Die Lorcher Weinjunker feiern ihr 25-jähriges Bestehen: Eine „Bruderschaft“, in der viele Frauen wirken.
Tafeljunkerin Iris und Majordomus Richard Schmidt (hier als Ritter Hilchen) bei einer Veranstaltung der Lorcher Weinjunker im Hilchenhaus.
(Foto: Lorcher Weinjunkern)
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LORCH - (ra). Die Idee kam Lorchs damaligem Bürgermeister Günter Retzmann 1994. Im nahen Geisenheim gab es schon lange die „Weinreimer“. Warum sollte nicht auch Lorch, das historische Rheingauer Ritterstädtchen mit seinen besonderen Weinen, eine eigene Weinbruderschaft haben, in der Weinkultur und Geselligkeit gepflegt werden. Dachte er sich; und ruck-zuck waren 30 Weinfreunde beieinander, die sich am Hilchenfest-Samstag vor 25 Jahren im Weingut Altenkirch zur Gründungsversammlung trafen.
Die Schuljunkerschaft als Vorbild
Ein Name musste natürlich auch her und war schnell gefunden: Die Lorcher Weinjunker. Der Name erinnert an die im Rheingau des 16. Jahrhunderts einmalige Lorcher Schuljunkerschaft, eine Verwaltungseinrichtung von sechs reichen Lorcher Adligen.
Auf ein bisschen Ritterspiel und besondere Riten wollen auch die modernen Weinjunker nicht verzichten. So gibt es statt eines Vorstands den Junkerrat, den Oberjunker, Majordomus, Protokollar, Münzjunker, Kellerjunker, Tafeljunker und Weinassessoren und natürlich den „Schultheiß“, ein Amt, das dem jeweiligen Lorcher Bürgermeister obliegt.
Auffällig dabei: Im Junkerrat sitzen mehr Frauen als Männer. „Das liegt daran, dass die Frauen aktiver sind“, vor allem, wenn es darum geht, Ämter und damit Arbeit zu übernehmen, sagt Protokollarin Brigitte Niethen mit einem Schmunzeln. An die 130 Mitglieder haben die Lorcher Weinjunker heute, die meisten aus Lorch, aber auch aus allen Teilen des Rheingau und des Freisstaats Flaschenhals.
Wer einmal zu den Mitgliedern der Weinbruderschaft zählt, deren Emblem stolz das alte Siegel der Stadt Lorch mit dem Heiligen Martin zeigt, bleibt ihr in der Regel treu, und er darf sich einen Junkernamen wählen. Justitia von Bodenthal heißt etwa die Münzjunkerin Melanie Bildesheim, die die finanziellen Dinge des Vereins regelt.
Ganz so einfach kommt man aber nicht rein, in die hehre Weinbruderschaft: Der Anwärter braucht einen bürgenden Paten, der bereits Mitglied ist und den Neuen/die Neue einführt. Oder aber man ist der Gewinner des eigens vom Verein ausgelobten Weinkulturpreises, der an Menschen verliehen wird, die sich um Lorch, seinen Wein und die Kultur verdient gemacht haben. Die Verleihung der Mitgliedschaft erfolgt dann stets in feierlicher Zeremonie mit „Ritterschlag“.
Der Wein steht immer im Mittelpunkt
Enge Beziehungen gibt es seit jeher zu den „Geisenheimer Weinreimern“, die in diesem Jahr bereits 30. Geburtstag feiern. Das Wissen um die Geschichte des Weins, die Liebe zu ihm und die Freude, ihn zu genießen, verbindet. Und so verwundert es kaum, dass die Lorcher Weinjunker ihr Jubiläumsfest am 26. Mai im Weingut Graf von Kanitz zusammen mit den Weinreimern feiern.