Langjähriger Harlekin des Eltviller Carneval Vereins gibt seine letzte Vorstellung
Von Lisa Marie Christ
Mit sechs Jahren stand Heinz Günther Haas schon auf vielen Bühnen. Fotos: ECV
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ELTVILLE - Seit 69 Jahren steht er schon auf der Bühne: Heinz Günther Haas ist ein Mann der ersten Stunde des Eltviller Carneval Vereins (ECV) und ein Original der Eltviller Fastnacht. Am Samstagabend betritt er das letzte Mal die Bütt bei der zweiten Prunksitzung des ECV in der Turnhalle der Freiherr-vom-Stein-Schule in Eltville.
Am 21. Januar 1949 hatte Haas seinen ersten großen Auftritt. Nach der Vereinsneugründung stand der damals Sechsjährige als Kinderprinz in den Startlöchern. „Meine Eltern haben mich schon früh geprägt und die Fassenacht hat mich bis heute nicht losgelassen“, berichtet Haas. Als Jugendlicher war er Mitglied der Jugendhofsänger, machte danach aber eine Pause vom Bühnenleben.
Erst 1980 ist er ins Vereinsleben zurückgekehrt und gründete die Tanzgruppe Haas. „Das war damals revolutionär“, sagt er und schwelgt in Erinnerungen. Tänze als „Boney M“, „Dschingis Khan“ und „Karneval in Venedig“ füllten damals eine gut 20-minütige Show, die Haas auch moderierte. Vorsitzender und Sitzungspräsident Matthias Bleul weiß noch, dass er als kleiner Junge die Show verfolgte. „Das war total faszinierend. Die Kostüme wirkten so echt, dass wir dachten, die Stars sind wirklich da“, betont er. „Wir haben uns danach sogar Autogramme geholt.“
Aber tanzen kann man nicht ewig. Das wusste Heinz Günther Haas damals schon. Deswegen suchte er eine andere Möglichkeit, sich auf der Bühne zu verewigen. „Ich habe mich immer bemüht, neue Sachen zu entwickeln. Deswegen habe ich dann auch den Harlekin übernommen“, erklärt der heute 75-Jährige. 24 Jahre gab er den Protokoller im Clowns-Kostüm für seinen Verein. Das Talent zum Reden in der Bütt habe er von seinen Eltern geerbt, sagt er. Er habe schon früh vor vielen Leuten gesprochen, nicht nur in der Fassenacht. Auch als Nikolaus in der Nachbarschaft hat er die Menschen unterhalten.
Neben der Büttenrede hegt Haas noch eine weitere Leidenschaft: die Musik. „Ich musste immer irgendwas mit Musik machen“, betont der langjährige FDP-Fraktionsvorsitzende. Das fing bei den Jugendhofsängern an, ging über das „Dalwe-Trio“ mit Gitarre und Akkordeon und die singenden „Schoppepetzer“. Auch beim „Rheinadel“ war Haas aktiv: ein Trio in der Eltviller Fassenacht, das für seine Witze auf der närrischen Bühne bekannt ist.
„Der Verein lebt durch Enthusiasten wie Heinz Günther“, sagt Sitzungspräsident Bleul. „Wir brauchen Leute, die sich auch um die Jugend kümmern, und das hat Heinz Günther immer getan.“ Gemeinsam mit seinem Sohn und Enkel sind aktuell drei Generationen im Elferrat des Vereins vertreten. Mit dem Enkel stand er elf Jahre lang sogar zusammen in der Bütt. Die Fassenacht lebt also in der Familie Haas fort.
Aber jetzt ist Schluss: Haas verlässt nach fast sieben Jahrzehnten die Bühne. Er habe die schöne Zeit genossen, sagt er, traurig über das Ende sei er dennoch nicht. „Ich nehme es immer so, wie es ist. Und wenn es nicht mehr geht, dann geht‘s nicht mehr“, betont das heutige Ehrenmitglied des ECV. Gesundheitliche Gründe zwingen ihn dazu, aus der Bütt auszusteigen. Das bedeute aber nicht, dass seine Arbeit im Verein getan sei. „Wenn jemand Hilfe beim Schreiben braucht oder Ideen sucht, dann helfe ich natürlich“, sagt Haas mit einem zufriedenen Lächeln. Auch im Komitee bleibt er aktiv, so lange es geht, und verfolgt die Bühnenkarriere von Sohn und Enkel ab sofort nur noch von oben.