) regelmäßig per Bild und Ton Kontakt zu 15 Haus- und Fachärzten im Rheingau, die Patienten in der Praxis oder zuhause versorgen. Mittels eines Tablets werden sichtbare Befunde, also in erster Linie Bilder von Wunden, ins Krankenhaus übermittelt und dort von den Fachleuten begutachtet.
Näpa übermittelt Bilder von der Küche in die Klinik
Wie die chronische Wunde von Hermann Haust. Er sitzt zuhause am Küchentisch in Oestrich, während sich Chefarzt Michael Rössler in Rüdesheim die Bilder von seiner Wunde anguckt. Natalie Hönig, Nichtärztliche Praxisassistentin, kurz Näpa, in der Praxis Dr. Kau, macht die Aufnahmen, die in Echtzeit zunächst in die Praxis und, wenn es der Doktor für nötig befindet, dann auf einer anderen Leitung auch ins Krankenhaus geschickt werden. Die medizinische Fachangestellte mit Zusatzausbildung, die erste im Rheingau, entlastet ihren Chef Ulrich Kau, indem sie für ihn Hausbesuche übernimmt. Den Patienten werden lange Wege erspart.
„Die müssen alle nicht ins Krankenhaus“, erläuterte Dr. Michael Rössler, Chefarzt der Allgemein- und Unfallchirurgie im JoHo Rüdesheim, bei einem Besuch des hessischen Gesundheitsministers Stefan Grüttner im Demo-Raum des JoHo in Rüdesheim. Im Falle von Hermann Haust ist sich Rössler mit Kau einig, dass die Wunde fast abgeheilt ist und bis auf Weiteres nur noch verbunden werden muss. Das nimmt Gernot Bäumler vom gleichnamigen Pflegedienst auch gleich noch mit, der ebenfalls gerade beim Patienten ist.
Gestartet ist das JoHo im vergangenen Jahr zunächst mit Video-Konferenzen im stationären Bereich seiner drei Kliniken in Wiesbaden, Rüdesheim und Bad Schwalbach. So zeigen sich die Ärzte regelmäßig die Bilder ihrer Tumorpatienten und beraten, wie ihre weitere Versorgung aussehen sollte. Aber auch über andere Fälle, vor allem jene, die in Rüdesheim nicht behandelt werden können, wird konferiert. Zum Ministerbesuch nimmt Rössler Kontakt mit dem Kollegen Professor Marcus Richter auf, Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums im JoHo in Wiesbaden. Ein 62-jähriger Mann ist im Garten gestürzt und hat sich, wie die Rüdesheimer diagnostizierten, einen Wirbel gebrochen. Auch wenn er keine großen Beschwerden hat, hält Richter eine Operation für unumgänglich. Für Mittwoch ist sie nun angesetzt. Aber auch an andere Spezialkliniken vermittelt das JoHo Rüdesheim Patienten. Mit ihnen sei das JoHo allerdings, so Rössler, noch nicht per Video verbunden.
Was stationär funktioniert, könnte auch auf den ambulanten Bereich ausgedehnt werden, dachte sich das JoHo, wie der Rüdesheimer Klinikleiter Jens Gabriel erklärte. Die Klinik sei dann auf die Praxis Kau und die Näpa aufmerksam geworden, die seinerzeit noch ohne Tablet Hausbesuche machte – die Televisite war geboren.
Manchmal liefert sie noch etwas verschwommene Bilder. Aber der Minister hat versprochen, dass die Datenleitungen zu Arztpraxis, Wohnung und Krankenhaus bis zum Jahresende aufgerüstet werden, damit immer ein gestochen scharfes Bild bei den Ärzten ankommt. Rössler würde sich noch wünschen, dass die Landesregierung auch eine regelmäßige Konferenz zwischen Krankenhaus und Arztpraxen finanziert. Denn wenn die Zahl der angeschlossenen niedergelassenen Ärzte so weiter steige, könne das Krankenhaus eine Live-Konferenz jeweils dann, wenn der Arzt oder die Näpa beim Patienten sind, nicht mehr leisten.
Ohne Telemedizin, aber auch den Telenotarzt oder den Telerettungsdienst werde die Versorgungssicherheit in der Fläche nicht mehr sichergestellt werden können, erklärte Grüttner, der für den Neubau am JoHo in Wiesbaden noch einen Förderbescheid von 20 Millionen Euro im Gepäck hatte.