Die Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal veranstaltet eine Ausstellung im Lorcher Hilchenhaus. Stellwände zeigen positive Bilder landschaftstypischen Bauens.
LORCH - Die prächtige Steinfassade des Hilchenhauses war im 16. Jahrhundert in der Region eher unüblich. Das erfahren Besucher einer Ausstellung der Initiative Baukultur für das Welterbe Oberes Mittelrheintal im beschriebenen Gebäude selbst. Die Galerie des Rittersaals nehmen nämlich derzeit Stellwände ein, die vor allem positive Vorbilder für landschaftstypisches Bauen präsentieren.
Architektur erstrahlt im besten Licht
Lorchs Bürgermeister Jürgen Helbing (CDU) erinnert bei der Eröffnungsfeier daran, dass für die Renovierung des Hilchenhauses große Fördertöpfe geöffnet wurden und, dass das Bauwerk ebenso wie der Strunk und die Lorchhäuser Clemenskapelle in ein Illuminationsprojekt einbezogen werden sollen. Was architektonisch markant ist, soll also ins beste Licht gerückt werden, was in gleicher Weise für die Ausstellung gilt.
„Das gut gebaute Beispiel soll alle die motivieren, die Verantwortung für die baukulturelle Entwicklung des Welterbes tragen“, erklärt Helbing. So sind Farbkonzepte und zeitgenössisches Bauen Themen auf den Tafeln. Großer Wert wird auf mit Schiefer gedeckte Dächer gelegt. Überhaupt seien es die „Dachlandschaften, die Dörfern, Städten und der ganzen Region Individualität, Struktur und Rhythmus verleihen“.
Die Aufmerksamkeit fällt auf handwerkliche Details: Mit Mönch, Nonne, Biberschwanz und Hohlpfanne arbeiten beispielsweise die Dachdecker. Fenster sollten Sprossen besitzen, bei den dargestellten Türen lohnt der zweite Blick. Fassaden und ihre Farben sind ein anderer Komplex. Um zu belegen, dass Neues und Altes nicht im Konflikt stehen muss, haben die Ausstellungsmacher einen großen Bogen gewählt.
Die Beispiele stammen nicht nur aus dem Welterbetal sondern ebenfalls aus Mainz, von der Mosel oder gar aus Görlitz. Aus dem Rheingau ist einzig Lorch mit seinem Hilchenhaus vertreten. Das nahe Kaub glänzt mit seiner Kurpfälzischen Amtskellerei von 1722, die heute als Jugendherberge dient. Weiterhin ist die Wiederbelebung des alten Kauber Schiefermahlwerks für neue Zwecke ein gelungenes Projekt. Nicht die prominenten öffentlichen Gebäude nehmen den Großteil der Ausstellung in Anspruch. Neues Wohnen auf dem Gelände der Landesgartenschau 2008 in Bingen gerät in den Fokus. Über Baukörper, Proportionen und Materialien geht es weiter nach Oberwesel oder Boppard. Immer sollten sich die Verantwortlichen an der Historie orientieren, rät der Begleittext: „Bewahren und entwickeln“ sei gefragt.
Die Ausstellung ist gleichfalls als Anregung für den Bauherren-Wettbewerb gedacht, der im Frühjahr nächsten Jahres laufen soll. Teilnehmen können Bürgerinnen und Bürger mit Projekten, die seit 2009 fertiggestellt wurden, wobei Bauten genauso in Betracht kommen wie Frei- und Gartenanlagen. Der letzte Bezugspunkt weitet den Blick bereits bis zum Jahr 2029: Dann soll die Bundesgartenschau im Mittelrheintal für neue Akzente sorgen.