Vorstoß von vier Fraktionen für Bestattungswald in Eltville
SPD, FDP, Grüne und Bürgerliste wollen die Möglichkeit prüfen lassen, im Stadtforst einen Bestattungswald anzubieten. Der Bürgermeister hält das für keine gute Idee.
Von Oliver Koch
Redaktion Rheingau-Taunus
Im Frauensteiner Bestattungswald haben auch schon einige Rheingauer ihre letzte Ruhe unter Bäumen gefunden.
(Archivfoto: Sascha Kopp)
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ELTVILLE - Geht es nach SPD, FDP, Grünen und Bürgerliste im Eltviller Stadtparlament, so bekommt die Rosenstadt einen Bestattungswald. Solche Angebote gibt es in der Region schon in Wiesbaden-Frauenstein, Heidenrod-Watzelhain, Hohenstein-Breithardt und Taunusstein-Wehen. Die drei erstgenannten werden von den Kommunen selbst getragen, während für das Angebot in Wehen die bundesweit operierende Friedwald GmbH verantwortlich zeichnet.
In die September-Sitzung der Stadtverordneten bringen SPD, FDP, Grüne und Bürgerliste nun den Antrag ein, dass der Magistrat die Möglichkeiten für einen Bestattungswald im Eltviller Forst prüfen soll. Zusammen kommen die vier Fraktionen im Stadtparlament auf 18 Stimmen, für die Mehrheit wären 19 Stimmen erforderlich – sofern alle 37 Stadtverordneten anwesend sind.
Kooperation mit Nachbarkommunen denkbar
„Eltville startet bei neuen Modellen der Begräbniskultur zwar nicht bei Null, bietet aber noch längst kein adäquates Angebot für Menschen, die aus beruflichen oder familiären Gründen keine dauerhafte klassische Grabpflege sicherstellen können“, so Ralf Bachmann (SPD). Moderne Bestattungswälder böten einen direkten Ort zum Trauern, indem die biologisch abbaubare Urne an den Wurzeln eines Baumes ruhe. „Diese Bäume sind auffindbar und können sogar mit einer Plakette auf die oder den Verstorbenen hinweisen“, hebt Mark Ellis (FDP) hervor.
„Die Realität ist auch, dass auf klassischen Friedhöfen oft ein sozialer Druck auf den selbst oft hochbetagten Hinterbliebenen lastet“, so Guntram Althoff (Grüne). In Bestattungswäldern gebe es dagegen keinen Pflegeaufwand über die übliche Waldbewirtschaftung hinaus, denn die Natur schmücke den Wald selbst am schönsten. Aus Sicht von Henry Gaber (Bürgerliste) verursacht ein Bestattungswald bei den Angehörigen kein schlechtes Gewissen, sondern zieht die Besucher eher dadurch an, dass er Gelegenheit zur Ruhe, Erinnerung und Einkehr bietet.
Für denkbar halten die drei Partner auch ein gemeinsames Projekt mit den Nachbarkommunen Oestrich-Winkel oder Schlangenbad, wie es in einer Pressemitteilung heißt. In Oestrich-Winkel hatte die frühere rot-grüne Mehrheit einst einen Bestattungswald oberhalb des Rebhangs in Hallgarten ausweisen wollen, ehe die neue CDU-FDP-Mehrheit das Vorhaben vor drei Jahren kippte.
Mit Blick auf einen möglichen Bestattungswald in Eltville soll die Stadt einerseits mit dem Forstamt, andererseits mit den Kommunalverwaltungen in Taunusstein und Heidenrod in Kontakt treten; schließlich gebe es dort schon Erfahrungen mit diesem Bestattungsmodell und die Angebote würden stark nachgefragt. Infrage komme eine Kooperation mit der Friedwald GmbH oder die kommunale Trägerschaft in Zusammenarbeit mit Hessen Forst, heißt es im Antrag. Das nötige Areal mit mindestens zehn Hektar lasse sich angesichts einer städtischen Waldfläche von knapp 2300 Hektar im Hinterwald problemlos schaffen und über bestehende Straßen erschließen.
Nichts von dem Antrag hält Bürgermeister Patrick Kunkel (CDU). „Ich bin echt enttäuscht“, sagte er. Schließlich habe die Politik bislang unisono die Meinung vertreten, keinen Bestattungswald anzubieten. Er verweist auf die vorhandenen Bestattungswälder. Ein eigener Bestattungswald würde der Stadt „wirtschaftlich immensen Schaden zufügen“ und die Sparbemühungen konterkarieren. Man schneide sich damit ins eigene Fleisch, weil man damit eine Konkurrenz für die Friedhöfe schaffe. Dort biete man alle Begräbnisformen an. „Der neue Friedhain auf dem Erbacher Friedhof ist unser Friedwald.“ Entsprechende Angebote seien auch für Eltville und Martinsthal geplant. Auch ist Kunkel der Meinung, dass ein Bestattungswald in freier Natur für die Stadt „versicherungstechnisch Harakiri“ bedeuten würde.