City-Bahn: Eswe-Geschäftsführer Hermann Zemlin informiert über Zeit-und Kostenplan
Von Hannelore Wiedemann
Redaktion Rheingau-Taunus
In 25 Minuten von Bad Schwalbach bis zum Wiesbadener Luisenplatz – die City-Bahn würde es möglich machen. Archivfoto: Windolf/Montage: sb
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RHEINGAU-TAUNUS - In 25 Minuten von Bad Schwalbach in die Wiesbadener Innenstadt, im Halb-Stunden-Takt aus dem Untertaunus bis an die Mainzer Uni oder ins Stadion von Mainz 05 – mit dem Bau einer City-Bahn könnten solche Visionen in einigen Jahren Realität werden. Wie der Weg dahin aussehen könnte, und mit welchen Kosten zu rechnen wäre, erläuterte Hermann Zemlin, Geschäftsführer bei Eswe und der Planungsgesellschaft City-Bahn GmbH, jetzt im Ausschuss für Umwelt, Energie und Kreisentwicklung.
Hoffnung auf Entlastung vom Pendlerverkehr
Voraussetzung dafür, dass das millionenschwere Projekt tatsächlich umgesetzt werden kann, ist ein positives Ergebnis der Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU), die die neue Gesellschaft bereits für die gesamte Strecke von Bad Schwalbach bis zur Hochschule Mainz in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnis bis Weihnachten vorliegen soll. Zemlin geht fest davon aus, dass die NKU einen Wert größer als eins ergibt. Der ist notwendig, damit Fördermittel des Bundes und des Landes fließen, die zusammen 87,5 Prozent der reinen Baukosten decken sollen. Nach der Voruntersuchung könnte ein NKU-Wert von 1,2 für das Gesamtprojekt erreicht werden, ohne die Aartal-Strecke läge der Wert bei 1,35.
Die Stadt Wiesbaden habe jedoch ein großes Interesse an einer Verlängerung in den Untertaunus, schließlich hofft sie auf eine spürbare Entlastung vom Pendlerverkehr. Immerhin 82 000 Fahrgäste soll die City-Bahn täglich transportieren, 22 000 davon waren zuvor mit dem Pkw unterwegs. „Wir wollen die gesamte Strecke bauen“, betonte Zemlin, „wenn Sie guten Willens sind, bekommen wir das hin“.
Guter Wille indes wird nicht ausreichen, schließlich geht es um viel Geld: Die Baukosten für das Projekt werden derzeit auf rund 305 Millionen Euro geschätzt, hinzu kommen etwa 20 Prozent Baunebenkosten. Davon würden 51 Millionen für den Bau einer 13,1 Kilometer langen Strecke aufs Kreisgebiet entfallen; die Kosten für die Anbindung auf Wiesbadener Gebiet müsste die Landeshauptstadt tragen. Abzüglich der Förderung und plus der nicht förderfähigen Baunebenkosten blieben für den Kreis am Ende rund 17 Millionen Euro Investitionskosten übrig, rechnete Zemlin im Ausschuss vor.
Einige Hürden sind bereits in Angriff genommen
Nicht enthalten sind dabei die Planungskosten, die derzeit auf etwa drei Millionen Euro beziffert werden. Lediglich für die Vorplanung hat das Land Hessen einen Zuschuss von 270 000 Euro zugesagt. Zemlin empfahl, der Kreis solle möglichst schnell der Planungsgesellschaft beitreten. Dadurch werde ein gewisser Druck erzeugt, auf Wiesbadener Seite das 4,7 Kilometer lange Verbindungsstück von der Hochschule Rhein-Main bis zum Simeonhaus zu bauen, das immerhin allein mit 52 Millionen Euro zu Buche schlägt.
Einige Hürden hat die Planungsgesellschaft nach Zemlins Aussage bereits in Angriff genommen: So stehe sowohl die Obere Wasserbehörde im Regierungspräsidium als auch der Denkmalschutz dem Projekt positiv gegenüber. Durch parallele Planungen könne das Vorhaben beschleunigt werden. Der „ehrgeizige“ Zeitplan sehe vor, das erste Teilstück möglicherweise von 2022 in Betrieb zu nehmen, so Zemlin.
Nach seiner Einschätzung wäre das Projekt nicht nur für die direkten Anlieger der Strecke ein Gewinn, sondern mittels Busanbindung auch für umliegende Gemeinden. Mit einer verbesserten Busverbindung nach Wiesbaden, möglicherweise durch autonom fahrende Busse, lasse sich das Pendler-Problem indes nicht lösen: „Die Busse stecken auch im Stau“. Den von Kritikern vorgetragenen Bedenken wegen der prognostizierten Betriebskosten von rund fünf Millionen Euro jährlich hielt Zemlin entgegen, der öffentliche Nahverkehr sei „Daseinsvorsorge“ und die koste eben Geld.
Der Ausschuss nahm die Vorlage mehrheitlich zustimmend zur Kenntnis. Über das Thema wird nun am Freitag im Haupt- und Finanzausschuss sowie am kommenden Dienstag im Kreistag beraten.