Nach Absage des Tropen Tango Festivals in Lorch: Veranstalter zieht vor Hessisches Verwaltungsgericht
Am Mittwoch hat die Stadt Lorch aus Sicherheitsgründen das Tropen Tango Festival abgesagt.Nun hat das Verwaltungsgericht Wiesbaden zudem einen Eilantrag des Veranstalters gegen die Absage abgelehnt. Doch dieser gibt sich noch nicht geschlagen.
Von Thorsten Stötzer
Das Hoffen der Veranstalter wird nicht belohnt: Der Tropen-Tango in Lorch findet nicht statt. Am Donnerstagvormittag waren die Aufbauarbeiten auf dem Festival-Gelände noch im vollen Gange. Foto: Thorsten Stötzer
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LORCH - Das Verwaltungsgericht Wiesbaden hat einen Eilantrag abgelehnt, mit dem die Veranstalter des Tropen-Tangos in Wollmerschied die Absage des Festivals durch die Stadt Lorch verhindern wollten. Angesichts des Brandrisikos, das von dem mehrtägigen Festival mit bis zu 3500 Besuchern ausgehe, bestehe eine konkrete Gefahr für Leib und Leben der Festivalbesucher, schreibt das Gericht in einer gestern am Nachmittag veröffentlichten Pressemitteilung.
Die Vorkehrungen gegen Brandgefahren seien unzureichend, heißt es weiterhin Bauzäune verhinderten eine Brandausbreitung nicht und das Aufsammeln von Stroh reduziere die Brandgefahr angesichts des trockenen, unbefestigten Untergrunds nicht ausreichend. Gegen diesen Beschluss ist jedoch die Beschwerde beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel statthaft. Diesen Weg beschreiten nun die Veranstalter. Stunden vorher liefen noch die Aufbauarbeiten, rund um den Wollmerschieder Sportplatz. Allerorten wird gezimmert, es entstehen Stände, Bühnen und Zelte, und es fallen die vielen bereitgestellten Feuerlöscher auf. Seit zwei Wochen laufe die intensive Arbeit, berichtet Rike Kochem, die Vorsitzende des gastgebenden Vereins Kloster 9. Sie erkennt in Wollmerschied „nicht mehr Waldbrandgefahr als anderswo in Deutschland“ – andere Festivals würden nicht abgesagt.
Den Entscheidern bei den Sicherheitsbehörden sei das Sicherheitskonzept für den Tropen-Tango wohl nicht bekannt, niemand sei vor Ort gewesen. „Wir haben total nachgelegt“, schildert Kochem. Rauch- und Feuerverbot zählt sie ebenso zu den Maßnahmen wie die Wasserfässer und mit Wasser gefüllten Milchautos, die mit Hilfe von Landwirten aus der Umgebung zusammengezogen worden seien. „Wir haben wirklich alles gemacht“, betont die Organisatorin. Doch auch der Regen vom Mittwoch taugte nicht als Argument.
Der Ärger ist gewaltig. Kochem spricht von einem „Skandal“ und sieht bei der Stadt „Eitelkeiten“ und die „politische Einstellung“ im Spiel. „Die ganze Region ist schockiert, Lorch tut sich damit keinen Gefallen“, sagt sie und sieht sich getäuscht und „persönlich gekränkt“. Auch das Feuerwehrfest, das in der Kernstadt am Wochenende ansteht, bringt sie als ein Teilgrund für die Absage des Tropen-Tangos in Verbindung.
Das Dorf, in dem sich die Veranstaltung seit knapp einem Jahrzehnt etabliert hat, nimmt sie von der Kritik aus: „Wollmerschied hält zu uns, und wir halten zu Wollmerschied.“ Und genauso wie die Einheimischen die Treue halten, so seien die Festivalbesucher zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu stoppen bei der Anreise, denn nicht jeder nutze ein Smartphone, um sich auf dem Laufenden zu halten.
Das gelte gleichfalls für die 71 Acts, also Bands, DJs und andere Künstler, für das dreitägige Programm. Briten, Franzosen, Israelis und Argentinier auf Europa-Tournee seien dabei. Womöglich komme es nun zu Problemen durch wildes Campen. Andere zögerten hingegen damit, sich auf den Weg zu machen angesichts der unklaren Lage. Eine Absage könne den Verein ideell und materiell ruinieren. „Weil der Schutz des Lebens und der Gesundheit der Festivalbesucher überragende Bedeutung“ haben, so das Verwaltungsgericht, seien „ein Imageschaden und eine Existenzgefährdung des Antragstellers hinzunehmen“.