Bei der Restaurierung der Kreuzigungsgruppe auf dem Erbacher Friedhof kommt modernste Technik zum Einsatz.
Harmonisches Gesamtbild: Auf dem Erbacher Friedhof wurde unlängst die große Kreuzigungsgruppe mit lebensgroßen Figuren und Überdachung saniert.
(Foto: Fördererkreis Bildstöcke und Steinkreuze Eltville-Erbach)
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ERBACH - (red/boli). Wer in den vergangenen zwei Monaten den Erbacher Friedhof besucht hat, dem ist nicht entgangen, dass sich an der Kreuzigungsgruppe mit lebensgroßen Figuren etwas getan hat: Die gesamte Gruppe und auch das Schutzdach waren eingerüstet – und wurden umfangreich restauriert. Das berichtet der Fördererkreis Bildstöcke und Steinkreuze Eltville-Erbach. Die Vorbereitungen für die Sanierung begannen schon im Jahr 2015.
Laser reinigt Sandstein von Verkrustungen
Grundlage für die Restaurierungsarbeiten der großen Kreuzigungsgruppe auf dem Erbacher Friedhof bildete ein Gutachten sowie ein Restaurierungskonzept der Werkstatt des Diplom-Restaurators Steyer in Eppstein. Die zuständige Denkmalschutzbehörde gab zusätzlich ein Gutachten beim „Institut für Steinkonservierung“ in Auftrag (2019), das die vorangegangenen Ergebnisse bestätigte. Ein Drohnenflug über das Dach lieferte weitere Erkenntnisse. Mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde konnten die Arbeiten dann 2021 beauftragt und durchgeführt werden. Dabei sind der Fördererkreis Bildstöcke und Steinkreuze Eltville-Erbach mit seinen Spendern und die Stadt Eltville gemeinsam engagiert für den Erhalt dieses wichtigen Erbacher Denkmals eingetreten.
Wie der Verein weiter zur Historie der Kreuzigungsgruppe – bestehend aus dem Kruzifix und den Assistenzfiguren Maria, die kniende Maria Magdalena und Johannes – berichtet, wurde diese um 1520 geschaffen. Sie zählt zu den großformatigen, spätgotischen Skulpturen am Mittelrhein, die es im Rheingau in mehreren Kirchorten gibt. Die Frage, ob es sich in Erbach um eine Arbeit des Mainzer Bildhauers Hans Backoffen, seiner Werkstatt oder eines unbekannten Meisters handelt, wird in der Fachliteratur diskutiert. Unbestritten sei aber die Datierung in die Zeit um 1520. Die Darstellung ist also rund 500 Jahre alt und damit sowohl die älteste als auch wertvollste Skulptur, für deren Erhalt sich der Fördererkreis Bildstöcke und Steinkreuze Eltville-Erbach einsetzt. Nach der Restaurierung sind die Details der Darstellung nun wieder deutlich zu erkennen. Durch vorsichtige Reinigung mit Wasser und spezieller Laserreinigung wurde die schwarze Verkrustung, die Teile der Skulpturen bedeckte, reduziert. Diese Verkrustungen seien nicht nur ein optisches Problem, sondern führten auch durch Kapillarverschluss des Gesteins und unterschiedliches thermisches Verhalten zu schalenförmigem Abplatzen von Gesteinsschichten – und damit schließlich zum Zerfall der Bildnisse.
Der wieder hellere Sandstein, der zum Teil punktförmige oder gebänderte Eiseneinschlüsse aufweist, zeigt, dass es Ausbesserungen in der Vergangenheit gegeben hat. In der aktuellen Restaurierung wurden die Anschlüsse solcher Ausbesserungen überprüft und mit geeignetem Material erneuert, da der früher verwendete Zementmörtel durch die abweichende Ausdehnung bei Nässe und Hitze gegenüber dem Stein auch eine Sprengwirkung entfalten kann.
Weil das Ensemble insgesamt unter Denkmalschutz steht, wurde auch die Überdachung saniert, die im Zusammenhang mit der letzten Restaurierung Anfang der 1970er-Jahre errichtet wurde. Um künftig Belastungen im Bereich des Sockels gering zu halten, wird eine Möglichkeit geprüft, Grablichter separat aufzustellen. Bis dahin wird zum Schutz der Gruppe darum gebeten, dort keine Kerzen aufzustellen.