ERBACH - Carsharing kann etliche Autos ersetzen, wobei die Angaben zur möglichen Zahl schwanken. Außerdem berichten Befürworter und Nutzer, dass sich die Einstellung zur Mobilität ändere. Ein gewandeltes Bewusstsein führe dazu, dass eher mal zu Fuß zum Bäcker gegangen oder das Fahrrad genutzt werde, statt sich scheinbar automatisch hinters Lenkrad zu setzen.
Anbieter aus Aschaffenburg
Die Eltviller Grünen haben sich nun in einer Veranstaltung näher mit neuen Mobilitätskonzepten und speziell mit Car-sharing und Mitfahrbänken beschäftigt. Zum ersten Komplex referierte in Erbach Peter Mentzel vom Unternehmen „app2drive Deutschland GmbH“ aus Aschaffenburg, das professionelles Carsharing betreibt. 2013 gegründet, befinde sich die Firma auf Wachstumskurs.
„Wir sind jetzt dabei, die 500-Fahrzeuge-Marke zu überspringen“, erklärte Mentzel. Dabei bestehen vier Klassen vom Klein- bis zum Lieferwagen. Es werden auch Elektroautos eingesetzt, doch für sie fehle häufig noch das Netz. Von einer klassischen Autovermietung hebe sich „app2drive“ dadurch ab, dass die Autos rund um die Uhr verfügbar seien und weniger Personal benötigt werde.
Die durchschnittliche Mietdauer betrage zweieinhalb Tage. Das Tarifsystem unterscheide sich ebenfalls, es beginne bei 3,60 Euro pro Stunde und 18 Cent pro Kilometer für einen Fiat 500 in der Basisversion. Bei anderen Modellen fallen Monatsgebühren an, wofür sich die variablen Kosten reduzieren. „Wir sind eine Ergänzung, eine Konkurrenz zum Zweitwagen“, erläuterte Mentzel das Konzept.
Neben Privatleuten hat „app2drive“ Kommunen als Kunden-Zielgruppe im Blick. Das macht das System für Grünen-Kommunalpolitiker interessant. Für eine Stadt der Größe Eltvilles seien drei bis vier Standorte erforderlich in Form von der Kommune kostenlos gestellter Parkplätze, so Mentzel. Es sei wünschenswert für das logistische System, dass sich zudem Nachbarorte beteiligten. Das betriebswirtschaftliche Risiko trage „app2drive“. Dazu gebe es Sondertarife für die Städte und Gemeinden, von denen allerdings auch Kooperation bei der Öffentlichkeitsarbeit erwartet werde. „Die Region wächst zusammen“, betonte Mentzel zum Imagegewinn. Viele Fragen bezogen sich anschließend auf praktische Aspekte wie Versicherung, Reinigung, Tanken, Buchung und Registrierung.
Bei Mitfahrbänken fehlt es noch an Mitfahrenden
Erfahrungen mit Mitfahrbänken schilderte danach Reiner Theis von der Lokalen Agenda und dem Arbeitskreis Energiewende aus Taunusstein. Das Interesse von Fahrern und Sponsoren an dem Projekt sei hoch. Häufig dienten die insgesamt 15 Bänke in neun von zehn Stadtteilen als Zubringer zum Busbahnhof, schadeten also keinesfalls dem ÖPNV. Über 200 Autobesitzer gäben sich mit Schildern hinter der Windschutzscheibe als Teilnehmer zu erkennen, allerdings fehle es noch an Mitfahrenden.