„Immer der Flöte nach“ – so lautete das Motto für die Spaziergänger, die zwischen Johannisberg und Hallgarten an der Flötenwanderung teilnahmen. Stärkung gab es an Winzerständen.
Von Ingeborg Toth
Flötenwanderung: Zwischen den Reben kann man gut spazieren gehen – aber auch Wein genießen.
(Foto: Heinz Margielsky)
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JOHANNISBERG/HALLGARTEN - Eine Darbietung unter freiem Himmel, mitten in den Weinbergen, auf halbem Wege zwischen dem Weinstand des Weinguts Manfred Egert und dem von Bernhard Eser: Flötentöne des Klangkünstlers Hans Koowjk und eine Performance des Frankfurter Ensemble Interface bezaubern. Die, die bei der Flötenwanderung hier in Scharen vorbeikommen, bleiben fasziniert stehen, genießen die künstlerische Darbietung.
Manche sind schon vier- oder fünf mal mitgewandert. „Im vergangen Jahr war es ordentlich heiß“, meint ein Ehepaar aus Rüdesheim. Der Termin „Wochenende nach Pfingsten“ ist bei den beiden fest vorgemerkt – für das Weinfest mitten in den Weinbergen, „Flötenwanderung“ genannt. Gewandert wird auf der 2003 eingeweihten Strecke zwischen Johannisberg und Hallgarten. Zehn Kilometer lang. Auf meist asphaltierten Weinbergswegen, mit prachtvoller Aussicht.
In einem der Busse des Reiseunternehmers Market begrüßt Christine Pittoors auf dem Vorplatz von Schloss Johannisberg die Mitfahrer, die die zehn Kilometer hinter sich haben. „Die meisten schaffen wir zurück nach Hallgarten. Manche steigen auch schon früher aus, an einer der Zwischenstationen“, sagt Pittoors. „Nur um die Mittagszeit wird es ein bisschen ruhiger“, stellt sie fest. Der Pendelbus hat einen entscheidenden Anteil daran, dass die Wandertage, wie sie der Verkehrsverein Oestrich-Winkel 2003 erfunden hat und die vom Kulturfonds RheinMain gefördert werden, so gut funktionieren.
Manche kommen von weit her. Wie das Ehepaar aus dem Spessart. Von Oestrich-Winkel sind sie hochgelaufen – zum Stand von Schönleber-Blümlein und denn weiter auf dem mit der Flöte markierten Weg nach Johannisberg. „Das reicht.“ Erfahren haben sie am Abend vor dem ersten Wandertag von der Großveranstaltung im Rheingau: „Wir sind spontan.“
Von Marienthal aus hat sich eine Gruppe aufgemacht: „Großes Cousin- und Cousinen-Treffen.“ Der Wortführer sagt: „Die Familie kommt ursprünglich aus dem Frankenland und hat sich auf die Welt verteilt. Wir sind zu acht hochgelaufen bis zum Schloss und jetzt wollen wir bis Hattenheim, vielleicht auch wieder zurück." Hund Brake darf mit, ein Parson-Russel-Terrier. „Er führt uns – der findet garantiert wieder nach Hause.“
Die 20 Stände, angefangen mit dem Hattenheimer Weinprobierstand bis zur Station, die unweit des Schlosses Johannisberg aufgebaut ist, sind überall umlagert. Die Winzer haben sich feine Dinge ausgedacht, von Rote-Bete-Mousse mit Apfelkren und geräucherter Forelle bis zu Kartoffelplätzchen mit Lachs. Aber es gibt auch gegrillten Leberkäse, Spundekäs mit Laugenbrezel oder Fleischwurst mit Kartoffelsalat. Und dazu Rheingauer Wein – oft aus der typischen Rheingau-Flöte. Die hat einst Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau erfunden und sich damit ein Denkmal gesetzt.
Wanderweg gut ausgeschildert
Wer den ganzen Weg läuft, der kann „den Lauf des Rheines verfolgen und sieht Oestrich, Mittelheim und Winkel von oben“, sagt Bürgermeister Michael Heil, Vorsitzender der Verkehrsverein Oestrich-Winkel. Das machen auch viele Rheingauer. Eine Lehrerin aus Kiedrich hat eine Gruppe Kollegen um sich geschart. Ein Teil ihres Anhangs ließ sich ein Stück kutschieren, andere fuhren mit dem Zug, um jetzt von Johannisberg zurückzuwandern. „Mal gucken, wie weit wir kommen.“ Vorgenommen hat man sich die Strecke bis Vollrads. „Von dort ist es bergab nicht so weit bis Mittelheim. Von da kommen wir alle leicht nach Hause.“ Marschierfreudig ausgerüstet und mit Rucksäcken bepackt, sind Ausflügler aus Offenbach. Zwei der Männer schieben je einen Kinderwagen. „Der Nachwuchs ist zum zweiten Mal dabei“, sagt einer von ihnen. Sie haben in der Vergangenheit festgestellt, dass die gesamte Strecke gut ausgeschildert ist. „Immer der Flöte nach – verlaufen kann man sich eigentlich nicht. Es sind ja auch so viele unterwegs, dass man nur dem Tross folgen muss.“