Naturfotos von Hans Glebocki im Lorcher Hilchenhaus
Eine Ausstellung im Lorcher Hilchenhaus präsentiert detailintensive Naturfotos des verstorbenen Hans Glebocki. Die Bilder haben allesamt auch einen wissenschaftlichen Wert.
Von Thorsten Stötzer
Bleibende Erinnerung: Andrea Preusche-Glebocki mit dem Bild „Liebende Rosenkäfer“, das derzeit im Lorcher Hilchenhaus ausgestellt ist.
(Foto: Thorsten Stötzer)
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LORCH - In einem satten Grün und mit einem orangefarbenen Schimmer leuchten die Rücken der beiden Insekten. Sie tummeln sich auf einem weißen Begonien-Blütenblatt mit purpurnem Stich als „Liebende Rosenkäfer“. So hat Hans Glebocki sie einst in seinem Garten aufgenommen – und nicht nur sie. Ein Heupferd hat er mit der Kamera auf einem Mohnblatt gerade beim Absprung erwischt.
Diese Fotos sind nun posthum in einer Ausstellung im Lorcher Hilchenhaus zu sehen. Die Reihe „Falter und Krabbeltiere“ endet mit einem Siebenpunkt-Marienkäfer, am Rahmen ist die laufende Nummer 32 zu lesen. Somit offenbart die Werkschau nur einen kleinen Ausschnitt. Wie Andrea Preusche-Glebocki berichtet, hat ihr Mann rund 1500 dieser Bilder hinterlassen. Judith und Markus Bender machten sich daran, sie zu sichten und eine Vorauswahl für die Ausstellung zu treffen.
Die Fotos haben auch wissenschaftlichen Wert
Die Vernissage fällt auf den Geburtstag Hans Glebockis (1942 bis 2017). Das Interesse ist sehr hoch: „Dem Hans wäre es peinlich, aber er würde sich freuen“, zitiert Andrea Preusche-Glebocki ihren Sohn. Der Industrie- und Grafikdesigner war gerne auf Brachflächen unterwegs, um das vermeintlich Unscheinbare aufzuspüren. „Er hat immer das Detail fotografiert“ und habe auf die Form der Dinge geachtet.
ÖFFNUNGSZEITEN
Die Ausstellung „Rosenkäfer und andere Welterben“ ist bis Donnerstag, 16. Mai, im Lorcher Hilchenhaus zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag zwischen 9 und 12 sowie 14 und 16 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 16 Uhr.
Mit eher ästhetischem Interesse war er also unterwegs. Doch die Fotos, die allesamt im Garten des Stein’schen Hofs in der Lorcher Wisperstraße entstanden sind, haben auch wissenschaftlichen Wert. „Hans Glebocki hat uns einen Schatz hinterlassen“, sagt der Botaniker Gerd Reuter bei der Vernissage. Der besagte Garten sei „eine Miniaturausgabe der Rheingauer Landschaft“, geprägt durch die Nähe zum Wasser der Wisper einerseits und zu einem besonnten Hang andererseits.
Intensive Farben strahlen nun an Wänden und auf Staffeleien. Wer möchte, kann Exponate – Maße 50 mal 75 bis 75 mal 100 Zentimeter – zugunsten des Ökumenischen Hospizdienstes Rheingau kaufen. „Hans Glebocki war und ist ein Lorcher Künstler“, sagt Bürgermeister Jürgen Helbing – und vor allem ein „genialer Fotograf“. Dazu begrüßen die Weinmajestäten Lisa, Mara und Paula die Gäste.
Wer sich Zeit nimmt, kann viel entdecken. Zum Beispiel, wie winzige himmelblaue Blattkäfer auf einer Ähre klettern. Oder man kann die fragilen Flügel eines Blattbauchs bewundern, also einer Libellenart. Überhaupt faszinieren oft schon die Namen, denn: Wer kennt die Rote Mordwanze oder die blaugrüne Mosaikjungfer? Begegnungen sind ebenfalls mit Russischem Bär oder dem Faulbaum-Bläuling möglich.
Der Titelheld taucht mehrfach im Rittersaal auf, etwa oberhalb des Platzes, an dem das Trio Monrepos, bestehend aus Ulrich Schlosser, Johannes Oehl und Markus Bender, Musik macht. „Rosenkäfer und andere Welterben“, ist die Ausstellung überschrieben. „Der Rosenkäfer ist ein typischer Rheingauer“, erläutert der Botanikprofessor, schließlich ernähre sich das schillernde Tierchen hauptsächlich von Flüssigem.