Coronavirus: Frau aus Rheingau-Taunus-Kreis infiziert
Eine 27-Jährige aus dem Rheingau-Taunus-Kreis hat sich in Norditalien oder Großbritannien mit dem Coronavirus angesteckt. Die Frau steht unter häuslicher Quarantäne.
Von Sascha Kircher
Redaktionsleiter Rheingau-Taunus
Eine grafische Darstellung eines Virus.
(Gilang Prihardono - stock.adobe)
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RHEINGAU-TAUNUS - Seit Donnerstag gibt es den ersten bestätigten Fall einer Corona-Virus-Infektion im Rheingau-Taunus-Kreis. Wie Landrat Frank Kilian am Abend bei einer Pressekonferenz in Bad Schwalbach mitteilte, handelt es sich um eine 27-Jährige, die sich in Norditalien oder Großbritannien angesteckt haben könnte.
Dass der erste bestätigte Coronavirus-Fall im Rheingau-Taunus so frühzeitig entdeckt wurde, ist einem Zufall zu verdanken: Die 27-jährige Frau aus dem Kreis, die am Montag von einer Reise nach Norditalien und Großbritannien heimgekommen war, begleitete nach ihrer Rückkehr eine Angehörige zu deren Hausarzt im Kreis Mainz-Bingen. Dem Allgemeinmediziner fiel der Husten der jungen Frau auf, er testete sie daraufhin aus Instinkt auf Corona. Das Ergebnis des Labors erreichte am Donnerstag das Gesundheitsamt Mainz-Bingen, dieses informierte um kurz vor 13 Uhr die Kollegen in Bad Schwalbach.
Der 27-Jährigen gehe es gut, sie sei in einem stabilen Gesundheitszustand und zeige lediglich leichte Erkältungssymptome, informierte Renate Wilhelm, Leiterin des Gesundheitsamtes im Rheingau-Taunus, bei einer Pressekonferenz am Donnerstagabend. Nach einem Besuch des Gesundheitsamtes stehe die Frau, deren Wohnort nicht verraten wurde, unter 14-tägiger häuslicher Quarantäne. Sie messe täglich Fieber und gebe ihre Symptome ans Gesundheitsamt durch. Sollte sich wider Erwarten eine Verschlechterung ihres Zustandes einstellen, müsse über eine stationäre Behandlung entschieden werden. Zwei Personen, die mit der Frau in einem Haushalt leben, würden am Freitag getestet, kündigte Wilhelm an.
Die Ergebnisse könnten ein paar Tage dauern. Über die Fluggesellschaften werde nach weiteren Kontaktpersonen während des Fluges gesucht. Auch an den Reisezielen in Norditalien, wo die Frau dem Vernehmen nach eine Messe in Mailand besucht hatte, und Großbritannien werde nach Kontaktpersonen der 27-Jährigen gesucht, die allein gereist war. Die Frau habe keine Vorerkankungen und wäre von sich aus vermutlich nie zum Arzt gegangen, so Wilhelm.
Erstes Treffen eines erweiterten Krisenstabs
Just am Donnerstagnachmittag traf sich zum ersten Mal der Verwaltungsstab, ein erweiterter Krisenstab der Kreisverwaltung. Diesen gibt es seit 27. Februar, er tage täglich, um immer über die aktuelle Lage zu informieren, berichtete Landrat Frank Kilian.
Am Donnerstagnachmittag hieß es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung noch, es gebe keinen bestätigten Fall. Trotz allem sähen sich das Kreis-Gesundheitsamt und der seit 27. Februar tagende Krisenstab gut vorbereitet. Kilian: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind rund um die Uhr im Einsatz, um Maßnahmen zu koordinieren und insbesondere Anrufe besorgter Bürgerinnen und Bürger anzunehmen und Fachpersonal umfassend zu beraten.“ Diese persönlichen Gespräche benötigten ihre Zeit, seien jedoch ganz wichtig. Das Personal des Gesundheitsamtes werde über jeden einzelnen Verdachtsfall im Kreisgebiet informiert und nehme dann Kontakt mit dieser Person auf, um mit ihr zeitnah die wichtigen Fragen rund um die mögliche Erkrankung abzuklären. „Es geht dabei auch um sehr spezielle und individuelle Fragen, die wiederum einer qualifizierten und gewissenhaften Antwort bedürfen, was Zeit kostet“, so der Landrat.
Kilian gab zugleich Entwarnung für eine Kindestagesstätte in Taunusstein-Hahn, die am Dienstag vorsorglich geschlossen worden war: „Die Ergebnisse der getesteten Personen sind negativ.“ Die evangelische Kita „Sonnenblume“ hatte am Dienstag geschlossen, weil die Mutter zweier Kinder zuvor Kontakt mit einer Person hatte, die nachweislich mit dem Coronavirus infiziert ist. Die Nachricht hatte bei Eltern in Taunusstein für Unruhe gesorgt, ein Vater hatte gegenüber der Redaktion mangelhafte Kommunikation beklagt.
In der vergangenen Woche hatte sich der Corona-Verdacht bei einem Ehepaar aus dem Kreis nicht bestätigt. Das Paar hatte in einem Hotel auf Teneriffa, das derzeit unter Quarantäne steht, Urlaub gemacht. Die beiden Personen waren einige Tage zeitgleich mit einem Hotelgast, der positiv auf das Virus getestet wurde, in der Anlage. Nach ihrer Rückkehr bekamen sie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen. Das Ehepaar blieb demnach in der häuslichen Umgebung, informierte Gesundheitsamt und Hausarzt, welche die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Der Hausarzt bestellte die Patienten so ein, dass ein Kontakt zu anderen Patienten ausgeschlossen war, und entnahm bei beiden einen Abstrich, berichtete das Gesundheitsamt. Nach der Untersuchung im Labor sei sicher, dass das Corona-Virus nicht nachweisbar, die häusliche Quarantäne somit nicht mehr notwendig sei.
Wie Landrat Kilian berichtet, hat das Kreis-Gesundheitsamt den Hausärzten im Kreisgebiet Empfehlungen zukommen lassen, wie sie mit möglichen Corona-Virus-Patienten umgehen sollen. Anfragen werden darüber hinaus beantwortet. Zudem wurden aktuelle Hinweise für Kindertageseinrichtungen erstellt und am Mittwoch an diese per Mail verschickt. „Zudem steht das Gesundheitsamt in stetigem Austausch mit dem Sozialministerium“, berichtet die zuständige Fachbereichsleiterin Liane Schmidt. Landrat Kilian bittet die Bevölkerung darum, nicht in Panik zu verfallen.
Der Rheingau-Taunus-Kreis hat ein Bürgertelefon unter 06124-510510 eingerichtet, das montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 16 Uhr besetzt ist. Bei dringenden Fällen ist das Gesundheitsamt über die Leitstelle des Kreises erreichbar. „Wir aktualisieren die nützlichen Informationen zum Thema Corona-Virus auf der Homepage des Kreises so schnell wie möglich“, betont Landrat Frank Kilian. Auf der Homepage stehen auch die Empfehlungen, die das Kreis-Gesundheitsamt erarbeitet hat.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 05.03.2020 um 18:43 Uhr publiziert.