Mann gegen Maschine mit Genuss: 280 Teilnehmer waren bei der Premiere des Radrennens Eroica Germania im Rheingau dabei.
Von Claudia Kroll-Kubin
Mit dem Rennrad durch die Weinberge: die Teilnehmer in Erbach im Weingut Baron Knyphausen.
(Foto: DigiAtel/Heibel)
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ERBACH - Egal ob Asphalt, Schotter oder steile Hänge, was ihn immer wieder auf sein schweres Raleigh-Rad von 1981 ohne Carbon und mit Stahlrahmen treibt, ist die Freude am Spaß mit dem historischen Material. „Es ist die Geschichte und Emotion von früher, die in jedem Oldtimer-Rad steckt, verbunden mit der entschleunigten Art des Radfahrens in herrlicher Landschaft, wo man Schönes entdecken kann, was im sportiven Radrennsport nicht geht“, sagt Rob Lustig. Seit 2010 fährt der Holländer bei sogenannten Vintage-Fahrten mit. In Spanien, in Südafrika und in Italien ist er schon geradelt. Nun war er einer von insgesamt 280 Teilnehmern aus 14 verschiedenen Nationen aus ganz Europa, die sich am Samstag mit ihren Rennrädern, Baujahr 1920 bis 1987, wie anno dazumal bei der Eroica Germania im Rheingau trafen.
Die bundesweit erste Auflage der legendären L‘Eroica Gaiole, „The Beauty Of Fatigue And the Thrill Of Conquest“, die vor gut 21 Jahren im Chianti ihren Anfang nahm und dort seither jährlich im Herbst rund 7000 Teilnehmer anzieht. Acht Eroica-Veranstaltungen gibt es weltweit.
„Man hat eine direkte Vorstellung, wie es früher war, Mann gegen Maschine, das ist das Besondere“, sagt Torsten Seuberth aus Hofheim am Taunus. Für ihn ist die L´Eroica einmal im Jahr ein Muss. Wobei er im Rheingau absolut Potenzial für diese spezielle Fahrradszene sieht, die das historische Radeln über alte Weinbergswege liebt. Mit seinem Bianchi-Rad von 1986 kommt er gerade vom längeren Kurs über 120 Kilometer am Ziel auf dem Draiser Hof, dem Sitz des Weinguts Baron Knyphausen in Erbach, an. Das Weingut ist „sportliche Heimat“ und Partner der Eroica Germania. So konnten die Eroicaner unter zwei Etappen wählen: einer kurzen, 70 Kilometer-Route mit 1200 Höhenmetern vom Draiser Hof über Martinsthal und Rauenthal, der Bubenhäuser Höhe und der Rausch, Kiedrich und Hausen runter ins Wisper- und Ernstbachtal, zurück über Stephanshausen und Hattenheim. Oder einer langen Route über 2300 Höhenmeter mit einer Schleife über Dickschied und Nastätten. Bei alle dem stand wie im Chianti auch der spezielle Esprit der Eroica Pate. An den Verpflegungsstationen gab es Wein anstatt Wasser.
Neuauflage im kommenden Jahr wahrscheinlich
„Hier ist der Platz, um Eroica auch in Deutschland zu machen. Viele Deutsche kommen seit Jahren nach Italien zur Tour, es war Zeit, das Event auch hier zu präsentieren, in einer wunderbaren Region, die viele von Eroica noch nicht kennen“, sagt Amedeo Polito, Global Event Coordinator L’Eroica aus Italien. Wobei er betont, dass die Größe des Starterfeldes für das erste Mal gut gewesen sei. Es gebe noch die einen oder anderen Verbesserungsvorschläge, aber einer nächsten Eroica Germania im Rheingau stehe nichts im Wege, lassen die Veranstalter Silke und Uwe Buhrdorf aus Berlin wissen. Was auch dem Hausherrn, Baron Gerko zu Knyphausen, gefällt. Er unterstreicht die „tolle Premiere“ der Genussfahrt im Rheingau: „So etwas hat die Region noch nicht erlebt.“ Und, sollten es in ein paar Jahren dann auch Tausende Teilnehmer sein, die bekomme man im Rheingau schon unter, markiert der Baron mit einem Augenzwinkern.