Bei der Juniorwahl im Gymnasium Eltville haben 400 Schüler, die überwiegend noch nicht wahlberechtigt sind, über Europa abgestimmt. Am Freitag sollen die Ergebnisse vorliegen.
Von Thorsten Stötzer
Im Gymnasium Eltville dürfen an zwei Tagen Schüler abstimmen, die sonst ganz überwiegend noch nicht wahlberechtigt sind.
(Foto: DigiAtel/Heibel)
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ELTVILLE - Drei Falzstellen sind nötig, um aus einem langen Streifen ein Quadrat zu machen. „Leider haben wir nicht den Luxus, dass wir die Wahlzettel gefaltet geliefert bekommen“, berichtet Paula Mehring und fährt mit ihrer Arbeit fort, die nötig ist, um die Juniorwahlen im Gymnasium Eltville zu ermöglichen. Auf dem Zettel stehen 40 Wahlvorschläge – von der CDU bis zur Kleinpartei Volt.
Das entspricht exakt dem, was die Bürger bei der Europawahl am kommenden Sonntag vor sich liegen haben werden. Im Gymnasium dürfen nun an zwei Tagen Schüler abstimmen, die sonst ganz überwiegend noch nicht wahlberechtigt sind. Ab dem 8. Schuljahr kann jeder mitmachen, insgesamt sind dies rund 400 Schüler.
Die Resultate werden am Freitagabend veröffentlicht
Sie erscheinen immer klassenweise zur Juniorwahl, die allen formalen Anforderungen genügt. So zeigen die Jugendlichen ihren Ausweis und eine Wahlbenachrichtigung vor, die der Leistungskurs Politik und Wirtschaft der Stufe Q 2 – das entspricht der Jahrgangsstufe 12 – vorher verschickt hat. Die acht Mitglieder achten darauf, dass während der Stimmabgabe niemand neben den Wahlkabinen steht.
Schließlich ist auch die Juniorwahl geheim, entsprechend den üblichen demokratischen Standards. Das Material dazu stellt die Bundeszentrale für politische Bildung, es gibt viele Förderer. Der Deckel der Wahlurne wurde mit Kabelbinder und Siegel gesichert. Nach der Auszählung werden die Resultate am morgigen Freitagabend veröffentlicht, also kurz vor dem „großen“ Wahlgang.
„Wer sich mit Politik auseinandersetzt, dem ist die Bedeutung der Europawahl bewusst“, vermutet Manuel Senger. Die Acht- und Zehntklässler haben sogar Plakate angefertigt. Von den Leistungskursmitgliedern seien einige schon 18 Jahre alt und dürften am Sonntag selbst wählen gehen, schildert Raphael Schneider.
Es bleibt die Frage, ob die Aktion im Gymnasium eher dazu dient, Schüler mit dem Ablauf einer Wahl vertraut zu machen, oder ob das Meinungsbild im Vordergrund stehen soll. „Ein ausgewogenes Sowohl-als-auch“, erkennt da Dominik Lawetzky. Die Teilnahme helfe, sich später bei „richtigen Wahlen“ zurechtzufinden. Was die Ergebnisse anbelangt, so gibt es Erfahrungswerte von der Bundestagswahl 2017.
Seinerzeit wurden die Grünen mit 37,3 Prozent Zweitstimmen stärkste Kraft im Gymnasium – vor der CDU mit 23,8 Prozent, wobei Klaus-Peter Willsch als Kandidat der Union dennoch das Direktmandat gewann. Es folgten die FDP mit 14,8 Prozent und die SPD mit 12,5 Prozent. Abgeschlagen rangierten die Linken mit 3,8 Prozent und die AfD mit 1,3 Prozent der Stimmen. Stärker als die Rechten schnitten noch Piraten und „Die Partei“ ab.
Yvonne Springer nimmt als zuständige Lehrerin an, dass vor zwei Jahren die Frage nach der Senkung des Wahlalters eine große Rolle gespielt habe. Jetzt könnte ein allgemeiner Rechtsruck in Europa die Schüler bis hin zur aktuellen Situation in Österreich beschäftigen. Für die Eltviller Gymnasiasten ist Radikalität zumindest bislang nicht typisch. Vorbildlich hoch war zudem im Jahr 2017 die Wahlbeteiligung mit 93,7 Prozent.