Der Lorcher Bürgermeister Ivo Reßler hat in einem Bürgerbrief den politischen Gremien und den Aufsichtsbehörden schwere Versäumnisse vorgeworfen.
LORCH - In Lorch rumort es gewaltig. In einem Bürgerbrief hat Bürgermeister Ivo Reßler (parteilos) mächtig ausgeteilt – gegen die Gremien, aber auch gegen die Aufsichtsbehörden im Regierungspräsidium in Darmstadt und in den Ministerien. Tenor des dreiseitigen Schreibens: Es gab Fehlplanungen und Versäumnisse, es wurde viel zu viel Geld ausgegeben und dafür sollen jetzt die Bürger zur Kasse gebeten werden, so Reßler, der einen Haushalt eingebracht hat, der eine Grundsteuer B in Höhe von 1285 Prozentpunkten vorsieht. Das wäre Rekord in Hessen.
Magistrat hat mit Schreiben nichts zu tun
In Namen des Magistrats sei das Schreiben verfasst, obwohl sich der Magistrat damit nie befasst, geschweige denn dem Inhalt zugestimmt habe, bemängeln der Erste Stadtrat Karl-Heinz Augustin und Stadtrat Dieter Klassen (beide CDU) sowie die SPD-Stadträte Tanja Hermann und Horst Barthel. In einer gemeinsamen Pressemeldung distanzieren sich die vier von den „politisch motivierten Inhalten“, wie sie sagen. Der dritte CDU-Stadtrat Klaus Himioben war ebenso wie FWG-Stadtrat Stefan Gellweiler in die Protestnote nicht involviert, wie er sagt. Er führt dies darauf zurück, dass er sich eher neutral verhalte. Aber auch er bestätigt, dass der Magistrat über ein beabsichtigtes Schreiben des Bürgermeisters im Namen des Magistrats (er taucht im Briefkopf auf) nicht informiert war.
Ob der Verkauf des Buswendeplatzes, die beabsichtigte Sanierung des ehemaligen Feuerwehrhauses in Lorchhausen, die Kita in Ransel, der Haushalt 2018/19 oder die Entscheidung, den Haushalt 2020 erst im Frühjahr einzubringen – an den Entscheidungen vor seiner Zeit lässt Reßler kein gutes Haar. „Schönrechnen ist nicht mehr“, verkündet er und versichert den Bürgern gleichzeitig, dass er sich gegen Steuererhöhungen stellen und für Erleichterungen kämpfen werde, auch wenn die Stadt Lorch zum größten Teil Schuld an der Lage habe. Die Bürger versucht er als Verbündete zu gewinnen, denn „die politischen Entscheidungsträger werden sich dagegenstellen und Zusagen vermeiden“, lässt er die Lorcher in seinem Bürgerbrief wissen, um schließlich für Zusammenhalt statt gegenseitiger Vorwürfe zu werben.