Geisenheimer Integrationsklassen führen drei Märchen bei Theaterprojekt auf
Von Hendrik Jung
Die Akteure des Geisenheimer Theaterprojekts können dank des Stegs die Bühne in den Zuschauerraum verlängern. Foto: RMB/Heinz Margielsky
( Foto: RMB/Heinz Margielsky )
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GEISENHEIM - Der Esel ist vor Zwangsarbeit aus Äthiopien geflüchtet. Der Hund ist davongelaufen, weil er nicht in den Krieg will. Die Katze ist in Pakistan aus ihrer Zwangsehe getürmt und der Hahn sucht seine große Liebe. Es wird eine ungewöhnliche Inszenierung der „Bremer Stadtmusikanten“, die derzeit im Theaterprojekt der Integrationsklassen der Beruflichen Schulen Rheingau (InteA) sowie der dortigen Fachschule für Sozialwesen entsteht. Es wird gemeinsam aufgeführt mit dem arabischen Märchen von den drei Prinzen und der schönen Cousine sowie der südafrikanischen Geschichte vom Hasen und dem Baumgeist.
Andere Klassen liefern einen Holzbaum und Dekoration
Auch wenn bei der wöchentlichen Probe diesmal alle angehenden Erzieherinnen fehlen, geht die Arbeit weiter. Gerade bringen Schüler der Integrationsklassen einen in der Holzwerkstatt gefertigten Baum und beginnen voller Begeisterung, ihn mit Zweigen zu dekorieren. „Es ist toll, wie unsere Kollegen uns unterstützen“, freut sich Lehrerin Elizabeth Neiman. Dank anderer geflüchteter Jugendliche aus den Integrationsklassen, die mit Holz arbeiten oder nähen, entstehen Bänke, die es den Darstellenden ermöglichen, auf einem Steg mitten im Publikum zu spielen. Oder leuchtende Filzäpfel für die Bühnendekoration des Wahlpflichtkurses Interkulturelle Erziehung.
Anfang des Schuljahrs haben die 25 Teilnehmenden des Projekts zunächst eine Einführung in die Theaterarbeit erhalten. Auch der gemeinsame Besuch einer Aufführung stand auf dem Programm. Nach ersten Spielszenen entwickelten sie gemeinsam die Inszenierungen der Märchen aus drei Kulturen, die Anfang Juni Premiere feiern.
AUFFÜHRUNGEN
Die Aufführungen des Theaterprojekts finden am Donnerstag, 1. Juni, ab 19 Uhr sowie am Freitag, 2. Juni, ab 9.30 Uhr in der Aula der Beruflichen Schulen Rheingau, Winkeler Straße 99, in Geisenheim statt. Der Eintritt kostet fünf Euro, ermäßigt zwei Euro.
Reservierungen sind unter folgender E-mail-Adresse möglich: termine@bsr-geisenheim.de.
„Ich mag das Theater. Meine Rolle gefällt mir gut und ich habe nicht so viel Text, das ist auch gut“, berichtet der 17-jährige Ali, der zwar afghanische Wurzeln hat, aber aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet ist. Auf der Bühne stellt er mit viel darstellerischem Talent einen der Prinzen dar und übt auch außerhalb der Proben an seinem Text. Denn kurz vor der Premiere steigt die Aufregung.
Sogar Fatima nimmt weiterhin am Projekt teil, obwohl sie bereits seit zwei Monaten die Realschule in Rüdesheim besucht. „Ich mag Theaterspielen. Eine andere Rolle haben, ein anderer Mensch werden, das ist schön. Aber am wichtigsten ist mir die Gruppe“, erläutert die 17-jährige Iranerin in ausgezeichnetem Deutsch. Schließlich haben die geflüchteten Jugendlichen gemeinsam begonnen, die neue Sprache zu lernen.
„Die blühen hier auf, gehen aus sich raus. Das Theater gibt ihnen die Chance, sich zu zeigen und mit dem Deutschen heimisch zu werden“, freut sich InteA-Lehrerin Michaela Brinitzer. Wie wichtig ihren Schülern das Projekt ist, wird auch bei dem Jubel deutlich, den sie anstimmen, als sie erfahren, dass sie Ende Juni zum Hessischen Schultheatertreffen eingeladen sind und ihre Inszenierungen dort noch einmal zeigen dürfen.