Im dialog mit den eigentlichen Denkmalpflegern des Kreises
Der Rheingau-Taunus-Kreis hat eine neue Bezirkskonservatorin. Kristin Schubert setzt bei ihrer neuen Aufgabe besonders auf den Austausch mit den Eigentümern der Kulturgüter.
Kristin Schubert ist neue Bezirkskonservatorin im Amt für Denkmalpflege des Kreises.
(Foto: RTK)
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RHEINGAU-TAUNUS - (red/sus). Kristin Schubert ist neue Bezirkskonservatorin im Rheingau-Taunus-Kreis. Sie folgt auf Verena Jakobi, die seit 1. November 2020 die neue Leiterin der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege Hessen ist.
„Der Rheingau-Taunus-Kreis verbindet zwei sehr unterschiedliche Kulturlandschaften, die beide auf ihre Art besonders reizvoll sind“, sagt Schubert, die den Kreis seit Ende vergangenen Jahres als Bezirkskonservatorin betreut. Sie nennt zum einen den landwirtschaftlich geprägten Untertaunus mit weit zurückreichenden interessanten Siedlungsstrukturen, der mit der Aartalbahn, Hessens längstes Baudenkmal, beheimate. „Die für die Trassenführung anspruchsvolle Topografie brachte eine Reihe von bemerkenswerten Ingenieurbauwerken entlang der malerischen Strecke hervor“, so Schubert, die schon seit einigen Jahren Projekte rund um die Aartalbahn in ihrer Funktion als Expertin für die Industrie- und Technikdenkmalpflege in Hessen begleitet.
Die Rheingauer Kulturlandschaft dagegen sei seit über einem Jahrtausend durch den Weinbau bestimmt. „Nicht umsonst wurde hier die Lebensqualität zu allen Zeiten von Künstlern, Reisenden und Bewohnern hoch geschätzt“, merkt Schubert an. Besonders ausgezeichnet sei der Rheingau durch das Welterbe Oberes Mittelrheintal, der Flusslandschaft als Inbegriff der Rheinromantik.
DENKMÄLER IM RHEINGAU-TAUNUS-KREIS
Der Rheingau-Taunus-Kreis verfügt aktuell über 2314 eingetragene Einzelkulturdenkmäler und 76 Gesamtanlagen. Dokumentiert sind diese geschichtlichen und künstlerischen Werte in der Denkmaltopografie des Kreises (Altkreis Rheingau in zwei Bänden erschienen 2014, Altkreis Untertaunus 2003). Die Fortschreibung und Aktualisierung des Denkmalverzeichnisses ist über das digitale Auskunfts- und Recherchesystem DenkXweb einsehbar. Sowohl die Denkmaltopografien als auch DenkXweb bilden eine wichtige Grundlage für alle weiteren Forschungen und Planungen in der Region. Sie geben unter anderem Auskunft über die Bedeutung der ausgewiesenen Kulturdenkmäler.
zur person
Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften und Philosophie an den Universitäten in Leipzig und Lund/Schweden absolvierte die 42-Jährige ein postgraduales Masterstudium der Denkmalpflege an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Fachhochschule Anhalt in Dessau. Aus dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen in Dresden wechselte sie 2010 nach Hessen. Neben dem Kreis betreut Schubert auch die Denkmäler der Industrie und Technik in Hessen. Mit ihrer Knabstrupper- stute, die einer selten gewordenen dänischen Königspferderasse angehört, beteiligt sie sich aktiv an der Pflege eines immateriellen Weltkulturerbes – der Reitkunst.
„Kreisübergreifend finden sich wertvolle historische Ortsbilder mit herausragenden Kirchenbauten und eine Vielzahl von archäologischen Relikten; waldreiche Landstriche beherbergen wunderschöne Schloss- und Klosteranlagen“, schwärmt die passionierte Motorradfahrerin, die sich die Region auch auf zwei Rädern erschlossen hat. Die Restaurierung von Kloster Eberbach, der Unionskirche in Idstein und des Brentanohauses zählten zu den bedeutendsten Projekten der Hessischen Denkmalpflege der vergangenen Jahre und gehörten ebenso zum unverwechselbaren Portfolio der Kulturlandschaft des Kreises wie die Kurfürstliche Burg in Eltville, Schloss Johannisberg oder Schloss Vollrads.
„Ihr Stolz auf den Reichtum dieses wertvollen historischen Erbes ist den Menschen anzumerken. Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und bin gespannt auf die Kulturdenkmäler und ihre Eigentümer, die ich bei der Pflege ihrer Schätze gerne mit meiner Expertise unterstütze – denn sie sind ja die eigentlichen Denkmalpfleger.“ Schubert ist es wichtig, die Interessen aller Beteiligten im Blick zu behalten und gemeinsam Lösungen für den Denkmalbestand zu entwickeln. Ganz essenziell sei es, diesen in die heutige Gesellschaft zu integrieren, um ihn zukunftsfähig zu erhalten. Gleichzeitig gelte es, denkmalpflegerisches Handeln als gesellschaftlichen Wert zu vermitteln, denn eine dem kulturellen Erbe angemessene kontinuierliche Pflege und Reparatur sei ressourcenschonend und umweltfreundlich. Nicht zuletzt würden durch das Handwerk traditionelle Techniken über Generationen weitergetragen, die unser gemeinsames kulturelles Erbe prägten.