Hessenforst schult Waldarbeiter auf der Hallgarter Zange in der Aufarbeitung der Unwetterschäden
Von Cane-Sophie Buzludag
„So sicher wie möglich“: Forstwirtschaftsmeister Udo Lustermann zeigt Schneidetechniken für eine gefahrlosere Aufarbeitung der Windwurfschäden. Foto: RMB/Heinz Margielsky
( Foto: RMB/Heinz Margielsky)
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HALLGARTEN - Es sieht aus wie ein Schulausflug, ist aber ein Unterricht, der Leben retten kann – und soll. Hessenforst hat seine Mitarbeiter zu einer besonderen Schulung in den Wald auf die Hallgarter Zange geladen.
Etwa 30 Mitarbeiter stehen im Halbkreis um Udo Lustermann herum und schauen seinem Wirken mit der Kettensäge zu. Der Weiterbildungsbeauftragte des Forstamts Rüdesheim wird den Männern an diesem Nachmittag Schneidetechniken und Sicherheitshinweise an die Hand geben. Das Ziel: Unfälle bei Aufarbeitung der zahlreichen Windwurfschäden nach dem schweren Unwetter in der Nacht zum 1. August vermeiden. Hessenforst will die Aufräumarbeiten „so sicher wie möglich“ gestalten, erklärt der stellvertretende Forstamtsleiter Arno Dietz. Auch, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Unfälle hat es bei den Arbeiten noch nicht gegeben. Damit es auch so bleibt, will Hessenforst die Mitarbeiter für die möglichen Gefahren sensibilisieren.
Wirtschafliche Schäden sind noch nicht absehbar
Die Teilnehmer der Sicherheitsschulung sind Angestellte von Hessenforst, kommunale Mitarbeiter und Mitarbeiter externer Fortwirtschaftsunternehmen, die extra mit Aufräumarbeiten beauftragt worden sind. Für alle sind die Windwurfarbeiten eine besondere Situation. Auch wenn viele von ihnen schon langjährige Erfahrung im Wald haben, weist Dietz daraufhin: „Windwurfarbeiten sind sehr gefährlich.“ Und sie werden die Mitarbeiter die nächsten Wochen und Monate auf Trab halten.
Der Wald an der Hallgarter Zange zeigt beispielhaft das Ausmaß der Schäden, die das Unwetter hinterlassen hat. Meterhohe Fichten liegen wie Mikadostäbchen übereinandergestapelt auf dem Boden, teilweise sind die Stämme wie Streichhölzer abgeknickt, viele der umgestürzten Bäume wurden mit dem kompletten Wurzelteller aus der Erde gerissen. Große Banner mahnen Waldbesucher zur Vorsicht: „Achtung, Waldarbeiten“, steht dort geschrieben. „Lebensgefahr“.
Auch die Bäume, die nicht umgefallen sind, sondern sich in Schräglage gegen andere Stämme gelehnt noch halb aufrecht halten, müssen aus dem Wald geholt werden. „Die Bäume stehen teilweise stark unter Spannung“, erklärt Dietz. Er schätzt, dass die gesamten Arbeiten ein dreiviertel Jahr in Anspruch nehmen werden. „Da wartet ein Haufen Arbeit.“ In der einen Nacht seien so viele Bäume umgefallen, wie eigentlich im gesamten Jahr gefällt werden sollten. Bisher wird der Schaden auf etwa 80 000 Festmeter geschätzt, die Zahl werde sich wohl aber noch erhöhen, meint Dietz.
Absatzprobleme für das Holz gibt es nicht
Auch die wirtschaftlichen Folgen sind groß. Wie groß, könne Hessenforst allerdings noch nicht abschätzen. „Der Verlust ist bei Laub- schlimmer als bei Nadelbäumen“, sagt Dietz. Teilweise seien auch dicke, alte Eichen umgestürzt, „da kann der Schaden auch mal 1000 Euro betragen. Pro Baum.“ Absatzprobleme gebe es aber nicht, „es rufen täglich Leute an, die das Holz kaufen wollen.“
Fortwirtschaftsmeister Udo Lustermann demonstriert währenddessen eine spezielle Schneidetechnik, mit der Stamm und Wurzelteller sicher von einander gelöst werden sollen. Das Knattern des Motors dröhnt durch den Wald, als er mit sicherer Hand die Schnitte setzt. Im Gegensatz zu früher jedoch haben die Männer Unterstützung von großen Maschinen, mit Vollerntern lassen sich viele Stämme aus dem Wald holen. Komplett ohne Handarbeit geht es jedoch nicht, erklärt Lustermann. Gerade in Steillagen bleibt das händische Vorgehen unersetzlich.