RHEINGAU - (bad). Auch wenn der Internationale Tag gegen Lärm, der am 25. April zum 21. Mal stattfindet, offenbar „weder Eindruck gemacht, noch Wirkung auf die Politik gezeigt hat“ – das ist jedenfalls die Wahrnehmung der Bundesvereinigung gegen Schienenlärm (BVS) – er wird dennoch auch heute wieder zum Anlass genommen, um auf die unzumutbaren Zustände entlang der Bahnstrecke im Mittelrheintal hinzuweisen. „Laut war gestern“ ist diesmal das Motto. Die BVS sowie das Bürgernetz Pro Rheintal fordern aus Anlass des Tags gegen Lärm zum wiederholten Mal, dass die Belastung der Bevölkerung realitätsgetreu erfasst wird. Die gesetzlichen Bestimmungen sehen aber nur Durchschnittsberechnungen des Lärms vor und keine Messungen. Die Anwohner plagten aber vor allem die bis zu 110 Dezibel lauten Spitzenpegel.
„Politikern fehlt es an Mut, Grenzwerte zu setzen“
Obwohl es technisch machbar und wirtschaftlich zumutbar sei, den Bahnlärm auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, passiere nichts, weil es der Politik an Mut fehle, der einflussreichen Mobilitätsbranche und der Industrie Grenzwerte für Fahrzeuge zu setzen, so Frank Gross, Vorsitzender von Pro Rheintal. Verkannt werde dabei der riesige Schaden, der angerichtet werde, weil die Menschen krank werden, ihre Immobilien an Wert verlieren und die Gäste ausbleiben. Das Bürgernetzwerk, das gegenwärtig eine umfassende Befragung der Lärmbetroffenen im Rheintal organisiert, will notfalls vor Gericht ziehen, um Fahrverbote und Entschädigungen zu bewirken. Die BVS denkt an eine Verfassungsbeschwerde.
Senkung des Bahnlärms möglich
Die Bahn habe in der jüngsten Sitzung des Beirats Leiseres Mittelrheintal zwar noch zusätzliche Lärmschutzmöglichkeiten angekündigt, diese nutzten aber wenig, wenn im Gegenzug, wie erwartet, noch viel mehr Güterzüge durch das Rheintal donnerten, so die Bürgerinitiativen. Wann, wenn nicht jetzt unter einer Großen Koalition, die finanziell gut ausgestattet sei, könne die Aufgabe spürbare Senkung des Bahnlärms angegangen werden?, fragt sich die BVS.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner sieht darin, dass sich die Parlamentsgruppe Bahnlärm neu konstituiert hat, schon ein gutes Zeichen. Dies zeige, dass der Lärm im Bundestag angekommen ist, erklärte sie. Sie werde sich dafür einsetzen, den hohen Erwartungen an die Politiker auch gerecht zu werden, kündigte sie an. Pro Rheintal schlägt unterdessen vor, den landschafts- und umweltverträglichen Lärmschutz auch zum Thema der Bundesgartenschau 2031 zu machen.